Ephraim Kishon Ephraim Kishon: Letzte Ruhestätte «im Herzen seiner geliebten Stadt»
Tel Aviv/dpa. - Am Vormittag war der in eine israelische Flagge gehüllte und mitBlumen geschmückte Sarg im Journalistenhaus Bet Sokolov in Tel Avivaufgebahrt worden. Mehrere israelische Politiker, darunter dieBildungsministerin Limor Livnat, sowie Künstler und alte Freundebezeugten den Angehörigen ihr Beileid. Der für seinen Humor und seineSelbstironie berühmte Holocaust-Überlebende aus Ungarn hat mehr als50 Bücher geschrieben, in denen er den Alltag in Israel und diemenschlichen Schwächen aufs Korn nahm. Allein in Deutschlandverkauften sich seine Bücher 32 Millionen Mal.
«Im Herzen der Stadt, die er liebte» sei der Erfolsautor begrabenworden, sagte sein ältester Sohn Rafi (48). Mit einem Lächeln verwieser darauf, dass das Grab des in Budapest geborenen Kishon nur einpaar hundert Meter von einem ungarischen Restaurant («Kischpipa»,Kleine Pfeife) entfernt liegt, das die Familie früher fast jedenSamstag besucht habe. «Ich hoffe, das gefällt ihm.»
Nur in die israelische Flagge gewickelt, wurde Kishon in die Erdegelegt. Durch diese Art der Bestattung soll das religiöse «Erde zuErde, Asche zu Asche, Staub zu Staub» so schnell wie möglich erfülltwerden. Die Trauergäste legten Blumenkränze und kleine Steine - alsSymbol für die Ewigkeit - auf das frische Grab. Der Grabstein wird 30Tage nach der Beisetzung aufgestellt.
Kishons letzte Ehefrau Lisa Witasek (48) verbarg die Tränen hintereiner schwarzen Sonnenbrille. Eine große deutsche Delegation vonVerlags- und Theatermitarbeitern habe wegen schlechten Wetters nichtaus München abfliegen können und deshalb das Begräbnis verpasst,sagte sie bedauernd. Kishon hat seine Bücher in der VerlagsgruppeLangen Müller Herbig veröffentlicht, mit deren Verlegern ihn auchprivate Freundschaft verband.
Immer wieder verwiesen Freunde und Angehörige darauf, wie sehrden bei Lesern weltweit beliebten Kishon die mangelnde Anerkennungder Kritiker in Israel kränkte. «In Ephraims Seele klaffte einschwarzes Loch», sagte sein alter Wegbegleiter, der ehemaligeJustizminister Josef Lapid. «Er konnte einfach nicht glauben, dass erwirklich geliebt wird.» Es sei deshalb sehr schade, dass Kishon dietiefen Liebes- und Respektbezeugungen der letzten Tage nicht mehrhabe miterleben können. Mit dem berühmten Satiriker werde ein«wichtiges Kapitel der israelischen Kultur» und die «Behörde für denisraelischen Humor» zu Grabe getragen.
Mitunter erinnerte die eher private Begräbniszeremonie an eine dersatirischen Geschichten Kishons über das israelische Alltagsleben -etwa, als sich eine junge Frau aus einem der Wohnhäuser direkt hinterder Friedhofsmauer aus dem Fenster beugte und lautstark mit einerFreundin auf der Straße unterhielt. Auch der Trauergesang des Kantorswurde immer wieder vom lauten Hupen der Autos auf der nahe gelegenenBen Yehuda-Straße unterbrochen.