Edith Hancke Edith Hancke: Boulevard-Königin und «Berliner Pflanze»

Berlin/dpa. - So alt wie es in ihrem Pass steht, fühlt sie sichnoch lange nicht. «Wer sieht so aus wie ich mit 80? Und da ist nichtsgeschnippelt!», sagt die Schauspielerin Edith Hancke kokett. Dieoriginal «Berliner Pflanze» mit der kratzigen, schrillen Stimme liebtdas Publikum und den Applaus. «Ich brauche das!». Wenn die «Königindes Boulevard-Theaters» am Dienstag (14.10.) ihren 80. Geburtstagfeiert, dann blickt sie auf eine fast 60-jährige Bühnenkarrierezurück. Doch ans Kürzertreten oder gar Aufhören verschwendet siekeinen Gedanken.
Gerade stand Hancke zusammen mit ihrem Ehemann undSchauspielerkollegen Klaus Sonnenschein (73) am Berliner Theater amKurfürstendamm in «Pension Schöller» auf der Bühne. Im Frühjahr 2009ist sie an der Seite von Christine Neubauer in der ARD-Komödie«Schaumküsse» zu sehen. Weitere Auftritte an den Berliner Kudamm-Bühnen und am Winterhuder Fährhaus in Hamburg sind geplant. Auch beider ihr zu Ehren geplanten Matinee im Kudamm-Theater (19.10.) wirddas Geburtstagskind selbst Theaterszenen spielen und Chansons singen.
Dabei stehe sie eigentlich gar nicht gerne im Mittelpunkt, erzähltdie zierliche und im privaten Leben eher zurückhaltendeSchauspielerin. «Familie ist mir schon wichtiger als der Beruf»,stellt sie klar. «Aber wenn es um den Job geht, dann ist es dasTheater! Man will ja wissen, ob es ankommt, was man macht. Das hatman weder bei Film noch bei Fernsehen.»
Leidenschaft funkelt aus Hanckes Augen, wenn sie von ihrenBühnenauftritten erzählt. Es sei so schön, wenn die Menschen imTheater lachen und für zwei Stunden mal ihre Probleme vergessenkönnen. «Das ist genauso viel wert wie die Gage, die wir verdienen»,sagt die Schauspielerin, deren markante Stimme übrigens eineFolge einer missglückten Mandel-Operation ist, der sich Hancke imAlter von 8 Jahren unterziehen musste.
An der Schauspielschule war die gebürtige Berlinerin damals «wegenTalentlosigkeit» durchgefallen. Drei Wochen später bekam sie jedochschon ihre erste Filmrolle in Hauptmanns «Biberpelz». Sie spielte amBerliner Renaissance-Theaters, am Deutschen Theater, am Schiller-,Schlosspark- und Hansa Theater - zusammen mit Sonnenschein dann 20Jahre an der Tribüne. «Keine Ehe nach Maß», «Arsen undSpitzenhäubchen», «Mein Vater der Junggeselle» oder «VerzwickteLügen» heißen nur einige der Stücke, in denen Hancke auf der Bühnestand. Daneben war sie in zahlreichen Fernsehfilmen zu sehen.
Ihre Lieblingsrolle ist die der Annie Wiesner in dem auchsozialkritischen Stück «Das Fenster zum Flur» von Curth Flatow undHorst Pillau. «Ich habe mir ausbedungen, möglichst alle fünf Jahremal ein Stück zu spielen, in dem nicht nur Quatsch gemacht wird. Ichwill ja auch mal zeigen, dass ich auch noch etwas anderes kann», sagtHancke.
Das Alter und das Altern ist für Hancke durchaus auch ein Bühnen-Thema. Mit Sonnenschein war sie unter anderem in dem Stück«Herbstzeitlose» über eine Senioren-WG zu sehen. «Ich wünsche mir vonden Autoren, dass sie beim Schreiben mehr an die Zeit denken, in derwir leben - eine Zeit mit vielen älteren Leuten. Die Stücke müssen janicht im Pflegeheim spielen», sagt Hancke. Aber Probleme von Älteren- wie Einsamkeit oder das Verhältnis zu den Kindern, die oft weit wegleben - seien auch Themen für Theaterstücke.
Und wie entspannt sich die quirlige Schauspielerin? «Schlafen!»,kommt es wie aus der Pistole geschossen. «Wir sind außerdem großeFernreisende», erzählt Hancke, die mit Sonnenschein bereits 38 Jahrezusammen ist und 3 Enkel hat. Eins hat sie sich jetzt schonvorgenommen: Wenn im Dezember 2009 dann ihr 60-jährigesBühnenjubiläum ansteht, wird sie «auf jeden Fall verreisen», wie siebetont.