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Film Film: Die Schauspielerin Eva Renzi ist gestorben

Von Elke Vogel 16.08.2005, 15:29
Die Schauspielerin Eva Renzi (r.) und ihre Tochter Anouschka (Archivfoto vom 06.12.1995). (Foto: dpa)
Die Schauspielerin Eva Renzi (r.) und ihre Tochter Anouschka (Archivfoto vom 06.12.1995). (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Ob sie überMisshandlungen im Meditationszentrum der indischen Bhagwan-Sekteberichtete oder für die bessere Aufarbeitung der NS-Geschichtekämpfte - sie mischte sich in die gesellschaftspolitischen Diskurseder Zeit ein. Am Dienstag erlag Renzi im Alter von 60 Jahren inBerlin einem Krebsleiden. Das teilte der Anwalt der Familie derDeutschen Presse-Agentur mit.

Sie habe stets ihren Ekel und ihren Hass, vor allem auf ihrenVater aus sich herausschleudern wollen, sagte Renzi, die eineunglückliche Kindheit durchlitt, einmal. «Stattdessen habe ich ganzschnell ein Image verinnerlicht, bei dem nur mein Aussehen zählte,das Hübsche, hoch Aufgeschossene, Attraktive», verriet Renzi, dielange Jahre mit dem Schweizer Schauspieler Paul Hubschmid verheiratetwar. Der schnellen Karriere ihrer Tochter Anouschka, die aus eineranderen Beziehung hervorging, stand die Mutter deshalb langeskeptisch gegenüber - das Verhältnis zur Tochter war bis zuletztgetrübt.

Als Evelyn Renziehausen wurde Renzi am 3. November 1944 in Berlingeboren. Der Vater, ein dänischer Mayonnaise-Fabrikant, und diefranzösischstämmige Mutter ließen sich scheiden, als sie erst dreiJahre alt war. Das Mädchen wuchs in Internaten und Klosterschulen aufund schlug sich später unter anderem als Telefonistin, Hostess,Platzanweiserin und Fotomodell durch. Daneben absolvierte sie eineSchauspielausbildung bei Else Bongers in Berlin.

1964 erhielt Renzi ihr erstes Engagement im Ensemble von ErwinPiscator an der Freien Volksbühne Berlin. Nach der Geburt ihrerTochter Anouschka wollte sie als allein erziehende Mutter in die USAgehen. Doch der Journalist und Drehbuchautor Will Tremper engagiertesie für den Film «Playgirl»: Mit der Geschichte eines Mädchens aufder Suche nach der Liebe des Vaters kam der Durchbruch beim Film.

Renzi wurde von der Kritik als «Mischung aus Julie Christie undIngrid Bergman» bejubelt. In vier Jahren drehte sie zehn Filme, unteranderem mit Paul Hubschmid, in den sie sich verliebte. In Las Vegasheirateten die beiden 1967 und galten trotz des Altersunterschiedsvon 24 Jahren fortan als Traumpaar des deutschen Films.

An ihrem neuen Wohnort Hollywood hatte die eigenwillige Renzischnell Probleme mit ihrem Star-Image und lehnte unter anderem eineRolle als James-Bond-Girl an der Seite von Sean Connery ab. InDeutschland suchte sie sich einen eigenen Freundeskreis undrebellierte gegen «das Luxusleben, die Nazis, die Deutschenüberhaupt». 1973 brach Renzi zu einer mehrmonatigen Reise nach Indienauf. Nach ihrer Rückkehr warf sie dem Meditationszentrum der Bhagwan-Sekte Drogenmissbrauch sowie Misshandlungen vor und sorgte damit fürSchlagzeilen.

Vor allem im Ausland drehte Renzi Fernsehfilme. 1971/72 war sie imUS-Fernsehen der weibliche Star in der Serie «Primus». In der Schweizmoderierte sie sechs Folgen der Talk-Show «Heute für Leute». Imfranzösischen Fernsehen sah man sie zwischen 1979 und 1981 als Jennyin der Reihe «Papa poule». 1980 spielte sie die Hauptrolle in demFilm «La fille prodique» von Jacques Doillons.

Im deutschen Fernsehen war Renzi in den 80er Jahren unter anderemin den Serien «Das Waldhaus», «Peter Strohm» und «Das Erbe derGuldenburgs» zu sehen. Daneben trat sie immer wieder am Theater aufund absolvierte zahlreiche Tourneen. 1980 wurde ihre schon Jahrezuvor zerbrochene Ehe mit Paul Hubschmid geschieden.

1983 sorgte Renzi für Schlagzeilen, als sie bei den Bad HersfelderFestspielen angeblich den damaligen Bundespräsidenten Karl Carstensals «alten Nazi» bezeichnete und ihr Engagement daraufhin gekündigtwurde. In Bad Hersfeld nahm sie auch als Rednerin bei einerKundgebung gegen ein Treffen ehemaliger SS-Angehöriger teil.