Fernsehen Fernsehen: Grimme-Preis für «Türkisch für Anfänger»

Marl/dpa. - Neben dem ProSieben-Film «Meine verrückte türkische Hochzeit» erhielten die ARD-Serie «Türkisch für Anfänger» und der ARD-Film «Wut» Grimme-Preise. Stifter ist der Deutsche Volkshochschulverband. Dessen Präsidentin Rita Süssmuth verlieh einen Sonderpreis an Komiker Hape Kerkeling. Von den zwölf undotierten Auszeichnungen gingen zehn an öffentlich-rechtliche Fernsehproduktionen, zwei an ProSieben.
Der erste Preisträger des Abends war Sönke Wortmann für die Fußball-WM-Doku «Deutschland. Ein Sommermärchen», der sich für den «triumphalen Empfang» in seiner Heimatstadt Marl bedankte. Die vom Adolf-Grimme-Institut prämierten Serien, Filme und Dokumentationen haben nach Meinung mehrerer Jurys besonderen Vorbildcharakter für das deutsche Fernsehprogramm.
Im Slang seiner Rolle im Fernsehfilm «Wut» richtete sich der gerade prämierte Oktay Özdemir am Freitagabend an «die Fernsehmacher» im Marler Theater: «Wir alle haben eine riesen-krasse-fette Macht, da müssen wir auch mal an die Grenzen gehen». Das heiß diskutierte Thema Integration war großer Gewinner des 43. Grimme-Preises - aber nicht nur bei den traditionell vorne liegenden öffentlich-rechtlichen Sendern. Der amüsante Zusammenstoß zweier Kulturen in der ProSieben-Komödie «Meine verrückte türkische Hochzeit» räumte genauso einen der renommierten Fernsehpreise ab wie das verstörende ARD-Drama «Wut» und die ARD-Serie «Türkisch für Anfänger».
Die Moderatorin der Grimme-Preis-Gala, Asli Sevindim, spitzte die häufig mit Klischees spielenden Produktionen noch zu: Lena, die Protagonistin der Vorabendserie «Türkisch für Anfänger», wolle ihre Kopftuch-tragende Stiefschwester Yagmur manchmal «am liebsten selber ausweisen.» Die Macher der Serie hoffen mit dem Preis in den Händen trotz niedriger Einschaltquoten nach der aktuellen zweiten noch eine dritte Staffel drehen zu können. Hauptdarstellering Josefine Preuß: «Das ist eben der Grimme-Preis.»
Auch bei den Prämierten in der Sparte «Information und Kultur» musste Sevindim ein komplexes Thema anmoderieren: Von der Dokumentation «Weiße Raben» (ZDF/arte) über den Tschetschenien-Krieg bis hin zum investigativen Journalismus des ARD-Magazins «Monitor». Es deckte die verdeckte Arbeit von Lobbyisten deutscher Konzerne in Bundesministerien in Berlin auf.
Auf den ersten Gewinner des Abends konnten sich alle einigen: Sönke Wortmann war «länger nicht mehr in meiner Heimatstadt.» Jetzt bekam er beim Wiedersehen mit Marl gleich einen silber glänzenden Preis. Sein «Sommermärchen» über die deutsche Nationalmannschaft bei der Fußball-WM war eigentlich eine Fernsehproduktion, aber auch im Kino überaus erfolgreich.
Große Gefühle zeigte Ex-Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth bei Komiker Hape Kerkeling. «Er ist ein Mensch, der mit dem Herzen denkt», sagte die heutige Präsidentin des Deutschen Volkshochschulverbands. Vom Stifter des Grimme-Preises erhielt Kerkeling einen Sonderpreis für seine «Verdienste um das deutsche Fernsehen». Der Geehrte konnte das Geheimnis seines Humors nicht erklären: «Ich weiß nicht, wie ich das immer mache», sagte Kerkeling, nicht ohne sein TV-Alter-Ego Horst Schlämmer zu entschuldigen, der bei einer Recherche weile, «in Korschenbroich, und ich weiß nicht, wann er wieder kommt.»
Viel Humor auch bei Jürgen von der Lippe, der mit der ProSieben-Show «Extreme Activity» gewann, wo sich Prominente mit Pantomime, Malen und anderen Aktionen Begriffe erklären müssen. Er freue sich, so der 58-Jährige, dass «der Sender auf so einen alten Sack wie mich gesetzt hat». Mit dem Preis hoffe er darauf, dass seine Show nicht «leichten Herzens» wieder aufgegeben werde. Denn auch seine Quoten seien ja nicht traumhaft.
Die vom Adolf-Grimme-Institut verliehenen Fernsehpreise werden seit 1964 vergeben. Sie sollen «Qualitätsfernsehen» mit Vorbildcharakter für das gesamte TV-Programm auszeichnen. In den vier Sparten Fiktion, Unterhaltung sowie Information und Kultur wurden dieses Jahr 12 Preise vergeben, zwei weniger als 2006.
