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Erschreckend aktuell: Kabarettist Georg Schramm

Von Ingo Senft-Werner 13.11.2007, 14:45

München/dpa. - Viel Feind, viel Ehr - nach dieser Devise lebt Kabarettist Georg Schramm. Genüsslich pinkelt er gegen jedes Bein, das sich ihm in den Weg stellt. Dafür hat er sich ein Alter Ego geschaffen: den Rentner Lothar Dombrowski, vor dessen kalter Analyse niemand sicher ist.

Mit ihm und der Figur des Oberstleutnant Sanftleben hat sich der Reserve-Offizier und Diplom-Psychologe Schramm an die Spitze des deutschen Kabaretts gespielt. Er verließ die ARD-Sendung «Scheibenwischer» wegen inhaltlicher Differenzen und sendet seither «Neues aus der Anstalt» im ZDF.

Schramms Markenzeichen ist, alle Erwartungen zu brechen. Wer etwa den wütenden Beschimpfungen Dombrowskis gegen Gott und die Welt zunickt, sieht sich unversehens als Freund Preußens wieder. Und bevor man noch auf Distanz gehen kann, liefert Dombrowski wider Erwarten einige gute Gründe, die gängigen Vorurteile gegen Preußen zu überdenken.

Wem diese Argumente im Fernsehen zu schnell vorüberflogen, der kann sie nun nachlesen. «Lassen Sie es mich so sagen», ist der Band betitelt. Durch das Programm führt Dombrowski, der sich als der wahre Schramm outet, der nur eine Figur von ihm sei. Mit seiner gewohnt kauzigen Mischung aus Understatement und Größenwahn liefert er die Moderationen zwischen den Kabarett-Texten aus den vergangenen 20 Jahren. Seine Fans werden beim Lesen seine Stimme hören und sich fragen: Wo eigentlich bleibt das Hörbuch oder die DVD zu diesem Werk?

Georg Schramm

Lassen Sie es mich so sagen. Dombrowski deutet die Zeichen der Zeit.

Karl Blessing Verlag, München,

272 S., 19,95 Euro

ISBN 978-3-8966-7348-0