Fernsehen Fernsehen: Aus für «Schmidt & Pocher»

Hamburg/ddp. - Late-Night-Talker Harald Schmidtund Comedian Oliver Pocher werden nach einem am Samstag verbreiteten«Spiegel»-Bericht im April 2009 ihre Zusammenarbeit beenden. «Das warvon vornherein ein zeitlich begrenztes Experiment - und zwar vonbeiden Seiten», sagte Schmidt-Produzent Fred Kogel, der zugleichGeschäftsführer der gemeinsamen Firma Kogel & Schmidt ist, demNachrichtenmagazin. Die ARD hielt sich zur Zukunft der Sendungbedeckt. WDR-Sprecher Magnus Schweers sagte: «Da die Verhandlungendarüber noch nicht abgeschlossen sind, wollen wir uns zum jetzigenZeitpunkt dazu nicht äußern.»
«Beiden hat es gutgetan. Aber jetzt ist es Zeit, getrennte Wege zugehen», kündigte Kogel an und fügte hinzu. «Schmidt spielt im Duosein Potenzial nicht aus.»
Zu den Plänen des Entertainers sagte Kogel, in einem Wahljahr»will man Schmidt auf einem Level sehen, das sonst im deutschenFernsehen niemand liefert«. Es gehe darum, »die Comedy-Latte wiederhöher zu legen in Richtung Anspruch und Intellekt, vergleichbar mitdem US-Polit-Komiker Jon Stewart - aber eben Harald Schmidt.«
Der Vertrag mit beiden Entertainern läuft noch bis zum Frühjahrkommenden Jahres. ARD-Programmdirektor Volker Herres hatte EndeOktober in einem ddp-Interview gesagt, er hoffe auf eineVerlängerung. Es gebe bei beiden keinen Grund, über ein Endenachzudenken, hatte er gesagt.
Auch Schmidt hatte betont, dass er seinen Vertrag mit der ARD gernverlängern würde. »Ich bin sehr zufrieden bei der ARD, und von miraus könnte es noch viele Jahre weitergehen«, sagte der Entertainer ineinem Interview.
Sein Mitstreiter hatte vor einigen Wochen in einemZeitschrifteninterview angekündigt, er könnte sich auch eingemeinsames TV-Projekt mit Musikproduzent Dieter Bohlen vorstellen.Im Oktober hatte Pocher dem »Spiegel« gesagt, die Entscheidung übereine dritte Staffel liege bei der ARD.
«Schmidt & Pocher» hatte seit dem Start Ende Oktober 2007wiederholt für negative Schlagzeilen gesorgt. Unter anderem waren dieModeratoren wegen des sogenannten Nazometers in die Kritik geraten.In Anlehnung an die umstrittenen Äußerungen der ehemaligen»Tagesschau«-Sprecherin Eva Herman über den Nationalsozialismushatten Schmidt und Pocher mit Hilfe des »Nazometers« getestet, welcheBegriffe als grenzwertig gelten. Dabei benutzten sie Worte wie»Gasherd« oder »Duschen«.
Für Zuschauerproteste hatte auch ein Auftritt der Rapperin LadyBitch Ray am 24. April in der Late-Night-Show gesorgt. Ihre derbeUnterhaltung mit Pocher und die Tatsache, dass sie ihm ein Döschenangeblich mit ihrem Intimsekret überreichte, war in der ARD aufheftige Kritik gestoßen. Mehrere ARD-Sender hatten die sonst üblicheWiederholung der Show in ihren dritten Programmen abgelehnt.
In diesem Jahr hatte Pocher für einen Auftritt bei der Feier derdeutschen Fußball-Nationalmannschaft nach dem Vize-Europameistertitel2008 den «Preis der beleidigten Zuschauer» erhalten.
Die erste Staffel «Schmidt & Pocher» hatte bis Juni 2008 nachSenderangaben im Schnitt 1,43 Millionen Zuschauer und einenMarktanteil von 9,5 Prozent erreicht. Bei den 14- bis 49-Jährigen lager bei neun Prozent. Nach der Sommerpause war die Show im Oktober miteiner mäßigen Quote von 1,34 Millionen Zuschauern gestartet. Solohatte Schmidt in der ARD im ersten Halbjahr 2007 durchschnittlich1,26 Millionen Zuschauer (7,8 Prozent Marktanteil) verbucht. Bei den14- bis 49-Jährigen war er auf 480 000 Zuschauer (6,7 Prozent)gekommen.