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Fernsehen Fernsehen: MDR zeigt verbotenen «Polizeiruf 110»

Von Petra Buch 22.06.2011, 11:28
Oberleutnant Peter Fuchs (Peter Borgelt) spricht in einer Szene des «Polizeiruf 110» mit dem Titel «Im Alter von» mit Jenny Gerlach (Wieslawa Niemyska), der unter Schock stehenden Mutter des getöteten Ben Gerlach. (FOTO: DPA)
Oberleutnant Peter Fuchs (Peter Borgelt) spricht in einer Szene des «Polizeiruf 110» mit dem Titel «Im Alter von» mit Jenny Gerlach (Wieslawa Niemyska), der unter Schock stehenden Mutter des getöteten Ben Gerlach. (FOTO: DPA) rbb/MDR/DRA

Leipzig/dpa. - Ein Krimi um den Krimi: Unter einer Kellertreppeverstauben Filmbüchsen mit brisantem Inhalt. Durch Zufall werden sienach der Wende entdeckt, eine Kopie des Drehbuchs wird 2009 gefunden.Der brisante Inhalt: Es handelt sich um das Material für eine Folgeder Krimireihe «Polizeiruf 110», die 1975 von den DDR-Oberen verbotenwurde. Der Film mit dem Arbeitstitel «Am hellerlichten Tag» unter derRegie von Heinz Seibert durfte nicht gesendet werden - und allesFilmmaterial, alle Aufzeichnungen und Drehbuchexemplare sollten nachdem Willen der sozialistischen Machthaber vernichtet werden.

Durch einen Zufall entging jedoch das stumme Kameranegativ derangeordneten Zerstörung, wie der Mitteldeutsche Rundfunk berichtet.Der MDR strahlt die verbotene Krimifolge mit dem neuen Titel «ImAlter von» nun erstmals aus - an diesem Donnerstag (23. Juni) um20.15 Uhr - passend zum Jubiläum, denn der «Polizeiruf 110» wird am27. Juni 40 Jahre alt.

Die Vorlage für das Drehbuch in der DDR war eine Mordserie, diezwischen 1969 und 1971 eine der bis dahin größten Polizeiaktionen inOstdeutschland auslöste. Ein Mitropa-Lehrling hatte drei Jungen aufbrutale Weise ermordet. Der Fall selbst wurde nicht verfilmt, aberein Verbrechen an einem Jungen - um damit die Menschen in der DDRüber Sexualstraftaten aufzuklären, wie es vom MDR heißt.

Doch warum wurde der Streifen verboten? In einer Dokumentation zumThema 40 Jahre «Polizeiruf 110», die im Anschluss an den Film im MDR(21.25 Uhr) ausgestrahlt wird, erfährt der Zuschauer dieHintergründe. Die DDR-Oberen befürchteten einen Skandal in denwestlichen Medien, denn ein Journalist hatte herausgefunden, dass dertatsächliche Täter von einem Gericht zum Tode verurteilt worden war,obwohl er laut den Recherchen zum Zeitpunkt der ersten Morde nichtvolljährig war.

Das Besondere an der jetzigen Version des Films unter der Regievon Hans Werner ist auch, das die ostdeutschen Schauspieler mit einerSynchronstimme versehen werden mussten - da das im RundfunkarchivPotsdam-Babelsberg zur Wendezeit gefundene Material ohne Ton war. Soist als Oberleutnant Peter Fuchs nicht Darsteller Peter Borgelt zuhören, sondern die Stimme von Oliver Stritzel. Der zwischenzeitlichverstorbene Schauspieler Jürgen Frohriep wird als Oberleutnant JürgenHübner von Andreas Schmidt-Schaller («Soko Leipzig») synchronisiertund Major Wegner (Stanislaw Zaczyk) wird von Jaeckie Schwarzgesprochen. Er ist ansonsten in der Krimireihe selbst als ErmittlerHerbert Schmücke an der Seite von Wolfgang Winkler als HerbertSchneider in Halle auf Verbrecherjagd.