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Fernsehen Fernsehen: Der Mann hinter Pittiplatsch

03.05.2009, 13:55
Der Puppenspieler Heinz Schröder, Sprecher des Fernseh-Kobolds Pittiplatsch, ist tot. (FOTO: DPA)
Der Puppenspieler Heinz Schröder, Sprecher des Fernseh-Kobolds Pittiplatsch, ist tot. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Magdeburg/dpa. - Verliehen wurdesie ihm seit 47 Jahren von Heinz Schröder. Nun ist der Puppenspielertot. Bereits am 22. April - zwei Tage vor seinem 81. Geburtstag -erlag er in einem Krankenhaus in Rüdersdorf bei Berlin einemKrebsleiden.

Der bescheidene Rentner gehörte zu den Gründern des«Märchenlandes». Seit fünf Jahrzehnten spielte und sprach er nichtnur «Pittiplatsch den Lieben», wie sich der Kobold selbst nennt,sondern auch andere Figuren: Den Herrn Fuchs etwa, der sich mit FrauElster neunmalkluge Rededuelle liefert, Onkel Uhu, Frau Igel oder denBären Bummi.

Ans Aufhören dachte Schröder trotz seines hohen Alters nicht. Seitmit der Abwicklung des Deutschen Fernsehfunks (DFF) 1991 keine neuenFernsehgeschichten rund um das Märchenland mehr gedreht wurden,tourten Schröder und sein kleines «Pittiplatsch-Ensemble» erfolgreichmit einem Bühnenprogramm durch das Land. «Das ist mein Leben», sagteer. «Wenn ich in diese leuchtenden Kinderaugen sehe, wenn ich esschaffe, die Kleinen für eine Stunde alles vergessen zu lassen, dannbin ich glücklich, dann kommen mir manchmal sogar die Tränen.» Biskurz vor seinem Tod gab er noch Vorstellungen. Er sei ein Stück weitimmer Kind geblieben, sagte Schröder - vielleicht war genau das dasGeheimnis seines Erfolgs.

Schon in jungen Jahren war Schröder, der aus einfachem Hausestammte und in den Hinterhöfen der Mietskasernen in Berlin-Friedrichshain aufwuchs, von Figuren begeistert: «Ich habe ausKartoffeln Puppen gebastelt.» In den Nachkriegsjahren brach er eineLehre als technischer Zeichner ab und hielt sich mit Gelegenheitsjobsals Fensterputzer oder Rangierer über Wasser, ehe er über ein Laien-Arbeitertheater zum DDR-Fernsehen kam, das damals in den Anfängensteckte und seinen Zuschauern auch ein Kinderprogramm bieten wollte.

Von 1957 an sprach und spielte er zunächst in den Sendungen mitdem Schneidermeister Nadelöhr - verkörpert von Eckhart Friedrichson -den Bären Bummi und andere Figuren, ehe er 1962 in den Abendgrüßendes inzwischen erfundenen Sandmanns den neuen Kobold Pittiplatschübernahm. «Er sollte nicht so süß und brav sein wie die anderenFiguren, wir wollten einen munteren, frechen Typen», erinnerte sichSchröder. An der markanten Stimme experimentierte er seinerzeit eineganze Nacht lang, eher er verzweifelt krächzte: «Ich kann nicht mehr»- «Genau das ist es!», befand Regisseur Erich Hammer daraufhin.

Fast wären Pitti und sein Ausruf «Ach Du meine Nase» wieder in derVersenkung verschwunden: «Nach zwei Folgen sollte Pitti weg, weilLehrer und Erzieher in dem vorlauten Burschen kein Vorbild für dieKinder sahen», sagte Schröder. Doch nach einer bis dato unbekanntenFlut von Protestbriefen der kleinen Zuschauer ging Pitti Heiligabend1962 wieder auf Sendung - und trieb fortan in etwa 1000 kleinenGeschichten in den «Abendgrüßen» sowie immer am Wochenende beim«Besuch im Märchenland» mit seinen Freunden Späße.

«Das Schöne war, dass wir politisch nicht eingeengt waren», sagteSchröder rückblickend. «Man konnte ja einem Fuchs schlecht einPionierhalstuch umbinden oder einem Kobold ein Abzeichen für gutesWissen.» Und so sind Pitti und Co. auch im gesamtdeutschen Fernsehenpräsent. Der allabendliche Sandmann auf MDR, RBB oder Kinderkanalwird immer wieder garniert mit Geschichten aus dem Märchenland. Siestammen allesamt noch aus DDR-Zeiten, sind aber bei den Kindern desneuen Jahrtausends nicht minder beliebt. «Pittiplatsch ist völligzeitlos», sagte Anne Knabe von der Sandmann-Redaktion des RundfunksBerlin-Brandenburg (RBB) anlässlich Schröders 80. Geburtstag imvergangenen Jahr. «Er wird auch in Zukunft die Kinder begleiten.»