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Festival Festival: Fans elektronischer Musik sehen Sonne, Mond und Sterne

Von Oliver Hollenstein 02.08.2010, 07:41
Am Wochenende kommen beim Festival «Sonne, Mond und Sterne» Fans elektronischer Musik wieder auf ihre Kosten . (FOTO: DPA)
Am Wochenende kommen beim Festival «Sonne, Mond und Sterne» Fans elektronischer Musik wieder auf ihre Kosten . (FOTO: DPA) dpa

Saalburg-Ebersdorf/dpa. - Sonne, Mond, Sterne - drei Dinge,die mit elektronischer Musik normalerweise wenig zu tun haben. Annormalen Wochenenden tanzen sich die Fans der Computerklänge fernabvon Nachthimmel und Tageslicht in dunklen Clubs in Berlin und anderenMetropolen in Ekstase. Am kommenden Wochenende (6. bis 8. August) istdas anders: 30 000 Elektrofans pilgern zu Deutschlands größtemStausee und feiern im südostthüringischen Saalburg-Ebersdorf unterfreiem Himmel das bereits ausverkaufte «SonneMondSterne»-Festival.

Die Veranstalter bezeichnen das dreitägige Musikfest als dasgrößte Festival für elektronische Musik in Deutschland - unddistanzieren sich von der als «größte Party der Welt» beworbenenLoveparade. «Wir sind kein Techno-Festival, sondern ein Festival fürelektronische Musik», sagt Veranstalter Markus Ohm. Was dem Laienerst einmal ein Stirnrunzeln entlockt, ist für die Fans sonnenklar:«Techno ist nur eine Art elektronischer Musik, wir möchten aber einSchaufenster für alle Arten elektronischer Musik sein.»

Unter den 150 Auftritten finden sich daher auch Namen wie dieFantastischen Vier und Jan Delay, die im ersten Moment nicht mitelektronischer Musik in Verbindung gebracht werden. «Aber das sindKünstler, die ihre Wurzeln in der Elektroszene haben und immer nochdavon geprägt sind», sagt Ohm. Seit der Gründung des Festivals 1997sei es das Ziel, auch die Grenzbereiche zu anderen Musikstilenauszuloten.

Während das Festival in den vergangenen Jahren weitestgehendabgeschottet von der großen Öffentlichkeit ablief, geriet es indiesem Jahr nach der Katastrophe auf der Loveparade in Duisburg inden Fokus. «Wir erhalten jeden Tag Anrufe von besorgten Fans und denMedien», sagt Ohm. Polizei, Stadt und Veranstalter prüften deswegennoch einmal das Sicherheitskonzept und kamen einmütig zum Ergebnis:«Sowas kann bei uns nicht passieren.»

Tatsächlich ist das Festival kaum mit der Loveparade und ihrenHunderttausenden Besuchern zu vergleichen. Die Fans feiern auf einer100 Hektar großen Wiese direkt an Deutschlands größtem Stausee - derBleilochtalsperre. «Der Platz ist nach allen Seiten offen und dieZäune lassen sich schnell aushängen», sagen die Veranstalter - undauch die Polizei bestätigt: «Das sind völlig andere Gegebenheiten.»

Nicht viel anders sind die Begebenheiten allerdings für dieAnwohner: Drei Tage lang 30 000 Fans, 400 000 Watt Licht, 400 000Watt Sound und 250 Tonnen Müll. Und das nur 500 Meter von der 3800Einwohner zählenden Gemeinde Saalburg-Ebersdorf entfernt. WährendHohenfelden bei Erfurt das Highfield-Festival mit 25 000 Gästen imvergangenen Jahr zu viel wurde, freuen sich die Saalburger auf die«netten und freundlichen Gäste», sagt eine Sprecherin derTouristeninformation. «Hier ist schon Monate vorher alles ausgebucht- das Festival ist ein riesiger Wirtschafts- und Tourismusfaktor.»

Und die Anwohner sehen es offensichtlich auch gelassen, sagtPolizeisprecherin Heidi Kröller: «Es gibt kaum Beschwerden. Wer dasnicht mag, der fährt einfach weg.» Das einzige Problem des Festivalssind die Drogen. Mehrere hundert Drogendelikte verzeichnet diePolizei jedes Jahr. «Und wir werden auch dieses Jahr wiederkontrollieren.» Die Veranstalter wehren sich aber gegen einepauschale Verurteilung der Gäste. Ohm: «Wenn man bedenkt, dass hiereigentlich jeder kontrolliert wird, sind das nicht viele Funde.»