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Ehemaliges KZ Buchenwald bei Weimar Ehemaliges KZ Buchenwald bei Weimar: Erinnerung an das Grauen

17.04.2016, 14:25
Essgeschirr der Häftlinge ist in einer Vitrine der neuen Dauerausstellung im ehemaligen KZ Buchenwald bei Weimar (Thüringen) zu sehen.
Essgeschirr der Häftlinge ist in einer Vitrine der neuen Dauerausstellung im ehemaligen KZ Buchenwald bei Weimar (Thüringen) zu sehen. dpa-Zentralbild

Weimar - Mit einer Festveranstaltung ist in der KZ-Gedenkstätte bei Weimar die neue Dauerausstellung „Buchenwald. Ausgrenzung und Gewalt 1937 bis 1945“ eröffnet worden. Auf 2.000 Quadratmetern dokumentiert sie das Leiden, den Überlebenswillen und den Widerstand der 278.000 Männer, Frauen und Kinder in Buchenwald und 39 Außenlagern. Das sind nach neuen Forschungen rund 18.000 Menschen mehr als bislang bekannt.

Für die Ausstellung im ehemaligen Kammergebäude des Lagers hatten Wissenschaftler in 220 Archiven, Privatsammlungen, Bibliotheken und Gedenkstätten in 18 Ländern nach Dokumenten und Biografien gesucht. Bund und Land unterstützten die Schau mit rund 3,7 Millionen Euro.
Zur Eröffnung am Sonntag waren etwa 40 hochbetagte Überlebende aus vielen Ländern an den Ort ihres damaligen Martyriums gekommen. „Es wird wohl das letzte große Ausstellungsprojekt zum Nationalsozialismus sein, an dem Überlebende so aktiv und in großer Zahl mitwirken konnten“, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Dafür gebühre den ehemaligen Häftlingen „unser aller Dank und tiefer Respekt.“

Die Dauerausstellung mit fast 2.500 Objekten, Dokumenten und Fotos sei eine Annäherung an das Unfassbare. Sie beschränke sich nicht auf das Grauen des Lageralltags, sondern zeige auch die erschreckende Normalität von Konzentrationslagern als Teil des gesellschaftlichen Alltags im Nazi-Deutschland, sagte Grütters. Ehemalige Häftlinge trennten sich dafür von persönlichen Erinnerungstücken, schilderten in Videos oder auf Band ihre Erinnerungen.
Der Präsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora und Kommandos, Bertrand Herz, sagte laut Redemanuskript, die Ausstellung solle Besucher zum Nachdenken anregen. „Sie sollen verstehen, dass in jedem Land ein die Menschenrechte missachtendes Regime entstehen kann, wenn die Bürger für das Schicksal eines bestimmten Teils der nationalen Gemeinschaft nur schuldhafte Gleichgültigkeit an den Tag legen.“ Herz war im August 1944 als Jugendlicher nach Buchenwald deportiert worden.

Am Nachmittag gedachten die ehemaligen Häftlinge ihrer 56.000 toten Kameraden mit einer Kranzniederlegung am Glockenturm. Die US-Armee hatte Buchenwald am 11. April 1945 mit 21.000 Überlebenden befreit. 56.000 Menschen überlebten Hunger, Kälte, Folter und die harten Arbeitsbedingungen nicht. (dpa)