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EM-Fan-Hymnen von Revolverheld und Shaggy

Von Caroline Bock 20.04.2008, 09:50

Berlin/dpa. - Die Maskottchen zur Fußball-Europameisterschaft heißen «Trix & Flix». Sie sehen aus wie eine Mischung aus Manga-Comic und «Fix und Foxi». Das Duo wirbt für Jamaikas Pop-Export Shaggy, den die UEFA gleich zwei Hymnen für die EM in Österreich und der Schweiz singen lässt.

«Like A Superstar» und «Feel The Rush» klingen nach Urlaubs-Disco. Deutlich rockiger kommt die Hamburger Band Revolverheld daher, die mit «Helden 2008», der offiziellen DFB-Fan-Hymne, hörbar an den Erfolg der Sportfreunde Stiller anknüpfen will.

Die Fußball-EM scheint eine sehr ergiebige Inspirationsquelle für neue Songs zu sein, die zig konkurrierende Lieder auf den Markt spült. Allein die Europäische Fußball-Union UEFA bringt es auf mindestens vier «offizielle» Hymnen. Shaggy ist an diesem Montag (21.4.) in Berlin zu Gast, wo er in der österreichischen Botschaft das Video zu «Feel The Rush» vorstellt. Was tatsächlich in Österreich und in der Schweiz im Stadion gesungen wird, werden die Fans entscheiden. Das hat sich bei der WM in Deutschland gezeigt.

Mit dem munter geschrammelten «'54, '74, '90, 2006» waren die Sportfreunde vor zwei Jahren Teil des Sommermärchens auf den deutschen Fan-Meilen. Herbert Grönemeyer und Il Divo hatten mit ihren WM-Songs nicht so recht die Herzen der Schlachtenbummler erobern können. Der Refrain bei Revolverheld lautet: «Dieses Jahr geht das Fußballwunder weiter/Wir sind da/Und wir werden Europameister». «Unser Song ist ein traditioneller Fußballsong», sagt Sänger Johannes Strate. Die Anforderungen: «Er muss beim ersten Mal ins Ohr gehen. Jeder, der im Stadion ist, auch sei er schon total betrunken, muss ihn mitsingen können.»

Die Gastgeber der «Euro» 2008 haben eigene Lieder. Der Schweizer Sebastian Bürgin alias Baschi singt auf Schwyzerdütsch «Bring en hei» und gibt damit der Hoffnung Ausdruck, den Pokal zu holen. Für Österreich tritt Christina Stürmer mit ihrem Titel «Fieber» an, der die euphorische Stimmung in der Fankurve aufgreifen soll. Zu Fan-Klassikern avancierten in der Vergangenheit «Football's Coming Home» und «You'll Never Walk Alone». Längst ist das Feld «Musik und Fußball» ein eigenes Metier geworden.

Legendär sind die Versuche von Fußballgrößen wie Franz Beckenbauer («Gute Freunde kann niemand trennen») und Gerd Müller. Letzterer erinnerte sich bei den Zeilen «Dann macht es bumm» an Flanken, die er als Stürmer verwandelte. 1974 schmetterte die deutsche Nationalmannschaft «Fußball ist unser Leben», 1978 schmachtete die Elf mit Udo Jürgens «Buenos Dias Argentina». 1990 folgte zur WM in Italien das wenig ruhmreiche «Wir sind schon auf dem Brenner», 1994 zur WM in den USA «Far Away In America» mit den Village People.

Danach verstummte die Nationalelf. Das heißt nicht, dass Musik für das Team keine Rolle spielt. Gerald Asamoah brachte zur WM 2006 seine Kollegen als Hobby-DJ in Stimmung. Am Brandenburger Tor ließen sich die Fußballer mit Xavier Naidoos «Dieser Weg» von hunderttausenden Fans verabschieden. Ob Revolverheld mit dem eingängigen «Helden 2008» einen Hit landen und den Deutschen ein neues Sommermärchen beschert wird, steht noch in den Sternen.

Skeptische Stimmen gibt es. «An die Sportfreunde Stiller kommt der Song leider überhaupt nicht heran», urteilt der Berliner Michael Schäumer, der im Internet (www.fc45.de) Musikalisches rund ums Leder sammelt, über die Revolverheld-Single, die am 23. Mai erscheint. «Ich glaube, dass es gerade bei Plattenfirmen ein absolutes Unverständnis der Fan-Seele gibt», sagt Philipp Köster, Chefredakteur des Fußballmagazins «11 Freunde». Für ihn muss ein gutes Fußball-Lied Selbstironie, Doppelbödigkeit und einen Zugang zum Herzen der Fans haben. «Das erkenne ich bei all' diesen Hymnen, die jetzt auf dem Markt sind, überhaupt nicht.» Seine Erfahrung: Fans suchen sich ihre Lieder selbst.