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"Doktor Schiwago"-Schauspieler gestorben "Doktor Schiwago"-Schauspieler gestorben: Filmlegende Omar Sharif ist tot

Von Frank Olbert 10.07.2015, 14:05
Omar Sharif
Omar Sharif REUTERS Lizenz

Nein, er war nicht nur „Dr. Schiwago“. Er hat in seinem Leben noch anders gemacht, als sich nicht zwischen Julie Christie und Geraldine Chaplin entscheiden zu können. Aber wie bei vielen anderen Schauspielern auch, war es die eine Rolle, welche die öffentliche Wahrnehmung beherrschte: In Omar Sharifs Fall eben jener russische Arzt, der sich vor dem Hintergrund von Revolution und Bürgerkrieg in folgenschwere Liebeswirren stürzt. Der Film war in den 60er Jahren derart erfolgreich, dass man Sharif, diesem Inbegriff des Frauenschwarms, einfach jede Rolle zutraute– selbst die eines Wehrmachtsoffiziers in „Die Nacht der Generale“, obwohl er beim besten Willen nichts Deutsches an sich hatte.

Nein, wenn er nicht gerade im schweren Wollmantel und den feinen Anzügen des Jurij Schiwago steckte, machte sich der gebürtige Ägypter mit familiären Wurzeln im Libanon vor allem als orientalischer Heißsporn gut. In einer solchen Rolle erlebte er 1962 seinen internationalen Durchbruch, als ihn David Lean in einem Film besetzte, der wie „Doktor Schiwago“ als monumentales Zeitbild zu einem Klassiker der Kinogeschichte avancieren sollte: In „Lawrence von Arabien“ spielte er an der Seite von Peter O’Toole den Sherif Ali Ibn El Kharisch, der mit dem Titelhelden gen Damaskus reitet. Dafür gewann er einen Golden Globe als bester Nachwuchsdarsteller, und auch für den Oscar wurde er prompt nominiert.

Sehnsuchtsgesicht des Kinos der 60er Jahre

Für eine Weile war Omar Sharif tatsächlich das Sehnsuchtsgesicht des Kinos der 60er Jahre – ein exotischer, kerniger Typ, mit dem sich das immer saturiertere westliche Publikum in romantische Wüstenabenteuer und verwegene Romanzen fortträumen konnte. Sharif war eine elegante Erscheinung und besaß dennoch die Glut der Leidenschaft, er war ein Gentleman und riskierte doch Kopf und Kragen. Irgendwo in diesem feinen, sensiblen und auch melancholischen Charakter brannte ein gefährliches Feuer.

Als Maechel Chalhoub wurde er 1932 in Alexandria geboren. In Kairo pflegte er als junger Mann einen ganz und gar unglamourösen Lebenswandel, ging dem Studium der Mathematik nach, das er sich in der väterlichen Holzhandlung verdiente. Doch nicht allein in dem späteren Leinwandhelden, auch im realen Maechel Chalhoub gab es diese lodernde Unruhe. Sie brach sich in seinem ganz persönlichen Schicksalsjahr 1953 Bahn, als er nicht allein vom Christentum zum Islam konvertierte und sich in Omar El-Sharif umbenannte, sondern auch den Rechenschieber aus der Hand legte und seine Karriere als Schauspieler begann.

Man kann es sich heute vielleicht nur schwer vorstellen, aber das Ägypten der damaligen Zeit war filmverrückt und besaß eine beachtliche Kinoindustrie. Auch Filme mit Omar Sharif waren bald in der gesamten arabischen Welt zu sehen, und was seine Popularität noch einmal steigerte, war seine Heirat mit Faten Hamama, einem Star im nahöstlichen und nordafrikanischen Himmel.
Nach seinen internationalen Erfolgen wurde es stiller um Omar Sharif, auch seine Wettschulden trugen nicht gerade zu ungebrochener Beliebtheit bei. Der Schauspielerei aber ist er treu geblieben – 2003 war er in der schwermütigen Verfilmung von Éric-Emmanuel Schmitts „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ zu sehen. Im Alter von 83 Jahren ist Omar Sharif, der traurige, schöne Mann des Weltkinos, gestorben.

Omar Sharif (1932-2015) im Alter von 42 Jahren.
Omar Sharif (1932-2015) im Alter von 42 Jahren.
Getty Images/Verleih Lizenz
Omar Sharif als Yuri Schiwago im Film "Doktor Schiwago von 1965
Omar Sharif als Yuri Schiwago im Film "Doktor Schiwago von 1965
dpa Lizenz