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Dschungelcamp - Tag 7 Dschungelcamp - Tag 7: Walter Freiwald der mit dem Gammelfleisch spricht

Von Martin Weber 23.01.2015, 06:08

Liebe Annika, lieber Philip,

ganz in echt, wahrhaftig und „voll real“, wie Tanja Tischewitsch, die dunkelhaarige unter den IBES-Berufsblondinen, sagen würde: Ich mache mir Sorgen. Nicht um die, die unten im australischen um das RTL-Lagerfeuer sitzen –die haben das und sich selbst verdient. Sondern um die, die oben auf der Hängebrücke moderieren. Also um Sonja Zietlow und Daniel Hartwich. So groß sind meine Sorgen, dass ich noch einmal kurz auf das eingehen muss, was an Tag 6 im Camp passiert ist. Nicht genug damit, dass die von RTL nachgerade inflationär die Schatzsuchen zeigen; wenn die ins Bild geschubst werden, ist das immer ein Indikator dafür, dass sonst vor allem das hier los ist: nicht viel bis gar nix. Sonja Zietlow hat in Folge 6 von IBES gesungen.

Abend für Abend sehen sich unsere Autoren Annika Leister, Philip Sagioglou und Martin Weber ab Freitag bis zum 31. Januar das RTL-Dschungelcamp an. In einem Briefwechsel tauschen sie sich täglich über ihre Erlebnisse aus - und schreiben sich ihren Schmerz von der Seele.

Daniel Hartwich hat mehr als üblich rumgehampelt, und dann hat die Moderatorin auch noch getanzt. Auf dem Laufband zum Remake des Spiels „Am laufenden Band“. Wer auch auf dem Laufband durchs Bild fuhr: Dr. Bob. Und wenn das passiert, wenn also die, die den Master-Part in dem Spiel innehaben, sich komplett zum Vollhorst machen, weil es die Servants nicht bringen und es friedlicher zugeht als in der Kita-Gruppe „Rehkids“(hab ich nicht erfunden, die gibt’s wirklich), läuft nicht nur ein bisschen was schief. Sondern jede Menge. Das Personal, das für die Opferrollen eingekauft wurde, soll sich ins Zeug legen. Wenn’s die Moderatoren tun müssen, damit der Entertainment-Aufzug wenigstens dezent nach oben fährt, hat RTL ein Problem.

Fünf Sterne deluxe„Die Leude“

Womit ich, ihr beiden ausgebufften IBES-Füchse habt es schon bei dem Wort „Problem“ geahnt, zu Walter komme. Obwohl ich gar nicht mehr über die Flitzpiepe schreiben möchte, der nervt mich seit der ersten Folge mehr als zehn Drahtseile. Aber: Geht ja nicht anders. Sind noch zehn andere vorrätig im Camp der Aussortierten. Aber irgendwie ist keiner von denen richtig da. Knalltüten, Zicken, verhaltensauffällige Spackos, Hirnis, tumbe Tröpfe, ausgemachte Blödmänner und geistesschlichte Frauen –hat es alles schon gegeben bei IBES. Muss ja auch so sein. So ein Personal ist die Basis des Spiels.

Aber so ein komplett mit sich selbst eingecremter Umsympath wie Walter ist mir zuwider. Will Dschungelkönig werden, ist aber nur der König der gestörten Selbstwahrnehmung. Versagt bei seiner dritten Dschungelprüfung komplett. Kriegt es nicht auf die Kette, ein paar Kilo Gammelfleisch aus einer Tonne in einen anderen Behälter zu transportieren. Obwohl ihm, wenn er denn in den letzten Jahren auch nur mal ganz vorsichtig in den Spiegel geguckt hat, der Umgang mit Gammelfleisch mehr als nur ein bisschen vertraut sein müsste.

