Dokumentation Dokumentation: Ausverkauf im Osten
Halle (Saale)/MZ. - Es war ein offenes Geheimnis, dass die DDR für den Westen produzierte. Weniger bekannt war, was genau das Land verließ, das unter der Mangelwirtschaft litt. Die Filmemacherin Anne Worst begibt sich in ihrer MDR-Dokumentation "Ostprodukte im Westregal", die am Montag um 23.15 Uhr von der ARD ausgestrahlt wird, auf eine Spurensuche in die Vergangenheit.
Die DDR war bereits seit den 60er Jahren die verlängerte, kostengünstige Werkbank des Westens. Die Qualität der Produkte war gut und der Einkaufspreis genau richtig, um gewinnbringende Geschäfte zu machen. Das beste Beispiel dafür waren die Strumpfhosen von Esda aus dem Erzgebirge. Während man in der DDR - wenn man sie ergatterte - für die Strumpfhose 9,50 Mark und für die bessere Ausführung 14 Mark zahlte, kam das gleiche Produkt 14,50 DM im Zehner-Pack im Westkatalog oder im Supermarkt. Was der Vorteil für die BRD war: Die Produkte aus der DDR waren zollfrei und ohne Umsatzsteuer. Ein lukratives Geschäft.
Wenn es heißt, dass 30 Prozent der DDR-Produktion in den Export gingen, so kann man getrost davon ausgehen, dass es 50 Prozent waren. Die Dokumentation gibt einen Einblick, welche Produkte die DDR in Richtung des "Klassenfeinds" im Westen verließen. Selbst Lebensmittel wurden ausgeführt. Ordentliches Fleisch gab es eigentlich nur in Berlin oder unter dem Ladentisch in der Provinz - vorausgesetzt, man kannte die Verkäuferin.
Ein anderes Thema: Bei Salamander waren die Lager voll, als die DDR anfragte, ob man Schuhe vorrätig habe. Der Großauftrag aus der DDR führte dann zu einem Lizenzvertrag mit dem Schuhkombinat in Weißenfels. Nach der Wende war allerdings Schluss mit den florierenden Handelsbeziehungen, denn plötzlich wurde der Billigproduzent aus dem Osten zum Konkurrenten.
"Ostprodukte im Westregal" gibt einen Einblick in die Wirtschaft der DDR - und in die Geschäfte, die sie mit dem viel gescholtenen Kapitalisten machte.
Die Dokumentation beginnt um 23.15 Uhr im Programm der ARD.