Eberhard Esche Eberhard Esche: Mit Hacks und Heine

Halle/MZ. - Und einer, in dem die Dichter einen ihren besten Sprecher fanden. Heinrich Heine und Peter Hacks vorneweg. Eberhard Esche, der gebürtige Leipziger, war eine witzige, aber durchaus nicht lustige Figur.
Bessons Lancelot
Obwohl er als jugendlicher Held gestartet war. Als "Kaschperkopp", wie er an seinen langjährigen Freund und Kollegen, den 1982 gestorbenen Schauspieler Dieter Franke geschrieben hatte. Eine schnelle Karriere: Von 1952 bis 1955 Schauspielstudium in Leipzig, erste Engagements in Meiningen und Karl-Marx-Stadt. 1961 der Sprung ans Deutsche Theater in Ostberlin, dem er treu blieb über 35 Jahre, unterbrochen von einem Engagement an Benno Bessons Volksbühne von 1969 bis 1971.
An der Volksbühne gibt Esche den Lancelot in Bessons Inszenierung von Jewgeni Schwarz' Erfolgsstück "Der Drache": Premiere 1965, insgesamt 580 Vorstellungen. Lancelot, der Jungspund, der denken lernt. Esche hat sich auch müde gespielt an dieser Rolle. Seine eigentliche Laufbahn begann erst danach: Titelrollen in "Amphitryon" von Peter Hacks und Schillers "Wallenstein". Eindrückliche Filmfiguren in "Der geteilte Himmel" (1964), "Spur der Steine" (1966), "Märkische Forschungen" (1982) oder dem Märchenstück "Wie heiratet man einen König" (1969), in dem er gemeinsam mit der niederländischen Schauspielerin Cox Habbema auftrat, mit der er in den 70er Jahren verheiratet war.
Hinter der Mauer
Zu kulttauglichem Ruhm brachte es Esche mit seinen Interpretationen von Heines "Wintermärchen", Goethes "Reineke Fuchs" und Michalkows Gedicht "Der Hase im Rausch". Das Nachwendepublikum erlebte den Schauspieler als einen vom Event-Kulturgewerbe abgeschreckten Zeitgenossen, der um seinen märkischen Landsitz eine mannshohe Mauer ziehen ließ.
Dort privatisierte der Künstler im Schatten. Schrieb auf, was er erinnerte, las die Verse seines Freundes Hacks und verachtete herzlich das Regietheater. Esche, ein Übriggebliebener. Am Montag ist er im Alter von 72 Jahren in Berlin gestorben.