Fats Domino wird 80 Fats Domino wird 80: Rock'n'Roll-Pionier aus New Orleans gibt nicht auf

New York/New Orleans/dpa. - Hurrikan Katrina kostete ihn um einHaar das Leben. Ein Helicopter rettete «Fats» (eigentlich Antoine)Domino, den legendären Bluessänger und Rock'n'Roll-Pionier aus New Orleans, als die Fluten das Dach seines Hauses fast erreicht hatten.Er verlor persönliches Hab und Gut, Pianos, Gold- und Platinalben,Erinnerungsstücke einer gut 50-jährigen Karriere. Doch Domino gabnicht auf: «I'm alive and kicking» triumphierte er schon bald aufeiner neuen CD, deren Erlös er der verwüsteten Heimatstadt und demErhalt ihrer Musikkultur widmet.
An diesem Dienstag (26. Februar) wird der schwergewichtigeKünstler 80 Jahre alt. Anlässlich seines Geburtstags hatten sichKollegen wie Paul McCartney, Allen Toussaint, Norah Jones, EltonJohn, Randy Newman und B.B. King schon 2007 zusammengetan. IhrDoppelalbum «Goin' Home - a tribute to Fats Domino» enthält all dieHits und Evergreens, mit denen der Boogie-Meister auch deutsche Fansnoch Mitte der 90er Jahre bei Live-Konzerten begeisterte: «BlueberryHill», «Ain't That a Shame», «Jambalaya», «I'm Walking» und «My BlueHeaven».
Als eines von neun Kindern in einer kreolische Familie im tiefenSüden der USA geboren, lernt Domino von einem Schwager Klavierspielen. Mit 14 verlässt er die Schule und arbeitet in einer Fabrik,um nachts in Clubs auftreten zu können. Seine Musik ist einfach,entspannt und humorvoll, eine Mischung aus Deltablues, Country, Cajunund Jazz.
Mit 20 klappt der Durchbruch: Dominos Plattendebüt «The Fat Man»wird über Nacht zum Millionenerfolg. Der Titel gilt heute als einerder ersten des Rock'n'Roll. Er entsteht 1949, noch bevor der BegriffRock'n'Roll überhaupt geprägt ist und Elvis Presley sowie Bill Haleyihn populär machen.
Nach «The Fat Man» schließt sich Fats mit dem Trompeter DaveBartholomew zusammen. Das Team schreibt bald einen Hit nach demanderen. Zwischen 1955 und 1963 ist Fats Domino 35 Mal in den Top 40zu finden. Für 23 Singles wird er mit Gold ausgezeichnet. «Ain't Thata Shame» lässt den Schwarzen erstmals auch bei weißen Teenagern zumErfolg kommen. In guten Zeiten verkauft er mehr Platten als Elvis -insgesamt 65 Millionen Kopien.
Nach «Walkin' to New Orleans» (1960) aber wird es ruhiger umDomino. Mit dem Aufstieg der Beatles und der Rolling Stones beginntsein Stern zu sinken. Nur mit dem Beatles-Klassiker «Lady Madonna»feiert er 1968 noch einen Chart-Erfolg. Danach wandelt er sich zumTourneestar und begeistert junge wie alte Fans in Europa, gerade auchin Deutschland. Gleichzeitig wird ihm eine seltene Ehre zuteil: DieRock'n'Roll Hall of Fame nimmt Fats Domino 1986 auf, die Blues Hallof Fame ernennt ihn 2003 ebenfalls zu ihrem Mitglied.
Bei manchen Events in New Orleans hämmert der Musiker noch heutemit flinken Fingern in die Tasten und schiebt den schweren Körperüber das Piano. Seit ihn Katrina aus seinem ockergelben Haus im LowerNinth Ward, einem wenig privilegierten und besonders schwergetroffenen Stadtteil vertrieb, lebt er «14 bis 15 Minuten entfernt»auf der anderen Seite des Mississippis. Aber nur vorübergehend, wieer in einem Interview des Senders NPR klar machte: «Ich werde baldwieder dort sein, hoffe ich».