Fernsehen Fernsehen: Das ZDF probt den Aufstand der Alten

Berlin/dpa. - Es ist der ambitionierte Versuch, möglichst viele Zuschauer in der so genannten Primetime fürein gesellschaftlich brisantes Thema in der Verpackung eines«Demographie-Krimis» zu interessieren.
Und der ist auch für die heute noch jüngeren TV-Zuschauer gedacht,weil ihnen ein Schreckensszenario vorgeführt wird, das sie im Alterbetreffen könnte, wenn Politik und Gesellschaft das Thema weiter soschleifen lassen wie in den vergangenen Jahrzehnten. DerGenerationenvertrag steht vor der Auflösung, denn im Jahr 2030 werden24 Millionen Menschen in Deutschland über 65 Jahre alt sein; heutesind es 16 Millionen. Das bedeutet: Jeder Beschäftigte muss einenRentner voll finanzieren oder die Rente schrumpft immer weiter - beisteigender Lebenserwartung. Wissenschaftler des Max-Planck-Institutsgehen davon aus, dass die Deutschen bis zur Jahrhundertmittedurchschnittlich 93 Jahre alt werden.
Der mit der Berliner Ziegler-Film produzierte Dreiteiler ist nichtgerade zimperlich in seinen Visionen, die natürlich abschreckensollen, damit es nicht so weit kommt. Da gibt es in Anlehnung an diefrühere terroristische «Rote Armee Fraktion» ein «Kommando ZornigeAlte» mit Geiselnahme, Entführungen und Bombenexplosionen. EinRentner schwingt sich zu einer Art «Robin Hood der Alten» auf, um denÄrmsten im Massenheer der verarmenden und ausgebeuteten Altenwenigstens etwas helfen zu können.
Die Alterskriminalität nimmt zu, weil sich viele Rentner dieteuren Medikamente nicht mehr leisten können, die die Kassen schonlängst nicht mehr bezahlen. Es gibt Spezialgefängnisse für Senioren,das Berliner Schiller-Theater dient als Notunterkunft für 500obdachlose Rentner, und wer älter als 75 ist, «kann sich inEuthanasie-Zentren kostenlos beraten lassen». Einen eigenen Sendergibt es für die «Problem-Altersklasse» mit dem Senioren-SenderBrandenburg (SSB) auch schon.
Bettina Zimmermann spielt eine junge Journalistin, die denmysteriösen Tod eines Rentners aufzuklären versucht, der bei derEntführung eines Wirtschaftsbosses aus der Altenpflegebranche umsLeben kam. Sie stößt dabei auf skrupellose Machenschaften einesgroßen Gesundheitskonzerns, dem alte Menschen ihre Rente verpfändenund dabei nicht nur um ihren wohlverdienten Lebensabend betrogenwerden, sondern im schlimmsten Pflegefall sogar massenhaft nachAfrika «entsorgt» werden. Während der Recherchen tauchen wichtigeManager unter oder werden unter mysteriösen Umständen totaufgefunden, hochrangige Politiker scheinen verwickelt zu sein,schließlich tritt das gesamte Bundeskabinett zurück.
Der krimihafte Erzählstrang wird immer wieder mit Einblendungenvon dokumentarischem ZDF-Archivmaterial zum Thema Alterspyramide undGesundheitsreformen vergangener Jahrzehnte - also aus der heutigenGegenwart - verbunden. Den möglichen Vorwurf der übertriebenenPanikmache wehrte ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender schon im Vorfeldab: «Die Politik kann uns nichts vorwerfen, wenn man so lange dasProblem verschlafen hat, das sich zu einem Riesenskandal ausweitenkann, wenn nicht rechtzeitig etwas getan wird. Das wird eines derwesentlichen Themen unseres Erdballs werden neben der Umweltfrage.»
Nach dem ersten der jeweils 45 Minuten langen Teile, «DieGeiselnahme», folgen am 18. Januar (21.00 Uhr) «Das Leben imUntergrund» und am 23. Januar (20.15 Uhr) «Das Geheimnis in derWüste».