Fernsehen Fernsehen: Jauchs Absage und Hermans Rausschmiss

Hamburg/dpa. - DerErdrutsch, den Jauch damit im System ARD auslöste, war beachtlich - die personellen Folgen erheblich. Ex-«Tagesschau»-Sprecherin Eva Herman und ihr Auftritt bei Johannes B. Kerner, einige Flops und die starken Auftritte kleinerer Sender fielen im Fernsehjahr 2007 aus dem Rahmen.
Jauchs Entscheidung für seinen Stammsender RTL und gegen die ARDbegründete er unter anderem mit dem Gegenwind von Seiten der ARD-Gremien, die er in einem Interview als «Gremlins» bezeichnete. Weil Jauch nicht zur ARD wechselte, trat Anne Will im SeptemberChristiansens Nachfolge an. Wills Nachfolgerin bei den «Tagesthemen»wurde Caren Miosga. Und weil Frank Plasberg im Wettstreit mit Willden Kürzeren gezogen hatte, wurde seine Sendung «Hart aber fair» vomWDR-Fernsehen in die ARD verlegt - seinen WDR-Platz am Mittwochabendübernahm Gerhard Delling mit seinem neuen Format «Dellings Woche».
Für gewaltigen Gesprächsstoff sorgte Eva Herman. Bei derPräsentation ihres Buchs «Das Prinzip Arche Noah» machte siemissverständliche Äußerungen zur Familienpolitik derNationalsozialisten. Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) trennte sich vonseiner Moderatorin, die aber nicht locker ließ. Im Oktober saß siebei Kerner im ZDF, distanzierte sich in den Augen ihres Gastgebersaber nicht hinreichend von ihren Thesen. Kerner komplimentierte die49-Jährige aus seiner Talkshow - die Diskussionen hielten danachtagelang an.
Auch andere TV-Stars machten außerhalb des Bildschirms auf sichaufmerksam: Oliver Geissen, täglicher Talkmaster bei RTL, trenntesich von seiner Frau und tat sich mit Schauspielerin Christina Platezusammen. ZDF-Polittalkerin Maybrit Illner verließ ihren Mann und gabTelekom-Vorstandschef René Obermann den Vorzug. Und Anne Will sagteder «Bild am Sonntag», dass sie und dieKommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel ein Paar sind.
Das Fernsehen bot aber auch in anderer Hinsicht Grund für Gerede.Wieder einmal mussten einige Sender Rückschläge einstecken, mit denensie nicht unbedingt gerechnet hatten, vor allem im Serienbereich. DerARD gelang es nicht, mit «Ein Fall für Nadja» und «Elvis und derKommissar» am Montagabend einen neuen Serienplatz zu schaffen. DemZDF gelang es nicht, mit «Anna Pihl» und «Feine Freundinnen»Lizenzproduktionen zu etablieren. Sat.1 musste sich von «Verliebt in Berlin» verabschieden und konnte auch «Allein unter Bauern» demPublikum nicht näher bringen.
RTL hatte Pech mit der Daily Soap «Ahornallee» und verschob nacheinem verpatzten Start «Die Familienanwältin» mit MarieleMillowitsch. ProSieben erlitt Schiffbruch mit «Verrückt nach Clara»und «Alles außer Sex». RTL II musste die Schuldnerberatungsshow «DerRequardt» einstellen und auch «Der Club der Ex-Frauen» mitRacheengeln wie Claudia Effenberg, Giulia Siegel und Maja vonHohenzollern stieß beim TV-Publikum nicht auf Anklang.
Das Leid der Großen ging einher mit der Freude der Kleinen: DerKölner Privatsender Vox, Spezialist für Kochshows und US-Serien,erreichte mit 8,5 Prozent Marktanteil in der werberelevantenZielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer neue Rekordwerte. AuchTele 5 und Das Vierte erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Undwem ARD und ZDF sowie das werbefinanzierte Fernsehen zu wenig bieten,der muss eben zahlen. Kabel Deutschland erhöhte sein Sender-Repertoire weiter, und Konkurrent Premiere startete mit Premiere Stareine neue Plattform mit derzeit 17 zusätzlichen Kanälen.