Farin Urlaub Farin Urlaub: Ein Star unter freiem Himmel
Halle/MZ. - Urlaub hat die Bedrohung weggequasselt an jedem Abend, bis er in sein Auto springen und mit aufgebautem Dachzelt davonholpern konnte. "Aber das sind schon so Momente", glaubt er heute, "in denen man denkt: Alter, du fühlst Dich viel zu sicher!"
Farin Urlaub, der eigentlich Jan Vetter heißt, weiß genau, wovon er spricht. Schließlich ist hier kein heuriger Hase im Landrover unterwegs durch die ferne Fremde, sondern - wie der Künstlername schon verrät - der Top-Star aus der Vielflieger-Hitparade. Wann immer die Triumphzüge seiner Band eine Unterbrechung vertragen, frönt der 43-Jährige seinem Hobby: andere Länder besuchen, fremde Kulturen erleben, die Augen aufsperren und staunen. "Ich will einfach die ganze Welt sehen", sagt er, "jedes einzelne existierende Land."
Die Regeln für einen Urlaub-Urlaub sind dabei ganz einfach. Es gibt keine feste Route und keinen Zeitplan und gemacht wird nur, was der Reiseleiter gerade richtig findet. "Ich bin ja allein unterwegs, also gibt es keinen geregelten Tagesablauf", beschreibt Farin Urlaub. Der gebürtige Berliner, der mit seiner Band Goldene Schallplatten und Popmillionen sammelte wie kaum ein anderer deutscher Musiker, ist sich seiner "doppelten Privilegierung" dabei sehr bewusst. "Dass ich reisen kann und dann noch auf diese Art, das ist ja nicht normal."
Aber was ist schon normal bei den Ärzten, die ihre Wurzeln im Punk haben, mit Songs wie "Schrei nach Liebe" oder dem neuen Hit "Junge" aber auch das breite Massenpublikum begeistern. Für Indien und Bhutan, zwei seiner Traumländer, nahm sich Farin Urlaub ein halbes Jahr frei vom Rockstarjob. Er packte eine eigens gekaufte neue Kamera ein, ließ sich die Bedienung von seiner Schwester, einer erfahrenen Fotografin, erläutern. Und kehrte mit 14 500 Fotos im Gepäck zurück, die vom indischen Slum bis zur buddhistischen Stupa hoch oben im Himalaya zeigen, wie die Welt durch die Augen eines deutschen Popstar aussieht.
Taj Mahal und Shatrunjaya-Tempel, Ganges-Fluss und Palast der Winde, Urlaub, nach eigener Aussage früher "bei Freunden für meine Dia-Abende gefürchtet", hat unterwegs lichte, weite Bilder gemacht. "Aber die schönsten Orte sind die, an denen Menschen leben", glaubt er, der sich auf seiner Reise so viel Rockstar fühlt wie ein Hindu-Pilger. Nur abends, wenn der Mond über Ramanathapuram strahlte wie ein Scheinwerfer und Farin Urlaub die kleine Gitarre herausholte, da hätten Fans natürlich sofort gehört, wer da am Lagerfeuer sang. Außer den vier Strauchdieben aber kam niemand.