Baby und Co. Dirty Dancing: Das machen Jennifer Grey und Co. heute
Köln - Vor 30 Jahren, am 17. August 1987, hatte „Dirty Dancing“ Premiere in den USA. Es war ein kleiner, eher billiger Film, der eigentlich nur eine Woche in den Kinos laufen sollte. Doch es wurde eine weltweiter Überraschungserfolg. Wir zeigen, was aus den Stars und Drehorten von damals geworden ist.
Jennifer Grey – Baby Houseman
Sie war das Mädchen, das die Melonen trug und das Herz von Patrick Swayze gewann. Weiße Turnschuhe, Shorts, Lockenpracht und ein fast noch kindliches Gesicht: Baby Houseman war im Film 17 – Jennifer Grey war schon 27. Doch sie brachte die Geschichte vom Erwachsenwerden so überzeugend rüber, dass sie von Millionen Mädchen kopiert wurde.
„Dirty Dancing“ war ein Überraschungserfolg – obwohl Jennifer Grey damals bereits eine bekannte Größe in Hollywood war . Sie hatte in „Die rote Flut“ (1984), „Cotton Club“ (1984) und „Ferris macht blau“ (1986) mitgewirkt. Mit Johnny Depp und Matthew Broderick (dem späteren Ehemann von Sarah Jessica Parker) war sie liiert. Ein echtes Hollywood-Leben.
Doch nach „Dirty Dancing“ blieben weitere große Rollen aus. Und Jennifer Grey machte einen entscheidenden Fehler. Zu Beginn der 90er Jahre entschied sie sich für einen Nasenoperation. Die kindliche Nase mit dem Höcker wurde gestreckt und begradigt. Zu spät merkte Jennifer Grey, dass sie damit ihr Markenzeichen und ein Stück Charakter verloren hatte. „Ich ging als Star in den OP und kehrte als Fremde zurück. Es war wie in einem Zeugenschutzprogramm oder als wäre man unsichtbar“, sagte sie später einmal in einem Interview. In den letzten Jahren war Grey vor allem im TV zu sehen. 2010 war sie bei der US-Show „Dancing with the Stars“ (entspricht dem deutschen „Let’s Dance“) dabei – und siegte natürlich. Aktuell ist sie in der Amazon-Comedy „Red Oaks“ zu sehen.
An die Öffentlichkeit ging die 57-jährige zuletzt bei einer Demo gegen US-Präsident Donald Trump in Los Angeles. Auf ihrem T-Shirt stand der Spruch „Nobody puts Pussy in a corner“. Das Original „Nobody puts Baby in a corner“ (in der deutschen Version: „Mein Baby gehört zu mir“), ist einer der Schlüsselsätze aus „Dirty Dancing“. Mit der Variante kritisierte Grey die frauenverachtenden Macho-Sprüche Trumps. Der hatte unter anderem gesagt, dass er als Prominenter Frauen ungefragt an die „Pussy“ greifen könne.
Grey ist seit 2001 mit dem Schauspieler und Drehbuchautor Clark Gregg verheiratet, die beiden haben eine Tochter.
Patrick Swayze – Johnny Castle
Patrick Swayze ist nicht etwa durch Zufall in einen Tanzfilm hineingestolpert. Seine Mutter war eine Choreographin, die auch fürs Kino arbeitete. Swayze machte eine Ausbildung zum Ballett-Tänzer, aber eine Knieverletzung machte eine Karriere unmöglich. Er tourte mehrmals mit der „Disney on Parade“-Iceshow – verkörperte unter anderen Schneewittchens Prince Charming. Doch als er in der auch in Deutschland sehr erfolgreichen Mini-Serie „Fackeln im Sturm“ (1985/6) die Hauptrolle des Orry Main spielte, wusste kaum jemand, dass er eigentlich Tänzer war.
„DirtyDancing“ machte ihn dann zur Tanz-Ikone. Er selbst sei in der Schule wegen seiner Ballett-Ambitionen oft verlacht worden, hatte er in Interview berichtet. Doch jetzt wollten viele Männer tanzen können. Tanzen war auf einmal sexy.
Nach dem Überraschungserfolg des Films ging es für Swayze zunächst recht gut weiter – aber wieder ohne Tanzen. Mit Demi Moore war er in der Tragikomödie „Ghost – Nachricht von Sam“ (1990) zu sehen. Neben Keanu Reeves spielte er einen Surfer in „Gefährliche Brandung“ (1991). Und in „To Wong Foo“ (1995) trat er als Dragqueen auf. 1991 wurde er vom „People“-Magazin zum „Sexiest Man Alive“ gekürt. Doch schon damals hatte er mit Alkoholproblemen zu kämpfen. Nachdem seine Schwester 1994 Suizid begangen hatte, entschloss er sich zu einem Entzug. Danach zog er sich einige Zeit auf seine Ranch in New Mexico zurück. Seine nächsten Kinofilme wurden keine großen Erfolge.
