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Elvis Presley - 30 Jahre nach seinem Tod immer noch der «King»

Von Nada Weigelt 16.08.2007, 08:41

Memphis/dpa. - Der König ist tot - es lebe der König! Auch 30 Jahre nach dem traurigen Ende von Elvis Presley ist die Verehrung für den «King of Rock 'n' Roll» ungebrochen.

Fan-Clubs in aller Welt treffen sich zu seinem 30. Todestag am 16. August zu aufwendigen Trauerfeiern, in Berlin wird die größte Elvis-Ausstellung außerhalb der USA präsentiert, in seiner Heimatstadt Memphis im US-Bundesstaat Mississippi gibt es vom 11. bis 19. August eine Elvis-Woche mit mehr als 30 Veranstaltungen und rund 50 000 Gästen. Und die Musikindustrie heizt den Trubel mit zahlreichen Neuauflagen seiner Filme und Platten kräftig an.

Vielleicht war Elvis Presley wirklich der einflussreichste Musiker der Popgeschichte. «Ohne Elvis hätte es keiner von uns geschafft», gab der Rock 'n' Roll-Pionier Buddy Holly einmal zu. Und John Lennon räumte unumwunden ein: «Wenn es Elvis nicht gegeben hätte, hätte es die Beatles nicht gegeben.»

Was Elvis in den 50er Jahren so besonders macht, ist die neue Mischung aus «weißer» Country-Musik und «schwarzer» Rhythm-and-Blues- Tradition, unterlegt mit einem hämmernden Bass. Dazu bewegt sich das einst schüchterne Muttersöhnchen mit so viel lasziver Energie über die Bühne, dass die Teenies reihenweise in Ohnmacht sinken.

Das konservative Amerika wittert einen Verfall der Sitten - einmal darf Elvis wegen seines berühmten verführerischen Hüftschwungs in einer Fernsehsendung sogar nur von der Taille an aufwärts gezeigt werden. Doch für eine ganze Generation wird er zum Idol: ein Rebell, der die Schranken von Herkunft, Hautfarbe und Konvention durchbricht. Weltweit macht sich eine fast hysterische Begeisterung für den Kultmusiker breit.

Aber Elvis ist nicht nur ein angebeteter, er ist auch ein verzweifelter und ein einsamer Mann. Am 16. August 1977 wird er tot auf dem Bauch liegend im Badezimmer seiner Villa «Graceland» in Memphis gefunden, nur 42 Jahre alt. «Tod durch Herzversagen», stellt der Amtsarzt fest. Nach späteren Laborergebnissen haben offenbar Fettsucht und jahrelanger Medikamentenmissbrauch zu dem Herzstillstand geführt. «Er konnte es nicht ertragen, was aus ihm geworden war, und hat den Schmerz betäubt, wo immer es ging», sagt seine Biografin Alanna Nash.

Dabei war Elvis gelungen, was als amerikanischer Traum schlechthin gilt. Der Sohn eines Gelegenheitsarbeiters und einer Näherin aus Tupelo in Mississippi hatte sich aus ärmlichsten Verhältnissen zur Rocklegende hochgearbeitet. Als er zehn Jahre alt wurde, schenkten ihm die Eltern statt des erhofften Fahrrads für 7,90 Dollar eine Gitarre. Der in der Schule oft gehänselte Bub brachte sich die Griffe selbst bei und konnte dank seiner Musikalität und seiner Erfahrungen aus dem Kirchenchor schon bald professionell spielen.

Als 1954 mit «That's All Right Mama» Elvis' erster Rock 'n' Roll im Radio gespielt wird, muss der Discjockey die Platte an diesem Abend wegen der Hörernachfrage 15 Mal auflegen. Für die nächste Single gibt es 6000 Vorbestellungen, und ab da geht es kometenhaft nach ganz oben. Seit 1954 wurden mehr als eine Milliarde Elvis- Platten verkauft - das hat noch kein anderer Künstler geschafft. Er erhielt drei Grammys und ist in drei verschiedenen Musik-Ruhmeshallen vertreten. Außerdem spielte Elvis in mehr als 30 meist eher schlichten Hollywoodfilmen mit - stets in seiner Paraderolle als hinreißender Herzensbrecher.

Privat jedoch war seine Situation längst schwierig geworden. Bei seinem Militäreinsatz im hessischen Friedberg (1958 bis 1960) hatte er die damals erst 14-jährige Soldatentochter Priscilla Beaulieu kennengelernt und 1967 geheiratet; genau neun Monate später kam die Tochter Lisa Marie zur Welt. Doch das Paar lebte sich auseinander. Priscilla klagte über den Teufelskreislauf von Schlaf-, Aufputsch- und Beruhigungsmitteln, dem Elvis verfallen war, und über die wenige Zeit, die für die Familie blieb. 1973 ließ sie sich scheiden.

Der «King» konnte zwar noch einige Erfolge landen - wie seine Fernseh-Show «Elvis - Aloha From Hawaii», die weltweit mehr als eine Milliarde Zuschauer zählte - aber er war immer weniger er selbst. Er litt darunter, dass einstige Bewunderer wie die Beatles und die Rolling Stones zunehmend angesagter waren als er. Aufgedunsen und zugedröhnt konnten die Freunde ihn am Schluss kaum mehr auf die Bühne bringen, von Hüftschwung ganz zu schweigen. Seinen letzten Song nahm er im August 1977 im «Dschungelraum» seines Hauses auf, Titel: «Way Down» - Weg nach unten. Wenige Tage später war er tot. «Niemand hat Elvis umgebracht außer Elvis», erklärte sein umstrittener Manager «Colonel» Tom Parker.

Die Verkaufszahlen freilich schossen in die Höhe. Jahrzehntelang hielt Elvis auf der «Forbes»-Liste der toten Prominenten mit seinen Einnahmen einen Spitzenplatz, 2006 lag er mit 42 Millionen Dollar (rund 30 Millionen Euro) hinter dem gleichfalls toten Sänger-Kollegen Kurt Cobain auf Platz zwei. «Elvis ist zu einer Zeit gestorben, als es seinem Ruhm nur guttun konnte», befand Biograf Samuel Roy.