«Dirty Dancing» «Dirty Dancing»: Der Hüftschwung ist unvergessen

Berlin/ddp. - Als der Film am 8. Oktober 1987 in den westdeutschen und wenig später auch in den DDR-Kinos anlief, ahnte kaum jemand, dass die recht banale Liebesgeschichte zwischen Johnny Castle, dem smarten Showtänzer einer Clubferienanlage, und der 17-jährigen Frances «Baby» Houseman ein Kassenschlager werden würde. Über neun Millionen deutsche Kinozuschauer bescherten der Low-Budget-Produktion gigantische Einnahmen von 800 Millionen Dollarund den Tanzschulen einen wahren Run auf «Dirty Dancing»-Kurse.
Das Rezept des Tanzfilms von Regisseur Emile Ardolino, der zu den erfolgreichsten Streifen dieses Genres der vergangenen Jahrzehnte zählt, ist ebenso einfach wie genial: Man nehme ein gut aussehendes Paar, eine einfach gestrickte Handlung mit Happy End, jede Menge eingängige Musik und laszive Tanzszenen. Daraus wurde der Überraschungserfolg der Kinosaison 1987/1988. Wie kaum ein anderer Film prägte «Dirty Dancing» - wörtlich übersetzt «schmutziges Tanzen» - gleich mehrere Generationen. Plötzlich wollten alle so sein wie die beiden Hauptdarsteller: Jennifer Grey begeisterte mit ihrem fast kindlichen Sexappeal. Patrick Swayze wurde praktisch über Nacht zum Traum vieler Frauen zwischen 16 und 60.
Heute hat der Film kaum etwas von seiner früheren Popularitäteingebüßt, wie die unzähligen Ausstrahlungen im Fernsehen und der Erfolg der Tanzshow «Dirty Dancing» in Hamburg beweisen. Seit der Europapremiere am 26. März vergangenen Jahres in der Musical-Arena Neue Flora haben bereits mehr als eine Million Zuschauer das Tanzspektakel um Johnny und Baby gesehen. Hauptakteurin Tanja Schön steht achtmal pro Woche als Frances Houseman auf der Bühne und weiß genau, welche Szene die Zuschauer am meisten berührt. «Das Highlight ist Johnnys Rückkehr ganz am Ende und die gelungene Hebefigur. Siezeigt, dass sich all die Mühe gelohnt hat», sagt die 30-Jährige, dieseit vielen Jahren selbst bekennender «Dirty Dancing»-Fan ist. Mitzwölf Jahren habe sie damals den Kultfilm erstmals im Kino ihrerkleinen Heimatstadt gesehen, erzählt sie.
«Ich wollte ihn gleich noch einmal anschauen», erinnert sie sichan ihre Begeisterung. Die Liebesgeschichte zwischen Johnny und Babyhabe damals auch ihr Mädchenherz höher schlagen lassen. Vielleicht,so sagt sie, habe neben der wunderbaren Musik auch die Botschaft desFilms einen gehörigen Anteil am immer noch grassierenden «DirtyDancing»-Fieber: Man schafft alles, wenn man nur will. Im Publikumder Show sitzt nicht nur die Generation der damaligen Teenager, dieheute um die 40 ist. Die Begeisterung für den Kultklassiker reichtSchön zufolge vom kleinen Ballettmädchen bis zur Rentnerin.
Diese Erfahrung hat auch Diana Vogel aus dem sächsischen Glauchaugemacht. Sie betreibt die offizielle «Dirty Dancing»-Fanseite undweiß durch Mails von anderen «DD»-Anhängern, dass der Begeisterung für diesen Film keine Altersgrenzen gesetzt sind. Die 28-Jährige hat den Streifen bereits über 100 Mal gesehen und kennt die meisten Szenen auswendig. Das geht so weit, dass sie den Produzenten sogar acht kleine Filmfehler nachweisen konnte. So zieht Johnny Castle beispielsweise vor dem berühmten Abschlusstanz mit Baby zum preisgekrönten Song «Time of my life» seine coole Lederjacke gleich zweimal hintereinander aus. «Vielleicht war ihm ja auch nur kalt, und er hatte wirklich zwei Jacken an?», fragt sich daraufhin ein eingefleischter «DD»-Fan wie Diana. Doch wirklich störend sind solche Sachen eigentlich nicht, findet auch sie.
Vom 2004 herausgekommenen zweiten Teil des Kultfilms «DirtyDancing 2 - Heiße Nächte auf Kuba» hält sie - wie übrigens vieleandere Kinozuschauer auch - nicht besonders viel. «Man hätte ihnnicht drehen sollen. Das verdirbt den Kultstatus», meint Diana.
Ein ganz besonderes Verhältnis zu «Dirty Dancing» hat auch Jessica Winkler aus Berlin. Die 24-Jährige gewann im März dieses Jahres mit ihrem Tanzpartner Bernd Richter beim großen Deutschland-Finale des «Dirty Dancing»-Tanz-Contests, der anlässlich des 20-jährigen Filmstart-Jubiläums veranstaltet worden war. «Der Film bringt für mich rüber, was Tanzen ist: Lebensfreude und Spaß», sagt sie über den Streifen, der fast ebenso jung ist wie sie selbst.