Film Film: Schauspielerin Christine Kaufmann wird 60

München/dpa. - Von Kindesbeinen an war die in Gröbming in der Steiermark geboreneTochter eines ehemaligen deutschen Offiziers und einer französischenMaskenbildnerin ein Star. Erste Schritte ins Showleben macht sie -gemanagt von ihrer ehrgeizigen Mutter - mit sieben Jahren im Ballettdes Münchner Gärtnerplatz-Theaters. Mit neun wird sie als «Rosen-Resli» bekannt. «Damit war meine Kindheit zu Ende», schreibt sie inihrer Autobiografie.
Schon als Teenager macht sie international Karriere, spielt inItalien und Frankreich. Mit 15 Jahren wird sie unter 33 Mädchenausgesucht, um in dem Streifen «Stadt ohne Mitleid» neben KirkDouglas die weibliche Hauptrolle zu spielen - dafür erhält sie einenGolden Globe und schafft zugleich den Sprung nach Hollywood. 1962dreht sie dort Filme wie «Tunnel 28», «90 Minuten nach Mitternacht»und Taras Bulba».
Für Schlagzeilen sorgt ein Jahr später ihre Hochzeit mit dem 20Jahre älteren Schauspieler Tony Curtis. Als die Ehe nach fünf Jahrengeschieden wird, kehrt Christine Kaufmann zusammen mit ihren TöchternAlexandra und Allegra nach Deutschland zurück. Das Interesse derGazetten konzentriert sich auf den erbitterten Sorgerechtsstreit mitihrem Ex-Mann, in dessen Verlauf die Kinder von London nach LosAngeles entführt werden.
Trotz aller Schwierigkeiten gelingt Kaufmann das künstlerischeComeback, nicht zuletzt gewinnt die Schauspielerin mit Regisseurendes neuen deutschen Films Profil. Sie ist unter anderem in Werner-Schroeter-Filmen zu sehen und dreht 1981 mit Rainer Werner Fassbinder«Lola» und «Lili Marleen». Das Fernsehen hält Rollenangebote unteranderem in der Familien-Saga «Die Laurents» und in der Erfolgsserie«Monaco Franze» für sie bereit. Vor drei Jahren stand sie noch einmalam Wiener Burgtheater auf der Bühne. Sie spielte dort in einerInszenierung von Christopher Marlowes «Der Jude von Malta» unterPeter Zadek.
Sie habe die «Scheinwelt» aus Ruhm und Glamour «sehr gutüberlebt», sagt sie heute. Vor allem als Kind hatte die kleineChristine Kaufmann unter der knallharten Karriere immer wiedergelitten. «Der Prozess des "Berühmtwerdens" ist auf jeden Fall eineEntwurzelung», schreibt sie in ihrer Autobiografie. Sie habe sichnicht nach Jubel und Ruhm gesehnt, sondern wie jedes Kind nach Ruheund Glück. Um sich zu schützen, habe sie eine «unsichtbare Kruste» umsich gebildet. Für Kinderstars sei das Erwachsenwerden besondersschwer, fasst sie zusammen.
Sie vermisse heute die Schauspielerei nicht, sagt Kaufmann. DasLeben selbst sei bunter und vielfältiger. «Die wirklich tollen Sachenhabe ich erlebt, wenn keine Kamera drauf gehalten wurde.» IhreKreativität entfaltet Christine Kaufmann seit Jahren auf vielenanderen Gebieten: Sie baut Möbel, näht Gardinen und Kleider, forschtund erfindet (ergonomische) Haarspangen, schreibt Ratgeber, Kolumnenund Drehbücher - Vielseitigkeit war stets eines ihrer Markenzeichen.
Ein Buch zur «Körperharmonie» erschien 1985, es folgte eineautobiografische Zwischenbilanz unter dem Titel «Normal müsste mansein» und «Der Himmel von Tanger», in dem sie über Marokko als einLand berichtet, in dem sie für fünf Jahre ein Zuhause fand.Erfolgreich läuft ihre eigene Kosmetiklinie, darunter das Parfum«Claire», benannt nach ihrer Enkelin.
Nun will sie zusammen mit ihrem vierten Ehemann, dem Schauspielerund Maler Klaus Zey, ein Haus kaufen, sich mit Gartenarchitekturbeschäftigen: «Ich habe immer schon davon geträumt, einen schönenGarten zu haben», sagt sie. Sie freue sich darauf, diesen zu hegen,in Ruhe zu leben und für ihre Enkelkinder da zu sein «wie jede ganznormale Großmutter». Ihr künftiger Wohnort solle entweder inÖsterreich oder im Süden Frankreichs sein - in ihrem eigenenGeburtsland oder im Geburtsland ihrer Mutter.
(Christine Kaufmann: Christine Kaufmann und ich. Mein Doppelleben, 352 Seiten, 19,90 Euro, Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach, ISBN 3-7857-2203-6)