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Musikpreis Echo: Kollegah und Farid Bang gewinnen Preis - Campino macht Rappern Ansage

12.04.2018, 20:30
Campino, Sänger der Toten Hosen, auf der Bühne bei der Echo-Verleihung.
Campino, Sänger der Toten Hosen, auf der Bühne bei der Echo-Verleihung. AFP

Berlin - Am Donnerstagabend wurde in Berlin der Musikpreis Echo verliehen. Neben reichlich Show und Musik ging es bei der Verleihung auch um Fragen der künstlerischen Freiheit. Trotz heftiger Kritik an einem ihrer Texte und Antisemitismusvorwürfen blieben die Rapper Kollegah und Farid Bang für die Verleihung in zwei Kategorien nominiert. Mit Spannung wurde erwartet, wie das Publikum die beiden empfangen würde. 

Campino nutzt Chance auf der Bühne

Campino, Sänger der Punkband Toten Hosen, ging auf der Bühne auf die Debatte um die nominierten Rapper ein.

„Ich würde gerne ein paar Sachen loswerden, die mir wichtig sind. Ich habe mir viele Gedanken gemacht angesichts des Streits um ein Lied, der vorher entbrannt ist. Wer boykottiert, kann nicht mehr diskutieren. 

Ich mache seit über 30 Jahren Musik, wir haben auch immer mal mit Provokationen gearbeitet, da bin ich vom Fach. Das Stück kommt aus dem Battle-Rap, da relativiert sich vieles. Es geht doch nicht um einen Gangsta-Rap-Song, sondern um einen Geist, der überall unterwegs ist. Wann ist die moralische Schmerzgrenze erreicht?

Diese Debatte ist wichtig und darf nicht aufhören. Jeder muss eine Linie ziehen wo für ihn eine Grenze erreicht ist. Provokation ist gut und richtig. Aber man muss unterscheiden, was noch geht und was nicht. Für mich ist eine Grenze überschritten, wenn es um antisemitische Beleidigungen geht. Ich stehe hier um für alle zu sprechen. Verbote und Zensur sind nicht die Lösung – aber ich hoffe, dass wir zu einem anderen Bewusstsein kommen.“

Kollegah reagiert

Für seine Rede gab es vom Publikum stehende Ovationen. Auf die Kritik reagierten Farid Bang und Kollegah zunächst zumindest recht entspannt. Kollegah antwortete: „Ich will hier keine Politik-Debatte daraus machen.“ 

Als er dann später den Echo in der Kategorie Hip Hop/Urban national entgegennahm, legte er doch noch nach und sagte Campino habe sich als moralische Instanz aufgespielt, das gebühre einem so großen Musiker nicht. Er erntete laute Buh-Rufe und Pfiffe aus dem Publikum. 

Der Bundesverband Musikindustrie als Ausrichter des Echo verteidigte zuvor die Entscheidung, die Rapper nicht auszuschließen, als eine „Entscheidung im Sinne der Kunstfreiheit“. Die Veranstalter sehen einen „absoluten Grenzfall“. 

Weitere Echo-Preisträger:

(dpa/afp/red)

Der Echo ist der wichtigste deutsche Musikpreis
Der Echo ist der wichtigste deutsche Musikpreis
dpa