Eurovision Song Contest Eurovision Song Contest: Wer singt für Deutschland?

Hamburg/dpa. - Casting-Band kontra «zwei liebe Herren»: Wer singt für Deutschland?Der Grand-Prix-Erfolg der Spaß-Fraktion um GuildoHorn und Stefan Raab zeigt noch immer Wirkung - jedenfalls bei denKandidaten des diesjährigen Vorentscheids. Erst dadurch sei derWettbewerb für sie überhaupt interessant geworden, betonen Swing-Musiker Roger Cicero und Rocksänger Heinz Rudolf Kunze. Und für ihre- mit Ausnahme Sennas (27) - deutlich jüngeren Konkurrentinnen vonder Girlband Monrose dürften die Auftritte Horns und Raabs ohnehindie ersten Grand-Prix-Erfahrungen gewesen sein. Dennoch: Einen Hypewie 1998, als alle Welt über «den Meister» Horn und seine Nussecken-Vorliebe sprach, löst die Show längst nicht mehr aus.
Spannend dürfte der Wettbewerb am 8. März im DeutschenSchauspielhaus in Hamburg trotzdem werden, denn die Grand-Prix-Macherhaben eine bunte Mixtur zusammengestellt. Deutschrock, Casting-Popund moderner Swing sollen der Show nicht nur verschiedene Musikstilebescheren, sondern auch Zuschauer jeglichen Alters. Man habe gezieltNummer-Eins-Interpreten ausgesucht, erklärte Jan Schulte-Kellinghaus,Unterhaltungschef beim federführenden Norddeutschen Rundfunk (NDR),bei der Präsentation. «Die Songs international sind mit solcher Wuchtproduziert, dass man sich keine Halbheiten erlauben darf.» Kunze sollzudem für eine «andere Farbe» sorgen.
Erneut stellen sich in der ARD-Live-Sendung (20.15 Uhr) nur dreiKandidaten zur Wahl, mit jeweils einem eigenen Song sowie einemGrand-Prix-Klassiker. Niveau statt Nonsens und No-Name-Sänger lautetdas Motto des im Vorjahr eingeführten Konzepts - «kein Jugendforscht» (Moderator Thomas Hermanns). Ein «Erfolgsmodell», betonteSchulte-Kellinghaus, die Einschaltquoten waren deutlich gestiegen:5,28 Millionen (Marktanteil: 16 Prozent) Zuschauer beim Vorentscheid,10,49 Millionen (39 Prozent) beim Finale. «Zugpferd» damals war OlliDittrich mit der Band Texas Lightning. Manche träumten schon vomTriumph in Athen. Am Ende wurden die Country-Musiker zwar nur 15. -nach Gracias letztem Platz 2005 aber allemal ein Verbesserung.
Wer diesmal das Lied für Deutschland singen darf, ist nachMeinung von «Mr. Swing» völlig offen. «Die Teilnehmer kommen aus sounterschiedlichen Lagern, dass es sehr schwer ist, auch nurirgendeine Prognose abzugeben», meint Cicero (36), der mit seinemTitel «Frauen regier'n die Welt» und der Coverversion von «Zweikleine Italiener» (Conny Froboess/1962) antritt. Kunze (50) dagegenglaubt nicht an eine Chance gegen eine «Casting-Band, die gerade akutin den Charts ist». Der Rock-Poet geht mit dem Song «Die Welt istPop» sowie dem Udo-Jürgens-Klassiker «Merci Chérie» aus dem Jahr 1966an den Start. «Ich denke auch nicht, dass an dem Abend dieaugenblickliche Leistung entscheidender ist als die Gefolgschaft, dieman mobilisieren kann», sagt er.
Monrose-Sängerin Bahar (18) zollt den Kontrahenten - «zwei sehrliebe Herren» - großes Lob. «Jeder von uns hätte den Sieg verdientund würde Deutschland im Finale gut vertreten», meint sie. WährendCicero und Kunze auf deutsche Texte setzen, haben sich Bahar und ihreMitstreiterinnen Senna und Mandy (16) mit der Ballade «Even HeavenCries» für einen englischsprachigen Titel entschieden - sie wollenEuropa erobern. «Wir treten an, um zu gewinnen, ganz klar - wir sindDeutschland», sagt Senna, die mit ihren Kolleginnen zudem KatjaEbsteins «Wunder gibt es immer wieder» (1970) covern wird. Aus KunzesSicht dagegen hat der Eurovision Song Contest seinen Sinn verloren,wenn nicht in der Landessprache gesungen wird. «Europa soll dochseine Vielfalt präsentieren, nicht seine Einfalt.»