Festivals Festivals: Frenetischer Beifall für «Das Trojanische Boot»

Bochum/dpa. - Regie führte BerndJeschek. Das Publikum geriet bei der Premiere in BochumsJahrhunderthalle aus dem Häuschen, trampelte begeistert, pfiffanerkennend, spendete stehend Applaus und erzwang Zugabe um Zugabe.
Die Operette handelt von zwei Inseln, die einandergegenüberliegen. Die eine wird von Kriegern bevölkert, die andere vonMusensöhnen. Als eines Tages überraschend ein Boot auftaucht - dastrojanische aus dem Titel - sehen die einen darin Anzeichen einerAttacke, die anderen vermuten an Bord eine wunderschöne Prinzessin.Beherzt schwimmt ein Krieger hinüber, trifft tatsächlich auf eineüber alle Maßen schöne Prinzessin und verliebt sich sofort. Esgeschieht, was in jeder Operette geschehen muss: die beiden singenein Duett.
Die Lyriker erkennen im Übergriff des Kriegers eine Aggression,beinahe wären die beiden Völker übereinander hergefallen, dieSpannung steigt - da kommt effektvoll die Pause.
Im zweiten Akt findet die Prinzessin einen weisen Ausweg: siekanalisiert die männlichen Aggressionen, statt zu einem Krieg kommtes zu einem Wettbewerb der Musiker. Dieser Kampf der Trompeten,Posaunen und der Tuba wird zum Höhepunkt in Jescheks klugkonstruiertem Libretto, das mit ironischen Versen das Ringen um dieÜbermacht durch den Kakao zieht: «Auf ins musikalische Gefecht! Essiege unser röhrendes Geschlecht!»
Das Septett spielte nicht nur virtuos und humorvoll, es lehntesich laufend an Bekanntes an und passte es zu eigenen Zwecken ein:Film- und Kirchenmusik, Jazz und Volkslieder, Jodler und Techno.Gleichzeitig ersetzten die Bläser die Sänger und Tänzer wie den Chorund kamen ohne Bühnenbild aus.
Das zerstörerische Gegeneinander wird aufs Korn genommen,Kriegstreiberei, Fremdenhass und jede Form der Dummheit, dermännlichen insbesondere. Jeschek konzentriert seine Inszenierung aufdas Allerwesentlichste, sprechende Arrangements und komische Posen.Am witzigsten allerdings wirkt die Prinzessin im Mittelpunkt dermännlichen Begierden - denn sie wird von einem Mann gespielt. Wenndieser sein zu einem Pferdeschwanz gebundenes Haar öffnet, ist dieBotschaft klar, und die Differenz zwischen behaupteter Schönheit undtatsächlicher Erscheinung ist urkomisch.
«Das Trojanische Boot» ist die erste Theaterarbeit des WienerBläserseptetts Mnozil Brass, deren Mitglieder schon oft als die«Monty Pythons der Musik» bezeichnet wurden. Sie sind allesamtAbsolventen der berühmten Wiener Musikuniversität.
Ganz egal, wer die Prinzessin am Schluss eroberte, Mnozil Brasseroberte auf jeden Fall das Publikum - im Sturm.
(Aufführungen am 31. Aug.; 1. und 2. Sept. in Bochum; 3. Sept.Mülheim, 4. Sept. Herne, 8. Sept. Gelsenkirchen, 10. Sept. Hamm;große Tourneen auch durch Österreich und die Schweiz sind bereitsgeplant. - Kartentelefon: 0700 20 02 34 56)