Fallada-Tage Fallada-Tage: Gesundheit des Dichters als Schwerpunkt

Carwitz/Berlin/dpa - Die gesundheitlichen Probleme Hans Falladas (1893-1947) und der Briefwechsel mit seinem Verleger Ernst Rowohlt gehören zu den Schwerpunkten der Fallada-Tage 2013 in Carwitz (Mecklenburg-Vorpommern). Dabei würden von Freitag an auch erste Ergebnisse der ersten umfassenden Untersuchung der Krankenakten des Dichters vorgestellt, sagte der Leiter des Fallada-Museums in Carwitz, Stefan Knüppel, der Nachrichtenagentur dpa. Der Schriftsteller, der mit bürgerlichem Namen Rudolf Ditzen hieß, war demnach insgesamt 28 Mal in Krankenhäusern und Heilanstalten sowie viermal in psychiatrischen Kliniken. „Die große psychiatrische Untersuchung zu Fallada stand bisher noch aus“, sagte Knüppel.
Drogen- und Alkoholgeschichte "sehr verzerrt"
„Insgesamt war sich Fallada seiner gesundheitlichen Probleme aber mehr bewusst, als bisher angenommen wurde“, sagte der Verfasser der Untersuchung, der Nervenarzt Klaus-Jürgen Neumärker, der lange Jahre als Professor für Neuropsychiatrie an der Berliner Charite arbeitete. Nach der Aktenanalyse seien viele Angaben zu Falladas Drogen- und Alkoholgeschichte in Biografien eine „sehr verzerrte Darstellung“. Die Kreativität des Dichters stehe in dem Zusammenhang aber nicht in Frage.
Laut Neumärker hat sich der Dichter - entgegen Angaben in den Biografien - mehrfach allein in psychiatrische Behandlung begeben, wie in Berlin. „Er ist nicht zwangsweise eingewiesen worden, wie geschrieben wurde“, sagte Neumärker. Fallada kam dabei unter anderem zugute, dass er Ärzte wie Wilhelm Burlage, mit dem er seit der Jugend befreundet war, persönlich gekannt habe. Auch in Stralsund habe sich Fallada selbst in eine Behandlung begeben, als er gemerkt habe, dass er zu viel Morphium genommen habe - und sich später auch selbst wieder entlassen. Das Manuskript unter dem Titel „Der andere Hans Fallada“ hat rund 600 Seiten, das Buch dazu soll 2014 erscheinen, hofft Neumärker.
Bild-Text-Band über Falladas Familienbande
Der Morphium-Konsum des Dichters wird bei den Fallada-Tagen unter anderem bei der Lesung mit dem Schauspieler Jörg Gudzuhn aufgegriffen. Gudzuhn lese aus Falladas „Sachlicher Bericht über das Glück, ein Morphinist zu sein.“ Weitere Höhepunkte der Fallada-Tage bis 21. Juli seien die Vorstellung des Bild-Text-Bandes über Falladas Familienbande, über die es seit 2012 eine sehr gefragte Ausstellung der Fallada-Gesellschaft gibt. Sie wird im Herbst in Bielefeld, danach in Neuenhagen bei Berlin und in Schwerin gezeigt.
Außerdem gibt es einen Werkstattbericht über den Briefwechsel Falladas mit seinem Verleger Ernst Rowohlt zwischen 1919 und 1938. Geplant ist auch ein Filmgespräch mit dem Autor des ersten Dokumentarfilms „Das Portrait Hans Fallada“ aus dem Jahr 1969, Jürgen Manthey. Am 21. Juli werde an den 120. Geburtstag des Schriftstellers erinnert.
In Carwitz, wo der Dichter mit Familie von 1933 bis 1945 lebte, erinnert ein Museum an Fallada. Er gilt als einer der bedeutendsten sozialkritischen Dichter seiner Zeit. Zu seinen bekanntesten Werke zählen „Kleiner Mann, was nun“, „Wolf unter Wölfen“, „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“ oder „Jeder stirbt für sich allein“.