DSDS-Finale DSDS-Finale: Beatrice Egli ist der neue Superstar

Köln/Halle/MZ - Am Samstagabend wurde zum zehnten Mal ein Superstar auf RTL ausgerufen. Damit ist DSDS eine der erfolgreichsten Sendungen im deutschen Fernsehen. Doch genau diese zehnte Jubiäumsstaffel ist trotz guter Quoten die bisher schlechteste - die Zuschauerzahlen sinken konstant. Im Vorfeld der Sendung wurde in den Medien schon über den Abgang von Chef-Juror Dieter Bohlen spekuliert. Retten sollten die Sendung am Ende Schlagerstars wie Heino oder Andrea Berg, die eher ein älteres Publikum anziehen. Das roch so ein bisschen nach Notfall-Plan, der nicht aufging.
Von all den Querelen im Vorfeld der Show war bei Beginn am Samstagabend nichts zu spüren. Alle in Finalstimmung: Blitzlichtgewitter, Techno-Beats und alle acht Kandidaten aus den Mottoshows singen gemeinsam "What a Feeling" (von Irene Cara). Mit etwas Fantasie hört man Sonderapplaus für den Drittplatzierten Ricardo Bielecki. Doch dann der erste Schreckmoment: Nora Ferjani kippt um! Moderator Raúl Richter gibt den Gentleman und trägt sie hinter die Bühne. Nazan Eckes gibt nach der Eröffnungsnummer Entwarnung: "Nora geht es wieder gut!". Irgendwas liegt in der Luft "und das ist nicht der Nebel des Eröffnungssongs" weiß Richter. Aha, wird hier etwa ein bisschen Drama inszeniert? Erst die Kehlkopfentzündung von Lisa Wohlgemuth und jetzt Ohnmachtsanfälle?
Hält der Kehlkopf?
Dann geht es mit Musik weiter: Lisa beginnt mit ihrem Lieblingslied "Someone like you" von Adele. In einem Einspieler zeigt RTL heimatliche Familienzusammenkünfte im Erzgebirge. Ein wenig Emotion darf nicht fehlen. Doch Lisa sächselt sich durch die RTL-Inszenierung und schafft es irgendwie, doch die kleine Erzgebirglerin zu bleiben. Trotz Kehlkopfentzündung tritt sie an und hat schon den Tapferkeitspreis in der Tasche. Doch die Töne sitzen nicht, Lisa ist sichtlich angeschlagen und kämpft mit der Melodie. Auch die Jury bemerkt ihre gesanglichen Defizite. Die Kaulitz-Brüder, optisch immer mehr Siegfried und Roy in jung, sind skeptisch.
Dann folgt Beatrice Egli, die professionelle Lachmaschine (O-Ton Lisa), mit "Und morgen früh küss ich dich wach" von Helene Fischer. Die Schweizerin ist der Liebling von Dieter Bohlen und überzeugt auch dieses Mal den Casting-Meister. Egli hat es einfach im Blut, sie hat den Schlagerbogen raus. Dementsprechend begeistert ist die Jury. Dann appelliert Egli an die "Schlager-Familie" für sie zu stimmen. Jetzt stimmen schon nicht die Teenies bei DSDS ab, sondern der durchschnittliche Schlager-Fan über 40?
Zum Glück gibt es Lisa Wohlgemuth, den Wirbelwind aus dem Erzgebirge, wie RTL sie nennt. Und tatsächlich bei Julis "Elektrisches Gefühl" wirbelt Lisa über die Bühne und zeigt was sie kann. Das ist ihr Ding, deutscher Wohlfühlpop mit leichten Indie-Faktor und dazu fröhlich zappeln. Das sehen die Juroren genauso: "Gut getanzt, gute Moves, gute Performance", so die einhellige Meinung. Von Bohlen gewohnt Anzügliches: "Wo die Töne gewackelt haben, hast du es mit dem Po ausgeglichen." Ob das der Schlagergemeinde gefällt?
Bei "Ich liebe das Leben" von Vicky Leandros offenbart auch Beatrice Egli gesangliche Untiefen. Nicht alle Töne erreichen ihr erwünschtes Gefühl. Obendrein hat sich Egli in ein scheußliches rotes Kleid mit kurzer Fake-Jeans-Hose gezwängt. Alles sehr unvorteilhaft. Tokyo-Hotel-Bill hat scheinbar keine Brille auf, denn erfindet ihr Outfit ziemlich heiß. Naja, ansonsten wiederholt die Jury ihr Urteil mantra-artig seit der ersten Sendung mit Egli: Tenor "Ich kann mit Schlager eigentlich nichts anfangen, aber du bist super". Selbst die tätowierten Kaulitz-Brüder sind sich einig, Bohlen sowieso und Mateo kann nichts dagegen sagen, sonst ist die Gruppendynamik dahin. Und die Kuhglocken sind eh lauter als die Jury.
Weltpremiere mit Bohlensongs
Das Finale des Finales: Lisa steht in einer Art Mareike-Amado-Gedächtnis-Zauberkugel, grüne Laserstrahlen. "Heartbreaker", geschrieben von Dieter Bohlen, schwingt fluffig, passt zu der Sächsin und gibt es jetzt auch als Download zu kaufen. Im Hintergrund rattern die Kassen des Senders. Trotzdem ein guter Song und Lisa kämpft sich durch. Die Jury klopft sich kollektiv auf die Schulter.
Beatrice Egli hat den deutlich schwächeren Song abbekommen: "Mein Herz brennt" ist 08-15-Schlager mit gehörig Schwulst und Kitsch. Beatrice lacht, und lacht, und lacht!
Dann sind die Zuschauer gefragt. Die Spannung wird lange hochgehalten. Dabei spielt Ricardo Bielecki den Pausenfüller, als Dank dafür, dass er im Ernstfall Lisas Platz im Finale eingenommen hätte. Mehrere Werbepausen später steht dann fest: Beatrice Egli ist der neue Superstar!