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DSDS-Show DSDS-Show: Luca Hänni im Glück

Von Tobias Peter 29.04.2012, 07:08
Der Sieger Luca Hänni (l.) aus Uetendorf (Schweiz) gestützt vom Zweiten, Daniele Negroni (r.) aus Regensburg, freut sich beim Finale der Castingshow Deutschland sucht den Superstar in Köln über seinen Sieg. (FOTO: DPA)
Der Sieger Luca Hänni (l.) aus Uetendorf (Schweiz) gestützt vom Zweiten, Daniele Negroni (r.) aus Regensburg, freut sich beim Finale der Castingshow Deutschland sucht den Superstar in Köln über seinen Sieg. (FOTO: DPA) dpa

Köln/MZ. - Im Hintergrund drehen sich mehrere riesenhafte Animationen von Lucas makellosem Körper um sich selbst, während der Schweizer den eigens für diesen Augenblick von Dieter Bohlen komponierten Song „Don’t think about me“ singt. Eine bombastische Inszenierung, die zu groß ist für den eher kleinen 17-jährigen und seine sanfte, aber nicht unbedingt kräftige Stimme. Zugleich ist die Inszenierung ist aber auch zu groß für die Show, die einmal eine der größten Erfolgsgeschichten im deutschen Fernsehen war.

Stell dir vor, Deutschland sucht den Superstar gar nicht mehr – und RTL merkt es nicht. Die Quoten der Show befanden sich in dieser Staffel im Sinkflug. Während im vergangenen Jahr das Finale noch gut 6,3 Millionen Menschen einschalteten, waren es diesmal nur noch 4,71 Millionen Zuschauer – Rekordtief! Die Sendung ist auch mit diesen Zahlen noch immer erfolgreicher als andere Casting-Shows, kein Frage. Aber „Deutschland sucht den Superstar“ ist nicht mehr der Gigant, der die Konkurrenz am Samstagabend in die Nähe der Verzweiflung trieb. Vorbei die Zeit, als man – wenn man Samstagnacht gegen ein Uhr in eine Disco kam – oft gefragt wurde, ob man eventuell wisse, welcher Kandidat in der Sendung gerade rausgeflogen sei. Die Frage lautet also: Warum läuft die Show nicht mehr so gut?

Es ist wie bei einem Tanz-Club, den früher einmal besonders viele Leute für cool und angesagt hielten – und der dann über die Jahre einen Teil seines Publikums an ähnliche Clubs verliert, die versuchen das Erfolgsrezept nachzuahmen. Ein Club, der aber vor allem über die Jahre dadurch immer langweiliger wird, dass dort immer nur das Gleiche angeboten wird. Bei „Deutschland sucht den Superstar“ ist das in jedem Jahr eine Jury aus Dieter Bohlen und zwei anderen, die das Ganze auflockern, aber dem Chefjuror nicht allzu sehr widersprechen sollen. In den Live-Shows werden zudem immer wieder Kandidaten versammelt, die bestimmten Rollen entsprechen: wie in einer Seifenoper. Da gibt es den durchgeknallten Typen, der nicht singen kann. Den Schönling. Die Zicke. Und und und.

Auch diesmal hat sich wenig geändert. René, der Werbepausen-Clown, den nur die Zuschauer im Fernsehstudio zu sehen bekommen, macht seine Sache noch immer besser als der farblose Moderator Marco Schreyl. Und wie immer wird das Finale als Duell inszeniert. Beim letzten Mal war es der Kampf eines Liebespaares, Pietro Lombardi gegen Sarah Engels. Diesmal heißt es: Mädchenschwarm gegen Bad Boy. Letzteren gibt Daniele Negroni, ein 16-Jähriger, der mal im Jugendheim war und den Bohlen im Lauf der Staffel mehrfach wegen seiner Kettenraucherei heruntergeputzt hat. Wie schwer es ist, der Rolle vom „Terrorbolzen“ (O-Ton Schreyl) immer gerecht zu werden, zeigt sich am Ende, als Daniele weinend am Rand der Bühne steht. Während Luca nach dem Zuschauerentscheid den Siegersong noch einmal singt, deckt der Moderator Danieles Tränen notdürftig zu, indem er ihm seine Moderationskarten vors Gesicht hält.

Mit „Don’t think about me“ hat Bohlen diesmal einen Song geschrieben, der gut zur Situation der Show passt. Er handelt vom großmütigen oder auch trotzigen Bekenntnis des Verlassenen, der seiner Ex-Partnerin mit auf den Weg gibt: „Geh halt, wenn es besser ist für dich. Ich komm schon klar.“ So wie die RTL-Show sich trotzig weiter als Superevent inszeniert, egal ob sie es noch ist. Vor allem aber passt der Titel, den beide Kandidaten singen, mehr zu Lucas als zu Danieles Stimme. Vielleicht ist das ausschlaggebend für den knappen Sieg mit 52,85 Prozent der Zuschaueranrufe. Denn während Danieles raue Stimme – Bohlen: „Du bist der Mann, der morgens mit rostigen Nägel gurgelt“ – besser bei Rocknummern funktioniert, ist Lucas schmachtende Stimme für den vom „Modern Talking“-Star komponierten Pop-Schmalz besser geeignet. Obwohl Luca gerade die tiefen Töne am Anfang des Liedes nicht optimal trifft.

Und was folgt jetzt? Luca Hänni ist um 500.000 Euro Siegprämie reicher und darf eine Platte aufnehmen, auch wenn er mit dieser wohl kaum ein Superstar wird. Die Macher von „Deutschland sucht den Superstar“ aber sollten sich zumindest mal die Frage stellen, ob Daniel Küblböck, der bunte Vogel unter den Kandidaten in der ersten Staffel, womöglich Recht hat mit dem, was er aktuell in seinem Blog schreibt. Alle Trümpfe seien ausgereizt, findet er. „Vielleicht sollten wir unserer Jugend zeigen, dass es mittlerweile Wichtigeres gibt als Superstar zu werden“, fährt er fort: „Wie wäre es mit Maurer?“ Eine Anspielung Küblböcks darauf, dass Bohlen die Zuschauer mehrfach angefleht hat, sie mögen für Luca anrufen, damit der Arme nicht zurück in seine Maurerlehre in die Schweiz müsse.

„Deutschland sucht den Supermaurer“ – das wäre doch mal ein neues spannendes Format. Und auch wenn Luca Hänni die Arbeit finanziell erst einmal tatsächlich nicht mehr nötig hat, sucht er in einem halben Jahr womöglich nach einer neuen Aufgabe. Denn viel länger hält der Hype um einen neuen RTL-Superstar meist nicht mehr an. Wenn überhaupt.