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Film Film: Französischer Superstar Michel Piccoli feiert seinen 80.

Von Sabine Glaubitz 21.12.2005, 13:28
Der französische Schauspieler Michel Piccoli wird am 27. Dezember 2005 80 Jahre alt. Er kann in seiner mehr als 60-jährigen Karriere auf über 200 Filme zurück blicken. (Foto: dpa)
Der französische Schauspieler Michel Piccoli wird am 27. Dezember 2005 80 Jahre alt. Er kann in seiner mehr als 60-jährigen Karriere auf über 200 Filme zurück blicken. (Foto: dpa) AFP

Paris/dpa. - Michel Piccoli ist eine Kämpfernatur. Im Beruf wieauch im Privatleben. Er lässt kein Filmfestival und keine Premiereaus, um auf die prekäre Situation des Schauspielerberufs hinzuweisen.Seinem «Sturm-und Drang-Charakter» hat der französische Schauspieler,der am Dienstag (27. Dezember) 80 Jahre alt wird, auch zu verdanken,dass er in seiner rund 60-jährigen Karriere auf über 200 Filmeblicken kann - im Durchschnitt 3 Filme pro Jahr.

Eine beachtliche Leistung, mit der außer Catherine Deneuve keinanderer Star in Frankreich mithalten kann. Seit Ende der 40er Jahresteht der in Paris geborene Piccoli vor der Kamera. Sein Filmdebütgab er 1945 in «Das Geheimnis der Berghütte», weitere Rollen folgtenin «Der Tod in diesem Garten» (1956) oder ein Jahr später in«Nathalie». Doch den endgültigen Durchbruch schaffte er 1963 in Jean-Luc Godards «Die Verachtung», wo er an der Seite von Brigitte Bardotderen schwächlichen Ehemann spielt.

Piccoli überzeugt durch Dominanz, Kraft und Einfühlungsvermögen:Ob in «Tagebuch einer Kammerzofe» (1964), in «Der diskrete Charme derBourgeoisie» (1972) oder in Marco Fererris Gesellschafts-Satire «Dasgroße Fressen» aus dem Jahr 1973. Alle drei Streifen wurden zuKlassikern der Filmgeschichte.

Romy Schneider gehörte zu den Schauspielerinnen, mit denen Piccolihäufig auf der Leinwand zu sehen war. Unter anderen in «TrioInfernal» (1974), «Die Dinge des Lebens» (1969) und im selben Jahrauch in «Die Spaziergängerin von Sans-Souci». Dabei stand Piccolisowohl vor als auch hinter der Kamera: Nachdem er 1991 und 1994 beizwei Kurzfilmen Regie geführt hatte, gab er 1997 sein von derFachkritik hoch gelobtes Debüt als Regisseur mit dem Spielfilm «Alorsvoilà», in dem ein Vater um den Zusammenhalt seiner Familie kämpft.

Furore machte Michel Piccoli indes auch immer wieder alsTheaterschauspieler - unter anderem in Arthur SchnitzlersTragikkomödie «Das weite Land», die der Schweizer Theater-RegisseurLuc Bondy auch für die Leinwand bearbeitet hat, oder in dessenerfolgreicher Ibsen-Inszenierung «John Gabriel Borkmann».

An Piccolis Kämpfernatur, die sich aus einer «dynamischenUnzufriedenheit nährt», wie der Sohn einer Musikerfamilieitalienischen Ursprungs selber sagt, hat sich auch im hohen Alternichts geändert: Erst in diesem Jahr führte er bei «C'est pas tout àfait la vie dont j'avais rêvé» Filmregie, sowie 2001 bei «DerSchwarze Strand». Der Trick-Spielfilm «Die Prophezeihung derFrösche», der die biblische Sintflut neu interpretiert, wurde imvergangenen Jahr von den Kritikern bejubelt. In dem Stück sind unteranderem die Stimmen von Piccoli und Annie Girardot zu hören.

In Agnès Vardas Film «Les cent et une nuit», eine Hommage auf 100Jahre Filmkunst, die auf der 45. Berlinale 1995 gezeigt wurde, standPiccoli als uralter «Monsieur Cinema» im Mittelpunkt. Agnès Vardabrachte sein schauspielerisches Geheimnis wohl am besten auf denPunkt: «Er versteht es, seine Kunst zu verbergen, weil er die Gabehat, sie sparsam zu verwenden.»