1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Fernsehjournalist: Fernsehjournalist: ARD-Korrespondent Lothar Loewe gestorben

Fernsehjournalist Fernsehjournalist: ARD-Korrespondent Lothar Loewe gestorben

Von Esteban Engel 23.08.2010, 15:16
Der Fernsehjournalist Lothar Loewe, der 1976 wegen seiner Berichterstattung aus der DDR ausgewiesen wurde, ist tot. (FOTO: DPA)
Der Fernsehjournalist Lothar Loewe, der 1976 wegen seiner Berichterstattung aus der DDR ausgewiesen wurde, ist tot. (FOTO: DPA) dpa

Berlin/dpa. - Er gehörte zu den Pionieren unter den deutschenFernsehjournalisten, seine prägnante Stimme war ein Markenzeichen:Lothar Loewe, der wegen seiner Berichte aus der DDR ausgewiesenwurde, ist tot. Er starb am Montag im Alter von 81 Jahren in Berlin,wie der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) mitteilte. Der 1929in Berlin geborene Journalist war ARD-Korrespondent in Washington,Moskau und Ost-Berlin. Loewe berichtete unter anderem über dieSelbstverbrennung des ostdeutschen Pfarrers Oskar Brüsewitz. Von 1983bis 1986 war er Intendant des Senders Freies Berlin (SFB), einem derRBB-Vorgänger. «Er war und blieb immer Reporter. Sobald dieAktualität rief, war er da», sagte RBB-Intendantin Dagmar Reim.

Der frühere WDR-Intendant Fritz Pleitgen sagte derNachrichtenagentur dpa am Montag, Lothar Loewe sei «derherausragenden Rundfunkreporter der Nachkriegszeit gewesen». Er habedie Ehre gehabt, sein Nachfolger in Moskau, Washington und Ost-Berlinzu sein. Loewe habe auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangsgearbeitet. «Seine Reportagen bleiben Vorbild für unerschrockeneMeinungsfreude.»

Bekannt wurde Loewe vor allem durch seine direkte und unbekümmerteArt, die Dinge beim Namen zu nennen. Mit einem Satz schrieb erFernsehgeschichte: «Hier in der DDR weiß jedes Kind, dass dieGrenztruppen den strikten Befehl haben, auf Menschen wie auf Hasen zuschießen», sprach er im Dezember 1976 ins Mikrofon. Die «Tagesschau»,die auch in weiten Teilen der DDR gesehen wurde, strahlte den Berichtaus.

Das Maß ist voll, meinten die SED-Machthaber, die den Journalistenschon lange loswerden wollten. Er war bereits mehrfach verwarntworden, beschattet wurde er sowieso. Loewe musste innerhalb von 48Stunden die DDR als «unerwünschte Person» verlassen und passierte amWeihnachtsabend 1976 den Grenzübergang nach West-Berlin. Nach derAusbürgerung Wolf Biermanns und den folgenden Künstlerprotesten lagendie Nerven im SED-Politbüro blank.

Für Loewe war das eine weitere Etappe seines Journalistenlebens.In Washington hatte er von 1961 bis 1967 unter anderem über die Kuba-Krise und die Ermordung John F. Kenendys berichtet. Von 1967 bis 1970war er dann ARD-Korrespondent in Moskau. Im Dezember 1974 wurde erLeiter des neu errichteten ARD-Studios in Ost-Berlin,

Nach seinem überstürzten Abgang aus der DDR kehrte er alsKorrespondent nach Washington zurück. Im März 1983 wurde erüberraschend zum Intendanten des damaligen Senders Freies Berlin(SFB) gewählt. Sein Führungsstil wurde aber zunehmend als ruppig und«ungewöhnlich autoritär» empfunden, so dass es schließlich zum«Aufstand» kam und Loewe im Mai 1986 den Rückzug antrat.

Nach dem Fall der Mauer wurde Loewe Hörfunkbeauftragter für denDeutschlandsender Kultur der DDR, der mit dem Kölner Deutschlandfunkund dem Berliner Sender Rias in ein neues nationales Hörfunksystemmit DeutschlandRadio und Deutschlandfunk überführt wurde. Immerwieder trat er als Kolumnist oder auch Zeitzeuge der Entwicklung inOst und West auf.