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Fernsehen Fernsehen: Trauer um Harry Valérien

Von Nina Jerzy 13.10.2012, 17:40
Sportjournalist Harry Valerien starb im Alter von 88 Jahren. (FOTO: DPA)
Sportjournalist Harry Valerien starb im Alter von 88 Jahren. (FOTO: DPA) dpa

Garmisch-Partenkirchen/dapd. - Der legendäre und äußerst beliebte Sportreporter Harry Valérien ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Der Mitbegründer und langjährige Moderator der ZDF-Sendung „Das aktuelle Sportstudio“ erlag am Freitagabend einem Herzversagen, wie sein Schwiegersohn Stefan Glowacz der Nachrichtenagentur dapd mitteilte. „Er ist ganz friedlich eingeschlafen“, sagte Extremkletterer Glowacz am Samstag.

Das Herz Valériens hörte demnach während einer Autofahrt auf zu schlagen. Er war auf der Rückfahrt von einem Treffen mit ehemaligen Kollegen und Skirennläufern in Oberbayern zu seinem Wohnort am Starnberger See. Bei ihm waren Ehefrau Randi und Freunde, wie Glowacz sagte.

Der am 4. November 1923 in München geborene Sportjournalist wechselte vom Bayerischen Rundfunk zum ZDF, das am 1. April 1963 auf Sendung ging. Er war Mitbegründer des „aktuellen Sportstudios“, das er in den Jahren von 1963 bis 1988 insgesamt 283 Mal moderierte.

ZDF-Intendant Thomas Bellut würdigte Valérien als einen der ganz Großen im Sportjournalismus: „Harry Valérien hat die Sportberichterstattung des ZDF nachhaltig geprägt“, erklärte er. „Er hatte seinen ganz eigenen Stil und einen feinen Humor, war immer souverän, sympathisch und aufmerksam.“ Chefredakteur Peter Frey bezeichnete Valérien als einen der legendären Gründerväter des ZDF-Sports. Er habe viele unvergessene Fernsehmomente geschaffen.

Zwtl.: „Ein Glücksfall“

Kollegen und Sportler erinnerten an die ganz besonderen Qualitäten der Reporterlegende. „Für Generationen von Journalisten in Funk und Fernsehen war Harry ein Idol“, sagte sein „Sportstudio“-Weggefährte Dieter Kürten einer ZDF-Mitteilung zufolge. Valérien habe immer einen festen Standpunkt vertreten und sei auf „seine ganz besondere bayerische Art bodenständig und amüsant“ gewesen.

Günther Jauch bezeichnete Valérien mit seiner Fähigkeit, Kompetenz und Unterhaltsamkeit zu verbinden, als sein Vorbild. „Einer der unglaublichsten Momente meines Lebens war, dass ich vor knapp einem Vierteljahrhundert sein Nachfolger im 'aktuellen Sportstudio' werden durfte“, heißt es in Jauchs Erklärung. „Da hat er mir gratuliert und gesagt: 'Machen S' des - des wird scho!'. Es bleibt die Erinnerung an einen großartigen Kollegen und auch der Gedanke: Was für ein gnädiger Tod!“

Franz Beckenbauer äußerte über Twitter Trauer über den Tod seines „väterlichen Freundes“. Die Fußball-Legende schrieb: „Viele gemeinsame Erlebnisse mit Harry, ich könnte ein Buch damit füllen.“

Die ehemalige Skirennläuferin Rosi Mittermaier („Gold-Rosi“), zweifache Olympiasiegerin von 1976, sagte der Nachrichtenagentur dapd: „Für uns Skifahrer war Harry ein Glücksfall, denn er war selbst Sportler und wusste Ereignisse immer richtig einzuschätzen.“

Der Präsident des Deutschen Skiverbands, Alfons Hörmann, erinnerte daran, dass Valérien selbst ein leidenschaftlicher Skifahrer war. „Wie kein Zweiter prägte der Grandseigneur des deutschen Sportjournalismus die Berichterstattung im deutschen Fernsehen und hat damit wesentlich zur Popularität des Wintersports in Deutschland beigetragen.“

Von 1952 bis 1996 berichtete Valérien - mit Ausnahme des Jahres 1956 - von allen Olympischen Spielen. Seine lockere, charmante Art brachte dem Bayern den Titel „Fachmann mit Herz“ ein, legendär wurden sein Ausruf „Sappradi!“ und seine bunten Pullover.

Zwtl.: Drei Goldene Kameras und drei Bambis

Der vielseitige Journalist, der seine Karriere beim „Münchner Merkur“ begonnen hatte, moderierte auch die Verkehrssendung „Telemotor“ und war acht Jahre lang Leiter der ZDF-Abteilung Sportfilm/Dokumentation. Aus Liebe zu seinem Beruf als Reporter und Moderator lehnte Valérien 1983 das Angebot ab, ZDF-Sportchef zu werden.

Zahlreiche Auszeichnungen, darunter jeweils drei Goldene Kameras und Bambis, belegen die große Anerkennung und Popularität. 2004 erhielt „Mister Sportstudio“ den Ehrenpreis des Bayerischen Fernsehpreises.

Valérien war seit 1960 mit seiner norwegischen Frau Randi verheiratet. 1962 und 1964 kamen die Töchter Tanja und Laila zur Welt. Die Jüngere starb 2007 an Brustkrebs.