Inaugurations-Konzert Donald Trumps Inaugurations-Konzert: Country-Musik und Militärkapelle

Köln - Es gibt zwei Washingtons am Vorabend der Vereidigung Donald Trumps zum 45. Präsidenten der USA, und der Gegensatz könnte nicht augenfälliger sein: Während mit Solange Knowles und Esperanza Spalding - zwei ebenso kluge wie virtuose schwarze Superstars - auf dem „Peace Ball“ im National Museum of African-American History auftreten, eröffnet eine „Supergroup“ von Sängern dreier Countrybands aus den 90er Jahren vorm nur eine Meile entfernten Lincoln Memorial das offizielle Inaugural Concert.
Hier hatte die schwarze Opernsängerin Marian Anderson 1939 ihr legendäres Konzert vor 75.000 Zuhörern gegeben, nach dem ihr ein Auftritt in der Constitution Hall aufgrund ihrer Hautfarbe verweigert worden war. Hier hatte Martin Luther King Jr. 1963 vor mehr als 200.000 Bürgerechtsdemonstranten seine berühmte „I have a dream“-Rede gehalten.
Nun singen hier, während der gewählte Präsident mit seiner Familie in einer Art Panzerglaskäfig am Bühnenrand Platz nimmt, Nashville-Veteranen aus der zweiten Reihe nostalgische Lieder, von denen ausnahmslos jedes einen Südstaaten-Ort im Titel führt.
Prominente Absagen für Trump
Fairerweise muss man erwähnen, dass vor Trumps Erscheinen bereits der 81-jährige Sam Moore eine angesoulte Version der Patriotenhymne „America the Beautiful“ zum Besten gegeben hatte. Der schwarze Entertainer, in den 60er Jahren bekannt geworden als Teil des Rhythm & Blues-Duos Sam & Dave, hatte seine Teilnahme erst wenige Tage zuvor angekündigt.
Und wer wollte, durfte. Die öffentlichen, teils mit dezidierten Meinungsäußerungen gepfefferten, Absagen, die sich das Trump-Team in den vergangenen Wochen eingeholte, hätten in der Tat ein imposantes Line-up ergeben. Doch nicht nur, dass sich die Rolling Stones, Elton John oder Celine Dion naserümpfend verweigerten, selbst Künstlern, die sich über ein Kreuzfahrts-Engagement gefreut hätten, war das Trump-Konzert zu heikel.
Bruce Springsteen gab vergangene Woche für die scheidende Obama-Belegschaft ein exklusives Konzert im Weißen Haus, die Springsteen-Covergruppe The B Street Band sagte den Gig vorm Lincoln Memorial in letzter Minute ab. Angeblich hatte Trumps Team verschiedenen Konzertveranstaltern Botschafterposten angeboten, wenn sie auch nur einen großen Namen hätten verpflichten können.
Donald Trump singt mit
Vorm Memorial erhebt sich nun das Publikum, die B-Country-Stars deklamieren „God Bless the U.S.A.“, und Lee Greenwood, der den Song Anfang der 1980er Jahre geschrieben und seitdem auf jedem republikanischen Kongress und jeder Golfkriegs- und 9/11-Gedenkveranstaltungen gesungen hat, betritt die Bühne. Gerade rechtzeitig zur Strophe, in der die gefallenen Soldaten geehrt werden, die Amerikas Freiheit verteidigt haben und der Sänger mit geschwellter Brust seinen Willen erklärt, selbst zu den Waffen zu greifen, sollte diese Freiheit erneut bedroht werden. Hinter der Panzerglasscheibe singt Donald Trump gut sichtbar mit.
Das Publikum ruft „U.S.A., U.S.A.“. Zur Antwort tritt nun die Band 3 Doors Down auf, die Anfang des Jahrtausends mal ein paar Hits gehabt, nun aber nichts mehr zu verlieren hat. Gleich im ersten Song, „The Broken“, „Die Gebrochenen“, feuert Sänger Brad Arnold das Publikum an: „Steht auf und holt euch eure Welt zurück.“ Doch das reagiert erstaunlich verhalten auf deren Egal-Rock.
Dann muss es nacheinander eine Militärkapelle, einen kaspernden Percussionisten und eine Klavier-Comedy-Truppe, die mal ein paar Klicks auf Youtube generieren konnte, über sich ergehen lassen, bevor endlich der raubauzige Countrystar Toby Keith im Outlaw-Kostüm, schwarzer Cowboyhut, schwarzer langer Mantel, erscheint. Keith erzählt von Amerikas Arbeitern und Soldaten und findet zwischendrin sogar Zeit, Barack Obama für seinen Dienst an der Nation zu danken. Für alle, denen das zu versöhnlich klang, beendet Keith sein Set mit dem trumptastischsten aller Songs, „Courtesy of the Red, White & Blue (The Angry American)“. Der enthält die Zeilen: „Du wirst es noch bereuen, dich mit den Vereinigten Staaten von Amerika angelegt zu haben, den wir rammen dir einen Stiefel in den Hintern, das ist die amerikanische Art“.
Jubel, „Trump“-Rufe und dann spricht er endlich, spricht den „vergessenen Mann, die vergessene Frau“ an, verspricht Amerika größer zu machen, als jemals zuvor. Dann erhellt ein Feuerwerk die Nacht über Washington, schreibt U.S.A. in den Himmel, aber das „A“ sieht eher aus wie ein „R“.