Fernsehen Fernsehen: Ehrlicher geht in Rente
Leipzig/MZ. - "Der wievielte Abschied wird jetzt hier eigentlich von Peter Sodann gefeiert?", fragte man sich unter der Hand im Foyer des Hochhauses des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) in der Leipziger Kantstraße am Donnerstagabend, während das Polizeiorchester Sachsen noch probte, vom aufmerksamen Personal Getränke und Häppchen gereicht wurden und die Gäste langsam aber sicher eintrudelten. Eilig hatte es an diesem Abend niemand.
Standesgemäß mit Blaulicht trafen Peter Sodann, Bernd-Michael Lade, Walter Nickel und Annekathrin Bürger zu ihrer offiziellen Verabschiedung als "Tatort"-Team des MDR ein. Um feierliche Abendgarderobe war auf der Einladung gebeten worden und damit hatte selbst der Erfinder der Figuren von Hauptkommissar Bruno Ehrlicher und seinem Kollegen Kain, Hans-Werner Honert, seine Probleme, wie er scherzend in seiner Rede zugab. Allerdings ließ er sich nicht von seiner Frau überzeugen, einen Schlips umzubinden. Es lag unterschwellig Wehmut und auch Anspannung in der Luft, als alle geladenen Gäste in der 13. Etage des gläsernen MDR-Hochhauses an den festlich gedeckten Tischen Platz genommen hatten.
Peter Sodann saß in steifer Haltung und mit versteinerter Miene am Ehrentisch. Flankiert von seiner Frau Conny Brenner-Sodann und von MDR-Intendant Udo Reiter. Der dankte dem scheidenden "Tatort"-Team in seiner Eröffnungsrede für die erfolgreiche Zusammenarbeit. 1991 sah er in der Voraufführung den Pilotfilm "Ein Fall für Ehrlicher", der in Dresden spielte. "Ich dachte, es könnte funktionieren", so Reiter. Mehr als zwölf Millionen Zuschauer bestätigten das gute Gefühl des Intendanten.
Als die Krimiserie nach Leipzig umzog, wurde sie zu einem echten Quotenrenner in der ARD. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung, der sich als echter "Tatort"-Fan bekannte, würdigte diese Entscheidung als eine "unglaubliche Werbung für die Stadt". Durchschnittlich verfolgten 7,61 Millionen Zuschauer am Bildschirm die Ermittlungen des eigenwilligen, sympathischen Ossis Ehrlicher und seines Alter Ego Kain. Mit der Klappe zur 45. Folge "Die Falle", die am 11. November um 20.15 Uhr im Ersten gesendet wird, geht Bruno Ehrlicher in Rente - und damit kommt der Privatmann Peter Sodann, wie er in seinen kantigen Dankesworten zugab, selber nicht zurecht. "Wir brauchen einen Rentner-Tatort", rief er verschmitzt aus und erntete damit erlösenden Beifall. Seine Dankesworte endeten in einer großen theatralischen Geste, weil ihm - so hatte man den Eindruck - für eine Sekunde die Stimme versagte, um den Satz zu vollenden. Es war der bewegendste Moment des Abends.
Mit Sodanns Abschied geht eine Ära zu Ende. Wohl keiner verkörperte einen Hauptkommissar aus dem Osten besser, als er: Das Herz am rechten Fleck, mal sperrig, mal unangepasst und immer einen passenden Spruch auf den Lippen. Damit spielte er sich in die Herzen der Zuschauer. Doch in jedem Ende steckt auch ein Anfang. Und so lautete der Geheimtipp des Abends: Die Serie "Schloss Einstein" startet im Januar mit neuen Folgen - und Peter Sodann als Schulleiter.