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Erfurt Erfurt: Alte Synagoge als Museum wiedereröffnet

26.10.2009, 16:45
Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch (l.), betrachtet in der Alten Synagoge in Erfurt neben einer Besucherin Teile des sogenannten Erfurter Schatzes. (FOTO: DDP)
Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch (l.), betrachtet in der Alten Synagoge in Erfurt neben einer Besucherin Teile des sogenannten Erfurter Schatzes. (FOTO: DDP) ddp

Erfurt/ddp. - DieStaatsbibliothek Berlin hat dem neuen Museum die zweibändige BibelErfurt 1 sowie die größte erhaltene Thorarolle im Originalanvertraut. Außerdem wird der Erfurter Schatz, der aus Silber- undGoldmünzen sowie Schmiedearbeiten besteht, ausgestellt.

Wertvollstes Ausstellungsstück ist laut Museum ein goldenerjüdischer Hochzeitsring. Der Fund des Schatzes 1998 in unmittelbarerNähe der Synagoge sei eine «Sensation» gewesen, sagte die Präsidentindes Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, amMontag zur Eröffnung. Für sie ist der Ring, von dem es auf der Weltnur noch zwei ähnliche Exemplare geben soll, etwas«Außergewöhnliches». Der Schatz war bisher auf Weltreise und inParis, New York und London zu sehen. In Erfurt soll er dauerhaftbleiben. Das Museum selbst bezeichnete Knobloch als "wichtigenBestandteil historischer Aufklärung».

Für die Stadt ist die Alte Synagoge auch auf dem Weg zumWeltkulturerbe von Bedeutung. Oberbürgermeister Andreas Bausewein(SPD) sagte, er sei optimistisch, dass die Stadt den Titel in denkommenden fünf bis zehn Jahren erhalten könne. Für Bausewein stellendie Alte Synagoge und andere Stätten jüdischen Lebens in der Stadtwie etwa die neue Synagoge und das jüdische Ritualbad - ein«Alleinstellungsmerkmal» dar. Damit will die Stadt bei einerBewerbung für das Unesco-Weltkulturerbe punkten. Knobloch unterstütztdie Bemühungen: «Das ist ein verdientes Weltkulturerbe», sagte sie.

Die um 1100 errichtete Alte Synagoge ist den Angaben zufolge dieälteste bis zum Dach erhaltene Synagoge in Mitteleuropa. Nach einemPogrom gegen die jüdische Bevölkerung 1349 wurde die Synagoge zumSpeicher umgebaut. Der Erfurter Schatz, so vermuten die Historiker,wurde kurz vor dem Pogrom vergraben, um ihn vor Plünderern zuschützen.

Im 19. Jahrhundert wurde die Synagoge um eine Empore ergänzt undals Tanzsaal genutzt. «Dadurch geriet ihre eigentliche Nutzung inVergessenheit - das war ihre Rettung», sagte Bausewein. Andernfallshätte sie vermutlich nicht die Reichspogromnacht 1938 überlebt. Seit1998 wurde sie aus EU-, Bundes- und Landesmitteln mit 1,6 MillionenEuro saniert.