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Felix Mendelssohn Bartholdy Felix Mendelssohn Bartholdy: Der Mozart des 19. Jahrhunderts

28.01.2009, 07:41
Der ehemalige Gewandhauskapellmeister Kurt Masur schaut in Leipzig auf das Denkmal des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy ((1809-1847). 72 Jahre nach der Zerstörung durch die Nazis hat Leipzig wieder sein Mendelssohn-Denkmal. (Foto: dpa)
Der ehemalige Gewandhauskapellmeister Kurt Masur schaut in Leipzig auf das Denkmal des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy ((1809-1847). 72 Jahre nach der Zerstörung durch die Nazis hat Leipzig wieder sein Mendelssohn-Denkmal. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

HAMBURG/DPA. - So mancher große Künstler der Vergangenheit wurdebekanntlich erst nach seinem Tod berühmt. Ausgerechnet dem «Mozartdes 19. Jahrhunderts», wie ihn Komponistenkollege Robert Schumannüberschwänglich nannte, erging es völlig anders: Der Ruhm des am 3.Februar 1809 geborenen Felix Mendelssohn Bartholdy verblasste nachseinem frühen Tod im Jahr 1847 schnell. Doch heute ist er inDeutschland sozusagen angekommen, bislang unveröffentlichte undunbeachtete Werke des von den Nazis verbotenen Komponisten werdenuraufgeführt, darunter die Oper «Der Onkel aus Boston» - mehr als 180Jahre nach der Vollendung. Und man feiert den 200. GeburtstagMendelssohn Bartholdys - wenn auch kaum in dem Maße wie den 250.Geburtstag Mozarts 2006.

Mendelssohn Bartholdy galt als Wunderkind, fand aber dennoch inDeutschland nicht die verdiente Anerkennung. Wie war das möglich? Lages daran, dass er nicht das kämpferische und leidende Genieherauskehrte wie Wagner? Doch die Missachtung des Musikers, die 1850mit Richard Wagners Schrift über «Das Judentum in der Musik» ihrenAnfang nahm und 1936 in der Zerstörung des Mendelssohn-Bronzedenkmalsin Leipzig durch die Nazis ihren Höhepunkt fand, hatte vor allem mitAntisemitismus zu tun.

Nach dem Versuch der Nazis, sein Andenken auszulöschen, blieblange das Vorurteil erhalten, der Romatiker Mendelssohn sei ein zwarvirtuoser, aber leichtgewichtiger Komponist. Ein Missverständnis -und eine Unterstellung: Mendelssohn sah sich in der Frage dermusikalischen Form in der Nachfolge von Haydn, Mozart und Beethoven.Er erfand gewissermaßen den musikalischen Historismus, setzte inseinen Kompositionen auf formale Rückgriffe auf die alte Musik. EinAvantgardist war Mendelssohn nicht, die damals verstörend wirkendeMusik des Franzosen Hector Berlioz fand er bezeichnenderweiseabstoßend. Dafür setzte er sich für Johann Sebastian Bach ein undbewirkte im Alter von 20 Jahren eine Großtat - die erste Aufführungvon Bachs völlig vergessener Matthäuspassion seit dem Tod desKomponisten.

Der Enkel des jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn wurde inHamburg geboren. Er war aus großbürgerlichem Hause, seine Mutter Leaentstammte einer begüterten Familie, sein Vater Abraham war einreicher Bankier. Die Kinder der Mendelssohns, darunter diemusikalisch begabte Fanny, deren frühen Tod Felix nicht verwindenkonnte, wurden christlich erzogen und protestantisch getauft. 1811siedelte die Familie nach Berlin um und änderte später den Namen inMendelssohn Bartholdy.

Das Wunderkind Felix erregte erstmals im Alter von neun JahrenAufsehen - als Pianist. Mit 17 komponierte er die Ouvertüre zuShakespeares «Sommernachtstraum». Zahlreiche Reisen führten ihn nachItalien, Frankreich und immer wieder England. 1835 kam er, nachzweijähriger Tätigkeit als städtischer Musikdirektor in Düsseldorf,nach Leipzig. Zwei Jahre später heiratete er die schöne Cécile, mitder er fünf Kinder hatte. Und in den zwölf Jahren, die er mit kurzerUnterbrechung bis zu seinem Schlaganfall und Tod 1847 in Leipzigverbrachte, an der Spitze des Gewandhausorchesters und als Gründerdes ersten deutschen Konservatoriums, verschaffte sich der Komponistder Oratorien «Paulus» und «Elias» eine beispiellose Stellung imdeutschen Musikleben.

«Welch kurzes, aber sinnvolles Leben für Verständigung undHarmonie unter den Menschen», schrieb der Dirigent Kurt Masur, alsLeipziger Gewandhauskapellmeister zwischen 1970 und 1996 einer derNachfolger Mendelssohn Bartholdys. Masur kämpfte für das Werk seinesfrühen Vorgängers, er führte beispielsweise Mendelssohns Kantate «Dieerste Walpurgisnacht» erstmals in New York auf. Mit demGewandhausorchester habe er keine Reise ohne Mendelssohn gemacht,sagte er einmal.