1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. "echt Allach": "echt Allach": SS-Porzellan aus Bayern ist weltweit heiß begehrt

"echt Allach" "echt Allach": SS-Porzellan aus Bayern ist weltweit heiß begehrt

Von Georg Etscheit 25.07.2018, 18:20
Porzellanfigur eines Schäferhundes der Manufaktur Allach
Porzellanfigur eines Schäferhundes der Manufaktur Allach dpa

München - Münchner Kindl, 1400 Euro; Schäferhund liegend, farbig, 1500 Euro; Barock-Leuchter mit Jagdmotiven, fünfkerzig, 5800 Euro: Historisches Porzellan aus der Manufaktur München-Allach ist weltweit gefragt. Der Internetshop von „Allacher Porzellan“ bietet vieles - von „herzig“ bis „politisch“. Nur Skrupel darf man nicht haben, wenn man sich „echt Allach“ in die Vitrine stellt. Denn der Betrieb war so etwas wie der Hoflieferant der SS und ihres skrupellosen Chefs Heinrich Himmler (1900-1945).

Um zu sehen, was es mit der Marke Allach auf sich hat, muss man die Figuren, Vasen oder Leuchter einfach umdrehen: Wo sich Meissen mit den berühmten blauen Schwertern zu erkennen gibt, Nymphenburg mit dem blau-weißen Bayernwappen und die Königlich Preußische Porzellanmanufaktur (KPM) Berlin mit einem Zepter, prangen bei Allach die SS-Runen.

Der „Reichsführer SS“ Himmler schenkte den Nazi-Nippes seinen Freunden und Kameraden vom Schwarzen Corps und gab ganze Sonderserien in Auftrag. Etwa einen „Lebensleuchter“ für SS-Männer mit der Widmung: „Alle guten Wünsche für unser Volk, für Deine Sippe, für Deine Eltern, für Dich! Heinrich Himmler“.

Alles gefertigt mit Hilfe von Zwangsarbeitern des Konzentrationslagers Dachau. Hergestellt wurden auch sonst überwiegend Geschenke: für SS-Leute, Wehrmacht und ausländische Staatsgäste. 1943 arbeiteten bis zu 100 KZ-Häftlinge in der Manufaktur.

Wie viele Stücke noch kursieren, ist nicht bekannt. Besonders begehrt sind Figuren mit einschlägigem politischen Bezug. „Ich habe vor kurzem einen farbig gefassten SS-Reiter für 50.000 Euro verkauft“, sagt Andreas Thiel, der in Dachau mit Allacher Porzellan handelt. Die Nachfrage sei groß, vor allem bei vermögenden Russen. „Die interessieren sich besonders für Bären und politische Motive.“

Möglicherweise wird man Allacher Porzellan bald auch im Münchner NS-Dokumentationszentrum begutachten können. „Wir haben auf jeden Fall vor, künftig Objekte auszustellen“, sagt die neue Leiterin Mirjam Zadoff. Ob und in welchem Ausmaß NS-Nippes dabei sein werde, sei noch nicht entschieden. (dpa)