Im Januar 2008 wurde bei ihm Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert. Es tauchten erbarmungswürdige Fotos des auf 41 Kilogramme abgemagerten Swayze auf. 20 Monate nach der Diagnose, am 14. September 2009, starb er im Alter von 57 Jahren.
Jahre später tauchten böse Gerüchte auf. Lisa Niemi, mit der Swayze 34 Jahre lang verheiratet war, soll ihn kurz vor seinem Tod misshandelt und eingesperrt haben. Die Gerüchte verschwanden so schnell wieder, wie sie aufgetaucht waren. Hintergrund war möglicherweise ein Streit ums Erbe. „Dirty Dancing“ kann ihm keiner nehmen.
Kelly Bishop – Babys Mutter
Carole „Kelly“ Bishop ist inzwischen 73 Jahre alt – und auch bei Generationen bekannt, die „Dirty Dancing“ vielleicht noch nie gesehen haben. Denn sie spielte von 2000 bis 2007 eine Hauptrolle bei den „Gilmore Girls“: Emily Gilmore, die Mutter von Lorelai und Großmutter von Rory.
Kelly Bishop hat ihre Karriere am Broadway begonnen. In „Dirty Dancing“ sollte sie ursprünglich eine kleine Nebenrolle spielen. Doch als die für die Rolle als Mrs. Houseman vorgesehene Schauspielerin in der ersten Drehwoche wegen eines Sturzes ausfiel, bekam sie die Mutterrolle. Richtig Karriere machte sie aber erst als Emily Gilmore.
„Emily ist so unangenehm und unverschämt. Wenn ich die Chance bekomme so eine Figur zu spielen, dann hänge ich mich wirklich rein und versuche die Figur so unsympathisch werden zu lassen, wie nur möglich. Irgendwie habe ich sie wohl trotzdem zu sympathisch gespielt, denn die Leute hassen mich nicht“, sagte sie in einem Interview.
Jerry Orbach – Babys Vater
Jerry Orbach begann seine Karriere in Broadway-Musicals. Sein Kinodebüt hatte er 1950, er spielte unter Sidney Lumet („Prince of the City“) und Woody Allen („Verbrechen und andere Kleinigkeiten“).
„Dirty Dancing“ sollte sein größter Leinwand-Erfolg bleiben. Dafür wurde er einer der beliebtesten Fernsehstars der USA. Von 1991 bis 2004 war er Detective Lennie Brisco in der Krimiserie „Law & Order“. Er wurde die gefeierte Symbolfigur für einen typischen New Yorker Cop, dem – wie ein Kritiker schrieb – „die Müdigkeit nach 25 Jahren Kampf gegen das Verbrechen ins Gesicht geschrieben war“.
Jerry Orbach starb 2004 im Alter von 69 Jahren an Krebs. Am Tag nach seinem Tod wurden die Leuchtreklamen am Broadway heruntergedimmt – die höchste Ehrung der amerikanischen Bühnenwelt für einen Schauspieler. 2007 wurde ein Abschnitt der 53. Straße in Manhattan in Jerry Orbach Way umbenannt.
Der Drehort
In der literarischen Vorlage für den Film steht das Hotel, in dem sich Baby und ihr Tänzer begegnen, in den Catskill Mountains in der Nähe von New York. Doch weil die Filmcrew dort keinen passenden Drehort fand, wich man in die Blue Ridge Mountains (Virginia) aus, genauer gesagt in die Mountain Lake Lodge in Pembroke.
Die sieht noch genauso aus wie vor 30 Jahren – und 70 Prozent der Gäste kommen wegen des Films. Es gibt Führungen, Schnitzeljagden und Themenabende. Die Hütte, in der sich Baby immer wieder mit Johnny traf, ist noch zu besichtigen und zu mieten, ebenso wie die, in denen die Housemans wohnten.
Auch das Zimmer, in dem Patrick Swayze während der Dreharbeiten untergebracht war, ist für jedermann zu haben. Der Duschvorhang von Zimmer 232 wird regelmäßig geklaut. Nur eines ist nicht mehr da: Der See, in dem die vielleicht berühmteste Hebefigur der Filmgeschichte geübt wurde, ist ausgetrocknet.