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Aber hey: Walter ist stark. Walter wird das schon wuppen. In seiner eigenen Welt ist Walter der Größte und Beste. So gut und großist Walter, dass er seine Dschungelprüfung komplett durchquatscht. Sich sozusagen selbst vermoderiert. Als müsste er immer noch im Verkaufsfernsehen unschuldigen Hausfrauen Dampfreiniger und Mikrowellen andrehen. Walter ist echt ein Alleskommentierer. Einer, der bestimmt auch sein soziales Umfeld quält, indem er beim Essen eines Marmeladenbrötchens sagt: „So, ich esse jetzt ein Marmeladenbrötchen.“Einer, der beim Öffnen der Kühlschranktür losquasselt: „Och, da brennt ja schon wieder Licht. Wer hat das denn angelassen?“ Geht euch der Typ auch so auf den Senkel? Sagt doch mal was, Annika und Philip.

Okay, ihr schlaft den Schlaf der IBES-Nachtarbeiter, die gerade schreibfrei haben. Nachvollziehbar. Ich gönn’s euch. Ehrlich. Und „voll real“ natürlich. Einen jämmerlichen Stern hat Walter ergattert, und das dann so kommentiert: „Ein Essen für mich, reicht doch.“Was für ein Dämlack. Bevor’s weitergeht, hier fix ein Song von einem, der wirklich ein König war, der King himself:           

Elvis„A Little Less Conversation“

So, nach diesem musikalischen Intermezzo komme ich zum bisher wahrhaftigsten Moment von IBES 2015. Rolfe hat geweint. Als er vom Tod seiner Eltern erzählte. Zu dieser rührseligen Sequenz lief angemessen würdige Musik, und zwar diese hier, ein Song des englischen Singer-Songwriters    

Fink„Looking Too Closely“

 

Und dann war der rührselige und wahrhaftige Moment auch rubbeldiekatz wieder vorbei. Weil er zerstört wurde. Von zwei Uschis, die trösten wollten. Und denen als Trost nichts anderes einfallen wollte als ihre Körperlichkeit. Angelina und Tanja drückten Rolfe ihre Brüste ins Gesicht. Ungefragt. Und in stereo. Grenzt beinahe an ein Wunder, dass der Mann nicht knappluftig wurde. Und überlebt hat. Zum Glück. Wo ich gerade beim Thema Überleben bin: Angelina ist auch still alive. Obwohl sie, nachdem sie zusammen mit Patricia in einem Stinke-Tümpel nach Puzzleteilen suchen musste, von einem Killer-Blutegel angegriffen wurde.

Angelina, ohnehin nicht die hellste Kerze auf der Torte, war ratlos, wie mit solcherlei Getier umzugehen ist. Kein Ding, Angelina, ich hab da mal gegoogelt. Man hilft ja, wo man kann. Anbei als Ratgeber ein bildungsbürgerliches Gedicht. Dschungel-Überlebenshilfe aus einer Zeit, in der Farbfernsehen noch nicht mal ein klitzekleiner kühner Gedanke war. Heinrich Heine –  vielen Dank dafür!    

 

Wenn sich die Blutegel vollgesogen,

Man streut auf ihren Rücken bloß

Ein bisschen Salz, und sie fallen ab -

Doch dich, mein Freund, wie werd ich dich los?

 

Mein Freund, mein Gönner, mein alter Blutsauger,

Wo find ich für dich das rechte Salz?

Du hast mir liebreich ausgesaugt

Den letzten Tropfen Rückgratschmalz.

 

Auch bin ich seitdem so abgemagert,

Ein ausgebeutet armes Skelett -

Du aber schwollest stattlich empor,

Die Wänglein sind rot, das Bäuchlein ist fett.

 

O Gott, schick mir einen braven Banditen,

Der mich ermordet mit raschem Stoß -

Nur diesen langweilgen Blutegel nicht,

Der langsam saugt - wie werd ich ihn los?

 

Und damit möchte ich für heute Nacht schließen.

 

Es grüßt euch und alle Leserinnen und Leser herzlich:

Martin

Hat sich sein Leben sicherlich auch anders vorgestellt: ein namenloser Blutegel
Hat sich sein Leben sicherlich auch anders vorgestellt: ein namenloser Blutegel
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