Elke Sommer Elke Sommer: Die teutonische Westentaschen-Monroe

Frankfurt/Main/dapd. - "Elke Summer", wie ihr amerikanischer Künstlernamelautet, gehört zu den ganz wenigen deutschen Schauspielern, die esin die oberen Etagen der kalifornischen Traumfabrik schafften. Dochdas Filmmetier spielt für die Fränkin, die am 5. November 70 Jahrealt wird, längst eine Nebenrolle. Seit vielen Jahren sieht sich diegebürtige Pfarrerstochter aus Erlangen lieber aus Malerin denn alsSchauspielerin.
Die Karriere von Elke Sommer, die 1940 als Elke von Schletzgeboren wurde, klingt wie ein Märchen. Nach dem Abitur ging sie alsAu-pair-Mädchen nach London und machte mit ihrer Gastfamilie Ferienan der italienischen Riviera. Prompt wurde die 18-jährigeStrandschönheit zur "Miss Viareggio" gewählt. Regisseur Vittorio deSica sah ein kleines Zeitungsfoto der frischgebackenen Miss und ludsie in die Cinecittà-Studios nach Rom ein. "Und ich dachte mir: dreiFilme, und dein Studium ist bezahlt" - diesen Plan ließt dieappetitliche Jungschauspielerin fallen, als immer mehr Angebotekamen.
In "Das Totenschiff" mit Horst Buchholz bekam sie 1959 ihre erstedeutsche Rolle. Filmmogul Artur Brauner gab ihr einenDreijahresvertrag, und als Westerngirl Annie im Karl-May-Film "UnterGeiern" brachte sie kleine Jungs zum Träumen. Kritikerlob gab's fürdas Moraldrama "Das Mädchen und der Staatsanwalt" mit Götz George.Bald klopfte Hollywood an, wo die Blondine mit den scharfen Kurvenund der unschuldigen Aura zunächst als Westentaschen-Monroegehandelt wurde. Für ihren Part als schwedische Krankenschwester inihrem ersten US-Krimi "Der Preis" mit Paul Newman ("ein ganzNetter") heimste "Elke Summer" 1963 einen Golden Globe ein.
Ihren Durchbruch schaffte sie zwar so wenig wie andereeuropäische Exporte wie Ursula Andress und Melina Mercouri. Doch mitden schwarz umrandeten Katzenaugen und der hochtoupiertenBienenkorb-Frisur war sie als verführerisches "blondes Gift" sehrgefragt und drehte am laufenden Band Actionstreifen undSpionagekomödien mit erotischem Knistern, zum Beispiel"Rollkommando" und die Inspektor-Clouseau-Komödie "Ein Schuss imDunkeln". In den 70ern präsentiert sich Sommers Schaffen alsPotpourri aus italienischen Horrorstreifen, US-Musicals, unddeutschen Filmen wie Edgar Reitz' "Die Reise nach Wien".
Wenig bekannt ist, dass die bodenständige Barbie, die wegen ihrerpflegeleichten Arbeitsweise auch "One-Take-Elke" genannt wurde, sichgerne über ihr Sexbomben-Image lustig machte und oft zu Gast inUS-Talkshows und in der Muppet-Show war. Seit Ende der 60er hat siesich der Malerei zugewandt, und ihre Bilder werden weltweitausgestellt. Dazu 42 Bühnenauftritte, 95 Kinofilme - zuletzt 2010 inder Komödie "Das Leben ist zu lang" von Dani Levy - und in denvergangenen Jahren ein deutsches TV-Comeback: keine schlechte Bilanzfür eine Frau, die von sich sagt, dass ihre Karriere "totalungewollt" und ohne Abkürzungen über die berüchtigte Casting-Couchverlief.
Privat fand sie nach ihrer Scheidung von Schriftsteller Joe Hyamsein spätes Glück mit dem Hotelmanager Wolf Walther. In ihreprominenten Filmpartner, neben Newman zum Beispiel Peter Sellers undJames Garner, hat sie sich dagegen nie verguckt. Seither pendeltElke Sommer zwischen ihrer Villa in ihrer Wahlheimat Beverly Hillsund ihrem Haus in Marloffstein in der fränkischen Schweiz. Stolz istsie auf ihren Sauerbraten, ihre Hollywood-Glanzzeit vermisst sienicht: "Als ich dort anfing, musstest du zehn Kilo Haare auf demKopf haben, 64 Zähne und lagenweise falsche Wimpern. Nein, ichmöchte keinen Tag jünger sein."