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Evelyn Hamann wird 65 Evelyn Hamann wird 65: Frau Hoppenstedt und das Jodeldiplom

Von Dorit Koch 05.08.2007, 16:15
Der Komödiant Vicco von Bülow alias Loriot (l.) und seine Schauspieler-Kollegin Evelyn Hamann sitzen nebeneinander auf "ihrem" Sofa. (Foto: dpa)
Der Komödiant Vicco von Bülow alias Loriot (l.) und seine Schauspieler-Kollegin Evelyn Hamann sitzen nebeneinander auf "ihrem" Sofa. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - «Bitte sagen Sie jetzt nichts...» - die berühmte Aufforderung, die Loriot im TV-Sketch an sie richtete, hat sich die Schauspielerin Evelyn Hamann längst zur Devise gemacht. Interviews gibt die zurückgezogen in Hamburg lebende Künstlerin höchst selten, Fragen nach ihrem Privatleben wehrt sie konsequent ab. An ihrem 65. Geburtstag am Montag (6. August) will sie möglichst jeglichen Trubel um ihre Person vermeiden. Dabei hat die Frau, die als perfekte Komödiantin und Verwandlungskünstlerin gilt, als die «bessere Hälfte»Vicco von Bülows (Loriot) Fernsehgeschichte geschrieben. DerAltmeister der Komik entdeckte das Potenzial des Naturtalents, an seiner Seite wurde Hamann einem Millionenpublikum bekannt.

Unvergessen sind die TV-Gags des Komiker-Paares aus den 70erJahren. Im beliebten «Nudelsketch» starrt die Schauspielerin alsFräulein Hildegard gebannt und mit todernster Miene auf das Stück Pasta, das hartnäckig im Gesicht ihres Verehrers klebt. Zu Kult geworden sind auch die Verführungsszene zwischen dem steifen Chef und der peniblen Sekretärin oder Frau Hoppenstedts Besuch in der Jodelschule. Ein Klassiker ist ihr Part als Fernsehansagerin, dieeine britische Krimiserie ankündigt und sich lispelnd durchZungenbrecher wie Lord und Lady Hesketh-Fortescue und NorthCothelstone Hall quält.

Die Detailversessenheit, mit der Hamann jede ihrer Rollen angeht,ihre Präzision und glänzende Vorbereitung wird von Regisseuren undSchauspielkollegen ebenso bewundert wie ihre Wandlungsfähigkeit. «Ichfinde es wahnsinnig interessant, sich zu verändern», sagte die Fraumit dem wuscheligen Haar in einem ihrer seltenen Interviews. Sie mimtdie unterschiedlichsten Charaktere - die Femme fatale ebenso wie dieeinfache Hausfrau, tragische Figuren ebenso wie heitere. «Jede Rollehat ihre ernste und ihre komische Seite», meint die Künstlerin, diees als «unglaublich schöne Gabe» empfindet, in Menschen Gefühle derFreude oder der Berührung auszulösen. Hamann: «Ich fühle michwirklich reich beschenkt. Ich habe einen wunderschönen Beruf.»

Aufgewachsen in einer Musikerfamilie - die Mutter Sängerin, derVater Konzertmeister des NDR-Sinfonieorchesters - ließ sich dieHamburgerin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in derHansestadt ausbilden. Sie spielte Nebenrollen am Thalia Theater,stand in Göttingen, Heidelberg und Bremen auf der Bühne. Als Loriot1976 bei Radio Bremen auf Hamann traf, war diese bereits eineanerkannte Theaterschauspielerin - und optisch ganz das Gegenteilseiner Traumbesetzung. Von Bülow schwebte der Typ einer kleinen,pummeligen, blonden Hausfrau vor, also setzte sich die große,schlanke, brünette Hamann zum Vorspielen eine Perücke auf. «LiebeFrau Hamann, wenn Sie auf unsere Kosten mehrere Wochen täglichSchweinshaxen essen, meinen Sie, Sie werden dann fülliger?», fragteer.

Pummeliger wurde sie nicht, aber erfolgreich. Nach dem Loriot-Erfolg erhielt sie zahlreiche Fernseh-Angebote. Die mehrfachausgezeichnete Darstellerin stand für Serien wie «DieSchwarzwaldklinik», «Das Traumschiff» und «Der Landarzt» vor derKamera und stellte in Specials wie «Evelyn Hamanns Geschichten ausdem Leben» ihre Vielseitigkeit unter Beweis. Für die erfolgreicheARD-Serie «Adelheid und ihre Mörder» schlüpfte sie in die Titelrolle.Die Frau, über die man außerhalb des Scheinwerferlichts kaum mehrweiß, als dass sie ein Mal verheiratet war, spielt darin eineneugierige und kriminalistisch veranlagte Sekretärin. Privat aberbleibt Evelyn Hamann verschlossen.