Zum Todestag von Elvis Presley Elvis Presley starb vor 40 Jahren: Sex aus dem Süden

Halle (Saale) - Elvis lebt! Natürlich, sagen rationale Denker mit christlichem Hintergrund: Er lebt in seinen Werken und in der Erinnerung fort. Und vielleicht sogar im Himmel. Immerhin hat er Millionen Menschen glücklich gemacht mit seinem testosterongesättigten Rock’n Roll, der so ganz anders war als das, was das prüde weiße Amerika bis dahin kannte: Der Mann verkaufte, nein verkörperte den blanken Sex.
Aber es gibt tatsächlich Menschen, die seit vielen Jahren davon überzeugt sind, dass Elvis Presley in Wahrheit nicht einmal physisch gestorben ist, sondern irgendwo im Verborgenen unter uns weilt. Eine Verschwörungstheorie wie viele andere, nicht besonders standfest, aber von Sachargumenten lassen sich Gläubige in aller Regel nicht anfechten.
Todestag heute: Elvis Presley wäre jetzt 82 Jahre alt
Wenn er noch lebte, wäre Elvis jetzt 82 Jahre alt. Das ist angesichts der Tatsache, dass wir im Durchschnitt alle immer länger leben, kein biblisches Alter. Mit 82 kann man noch gut unterwegs sein. Wobei man angesichts der Tatsache, dass Elvis schon in den Jahren vor seinem Tod, den wir jetzt doch einmal für gesetzt halten wollen, gesundheitlich nicht eben gut drauf war. Und ziemlich dick obendrein.
Sein Ruf, der glitzert wie die Klamotten, die der Star auf der Bühne trug, hat sich indes über die Zeiten gehalten. Noch immer kommen Menschen ins Schwärmen, wenn der Name nur erwähnt wird. Das sind vor allem jene, die um 1956, als Elvis berühmt wurde, schon alt genug waren, um sich für diesen Heuler begeistern zu können.
Comeback mit "From Elvis in Memphis"
An anderen, die wie der Verfasser dieses Beitrags zwei Jahrzehnte später als diese Generation zur Welt kamen, ist Elvis zunächst vorbeigegangen. Viel zu viel Bewegung war in der Welt der Rockmusik, es gab die Stones, die Beatles, die Kinks, The Who, Led Zeppelin und viele andere Bands, deren Songs wir Jüngeren mit glühenden Ohren aus Transistorradios scheppern hörten und mit urwüchsigen Magnetbandgeräten aufzeichneten.
Spät kam Elvis noch einmal zurück und erreichte nun auch die Nachgeborenen - mit einem fantastischen Song, dem letzten von zwölf Stücken seiner Comeback-Langspielplatte „From Elvis in Memphis“.
Die Gänsehaut ist wieder da
1969 erschien das Lied, ein Jahr zuvor von dem Sänger Mac Davis geschrieben, als Single-Auskopplung und wurde aus dem Stand ein Riesenhit weltweit. In Deutschland stieg Elvis mit „In the Ghetto“ auf Platz eins der Verkaufs-Charts - zum ersten und einzigen Mal in seiner Karriere. Und was war das für ein Lied! Wer es einmal hörte, wird es nie vergessen. Schon, wenn man es auf dem inneren Recorder ablaufen lässt, wenn man Elvis mit Riesengefühl singen hört, ist die Gänsehaut von damals wieder da.
Natürlich kann man den Song auch für eine sozialromantisch aufgedonnerte Schnulze halten - na wenn schon. Schillers Ode an die Freude in Beethovens Vertonung ist ja auch eine. Aber ebenso unsterblich gut!
Erinnerungsbuch im Verlag Schirmer und Mosel
Im Verlag Schirmer/Mosel ist zum 40. Todestag des Sängers das Buch „Wo waren Sie, als Elvis starb?“ erneut erschienen - mit einem grandiosen Essay des Musikkritikers Lester Bangs (1949-1982) aus dem Jahr 1977 und vielen Fotos, die Leben und Karriere von Elvis illustrieren.
Bangs vollbringt das Kunststück, seine Beschimpfung des Vaters der Jugendrevolte wie eine Liebeserklärung klingen zu lassen. Und umgekehrt. Durchaus zu Recht, denn der fett gewordene Star hat sich selbst und seine Anhänger später verraten und verachtet und auf dem Altar des Geldes geopfert. So kann man das jedenfalls sehen.
Mit 19 wurde Elvis Presley schlagartig berühmt
Bis eben „In the Ghetto“ kam, acht Jahre vor seinem Tod. Das Lied, in dem er vielleicht auch über das Ghetto des Reichtums klagte, in das er sich begeben hatte. Vorbei der Charme des Senkrechtstarters aus den Südstaaten, der 1954, mit 19 Jahren, seine erste Single bei Sun Records aufgenommen hatte und schlagartig berühmt wurde damit.
Als Elvis vom Armeedienst, den er in Hessen ableisten musste, heimkehrte, war er verändert, der Charme war verflogen, zwei Shows spielte er 1961 noch, dann trat er acht Jahre lang nicht mehr öffentlich auf. Die Beatles waren inzwischen am Start und kauften ihm den Schneid ab.
Lester Bangs: „Eine Erektion des Herzens“
Das ändert aber nichts an der Legende. Und bei aller Kritik schreibt Bangs erstaunliche Sätze wie diesen: „Außer Elvis habe ich noch nie einen Sänger zu Gesicht bekommen, der mich sexuell stimulierte; es war keine richtige Erregung, eher eine Erektion des Herzens...“ Das muss einem auch erst einmal einfallen. (mz)
„Wo waren Sie, als Elvis starb?“: Schirmer und Mosel Verlag, München, 119 Seiten, 7,95 Euro