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Elizabeth Shaw Elizabeth Shaw: Die große Mutter des «kleinen Angsthasen» wird 90

03.05.2010, 06:34
«Der kleine Angsthase» - eine Illustration der Schriftstellerin, Illustratorin und Karikaturistin Elizabeth Shaw aus dem Jahre 1963. (FOTO: DPA)
«Der kleine Angsthase» - eine Illustration der Schriftstellerin, Illustratorin und Karikaturistin Elizabeth Shaw aus dem Jahre 1963. (FOTO: DPA) dpa

Berlin/dpa. - Den Hasen mitden zitternden Barthaaren und den weit aufgerissenen Augen zeichneteShaw mit klaren, kräftigen Strichen - fast wie im Comic. Das war 1963ungewöhnlich und der Ost-Berliner Kinderbuchverlag war zunächstskeptisch.

Doch die Geschichte, wie aus dem Häschen ein mutiger Hase wird,wurde von Kindern und auch Erwachsenen begeistert aufgenommen. Inrascher Folge veröffentlichte die Schriftstellerin, Illustratorin undKarikaturistin weitere 22 Bilderbücher - darunter die Schweinchen-Story «Zilli, Billi und Willi» und «Bella Belchaud und ihrePapageien» über «eine ältere, lebhafte Dame» und ihre Shakespearerezitierenden Vögel.

In dem Sammelband «Erzähl mir vom kleinen Angsthasen - Dieschönsten Kindergeschichten der DDR» sind Shaws Schöpfungen zufinden. Ebenso in dem gerade erschienenen Folgetitel «Von Tuppi,Krawitter und Schweinchen Jo - Klassische Kindergeschichten der DDR»(Der Kinderbuchverlag, Verlagsgruppe Beltz, Weinheim/Basel) mit teilsvergriffenen Kinderbuch-Geschichten.

Am 4. Mai 1920 wurde Shaw in Belfast geboren. Ihr Kunststudiummusste sie 1940 unterbrechen, um ihren Kriegsdienst abzuleisten.Während Shaw bis 1944 als Mechanikerin arbeitete, wurden ersteZeichnungen von ihr veröffentlicht. 1944 heiratete sie den deutschenBildhauer und Maler René Graetz, der in London im Exil lebte. DasPaar zog zwei Jahre später nach Berlin und ließ sich schließlich imOstteil der Stadt nieder.

Nicht zuletzt aus Geldnot begann Shaw als freischaffendeKünstlerin zu arbeiten. «Anfang der 60er Jahre war unsere finanzielleLage wieder einmal kritisch, und wir mussten die Ferienplätzezurückgeben, weil wir sie nicht bezahlen konnten, so schrieb ichschnell die Geschichten Der kleine Angsthase und GittisTomatenpflanze», heißt es in Shaws Erinnerungen.

«Meist schrieb ich sehr moralische Geschichten, weil ich diesenmissionarischen Eifer verspüre, der mich zur politischen Karikaturgebracht hat», beschrieb die Autorin ihre Arbeit. «Ich wollte ganzbestimmte Werte wie Mut, Freundlichkeit und die Vorstellungvermitteln, dass man nicht nur für sich selbst lebt. Kinder haben einausgeprägtes Gefühl für Gut und Böse und einen starkenGerechtigkeitssinn, bis die Welt der Erwachsenen diese Wertedurcheinanderbringt.»

Shaw zeichnete Karikaturen für den «Eulenspiegel» und die SED-Zeitung «Neues Deutschland». Einen Großauftrag bekam sie von derAkademie der Künste: 1959 porträtierte sie alle 43 Akademie-Mitglieder von Anna Seghers über Paul Dessau bis zu Helene Weigel.Die Künstlerin illustrierte Werke von Karl Marx bis Bertolt Brecht.Shaw starb am 27. Juni 1992 in Berlin.

Das Bilderbuch-Museum Troisdorf dokumentiert ShawsLebenswerk noch bis zum bis 26. Juni mit einer großen Werkschau.Neben den Bildern aus den Kinderbüchern sind auch Künstlerporträtsund Reisezeichnungen zu sehen.