Fernsehen Fernsehen: Krimi-Autor Rolf von Sydow feiert seinen 80. Geburtstag

Baden-Baden/dpa. - Rolf von Sydow, Grandseigneur unter den deutschen Unterhaltungsregisseuren und Vater zahlreicher «Tatort»-und «Durbridge»-Krimis, feiert an diesem Freitag (18.) in Baden-Baden seinen 80. Geburtstag. Ruhestand ist für den vielseitigen Macher, der bislang auf mehr als 130 erfolgreiche Film- und Fernsehproduktionen, Theaterinszenierungen, Kabarettprogramme und Hörspiele zurückblicken kann, jedoch ein Fremdwort. «Ich habe noch jede Menge vor. Zuerst muss ich allerdings meinen runden Geburtstag über die Bühne bringen», sagte Sydow.
Seit mehr als 20 Jahren lebt er mit seiner dritten Frau Susanne inBaden-Baden. Da er in den eigenen vier Wänden trotz tatkräftigerUnterstützung seiner Frau und der mit drei Enkeln aus Kalifornienangereisten Tochter Ruth nicht alle Gratulanten beherbergen kann,weicht von Sydow einmal mehr in seinen Golf-Club aus.
Auch mit 80 hat von Sydow einen vollen Terminkalender. Jüngstes«Kind» des Regisseurs ist seine Dozententätigkeit an der Akademie derdramatischen Künste in Ulm. «Es macht mir viel Freude, demtalentierten Nachwuchs noch die Finessen der Regie- undSchauspielkunst vermitteln zu können.» Nicht ohne Stolz verweist dasMitglied der Berliner Akademie der Künste auch auf sein neues Buchmit dem beziehungsreichen Titel «Der Regisseur».
Mehr als ein Dutzend Rosamunde-Pilcher-Romane hat der bekennende«Unterhaltungsregisseur» inzwischen verfilmt. Sein Name steht fürTheaterinszenierungen, Hörspiele und Fernseh- und Kinofilme. Ob«Tatort», «Durbridge», «Zwei Münchner in Hamburg», «Jede MengeLeben», «Heiß und Kalt» oder Schauspieler-Porträts über Heinz Rühmannund Manfred Krug: Die exakte Zahl seiner Kino- und Fernsehfilme mitprominenter Besetzung kennt von Sydow selbst nicht genau.
Er ist ein Meister der leichten Form - trotz oder vielleicht auchwegen der Schikanen, die der gebürtige Wiesbadener halbjüdischerHerkunft als Kind und junger Mann unter der Nazi-Herrschaft erduldenmusste. Seine Erinnerungen aus dieser Zeit hat er in seinem Buch«Angst zu atmen» festgehalten. «Wenn die Nazis nicht gewesen wären,wäre ich wohl Offizier oder Diplomat geworden» - so wie fast allemännlichen Sydows zuvor.
Stattdessen entdeckte er in kanadischer Kriegsgefangenschaft seineLiebe zum Theater, wurde Schauspieler, Regieassistent, freierRegisseur und dazwischen Leiter des Fernsehspiels beim Südwestfunk(1973-77) sowie beim Saarländischen Rundfunk (1977-79).
Anfang der 50er Jahre hatte von Sydow zunächst Hörspiele sowieKabarettprogramme für die Berliner «Stachelschweine» inszeniert undals Synchronregisseur gearbeitet. Immer wieder arbeitete er auch fürdas Theater. Zu seinen Bühnenarbeiten gehören Shakespeares «Wie eseuch gefällt» an den Städtischen Bühnen Dortmund und Gogols «Revisor»im Schauspielhaus Zürich (1971), «Pygmalion» in München (1979),«Monsieur Chasse» (Aachen 1992) oder «Omelette Surprise» (2000,München).