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Dieter Hildebrandt zum 80. Dieter Hildebrandt zum 80.: Vom Platzanweiser zum Kabarettisten

Von Kathrin Zeilmann 22.05.2007, 06:34
Der deutsche Kabarettist und Autor Dieter Hildebrandt am 4. Oktober 2006 auf der 58. Frankfurter Buchmesse in Frankfurt/Main. (Foto: ddp)
Der deutsche Kabarettist und Autor Dieter Hildebrandt am 4. Oktober 2006 auf der 58. Frankfurter Buchmesse in Frankfurt/Main. (Foto: ddp) ddp

München/dpa. - Und auch sein 80. Geburtstag, den er amkommenden Mittwoch (23. Mai) feiert, ist für ihn kein Grund, anRuhestand zu denken: Gerade hat er sein neues Buch vorgestellt,außerdem wird er bei der Neuauflage der Kultserie «Kir Royal» dabeisein.

Hildebrandt kokettiert ein wenig mit seinem Alter, sein neuestesBuch hat er deshalb «Nie wieder achtzig!» genannt - und gibt sichdarin so bissig, zeitkritisch, scharfsinnig und humorvoll wie eh undje. Aber das Thema Alter birgt auch ernste Themen, denen Hildebrandtnicht aus dem Weg geht. Die Zustände in Altenheimen beschäftigen ihn,die Würde der Alten und Pflegebedürftigen ist ihm ein wichtigesAnliegen. Deshalb engagiert er sich als Schirmherr für den MünchnerPflegestammtisch, der die Situation Pflegebedürftiger verbessernwill.

Der im schlesischen Bunzlau geborene Hildebrandt hatte nach demZweiten Weltkrieg ein Studium in München begonnen. Er entdecktezunächst die Liebe zur Schauspielerei, doch bei der so genannten«Schauspielergenossenschaftsprüfung» fiel er durch. Heute sagtHildebrandt: «Ich war nicht groß genug und nicht schön genug, und ichkonnte nichts; deswegen bin ich zum Kabarett gegangen.» Schauspielerndurfte er später trotzdem - als Fotograf «Herbie» stand er in «KirRoyal» an der Seite von «Baby Schimmerlos» (Franz-Xaver Kroetz).

Zusammen mit Sammy Drechsel gründete er nach seinen Intermezzi alsPlatzanweiser und als Mitglied in einem Studentenkabarett 1956 die«Münchner Lach- und Schießgesellschaft» - noch heute steht derSchwabinger «Laden» für scharfzüngiges Kabarett. Wenn Hildebrandtauch nur noch bei Buchvorstellungen auf der Bühne der «Lach undSchieß» steht und das Feld längst dem Nachwuchs überlassen hat -seine Heimat ist immer noch das Lokal, wo die Tische engzusammenstehen und die Bretter der Bühne ein wenig abgetreten sind.

Politische Kabarettisten hätten immer «was zu Meckern», sagtHildebrandt - egal, welche Farben in der Regierung vertreten seien.Bis 1980 liefen Hildebrandts «Notizen aus der Provinz» im ZDF, nacheiner im Wahljahr erzwungenen Sendepause wechselte er zum SenderFreies Berlin, bis 2003 war er Protagonist im «Scheibenwischer». AlleThemen, die das Land bewegten, kamen ins Programm - pointiert,satirisch beleuchtet und gegen den Strich gebürstet. Für Bayernsehemaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß war Hildebrandtsscharfe Zunge «politische Giftmischerei», der Bayerische Rundfunkblendete ihn wegen «nicht gemeinschaftsverträglicher» Elemente schonmal aus dem Programm aus.

Doch das Publikum gab Hildebrandt recht - egal, ob er auf derKabarettbühne stand oder vor der TV-Kamera. Noch immer treffe erLeute, die ihm berichten, dass ihr politisches Denken durch dasKabarett in der «Lach und Schieß» geprägt worden sei. «Das werden unsjetzt unsere Gegner wieder vorwerfen, dass wir beeinflussen wollten.Aber natürlich wollten wir das, ist doch logisch», schmunzelt derJubilar, der mit seiner Frau Renate in München lebt.

Rund 150 Termine im Jahr absolviert Hildebrandt immer noch. «Solange ich auf die Bühne raufgehen kann, werde ich auftreten», lautetseine Devise. Und die Gedanken zum eigenen Geburtstag sind soscharfzüngig, wie man es von ihm kennt: Natürlich sei es ein Wunder,dass er noch lebe, «wenn man bedenkt, wie viele Krankenhäuser ichwieder verlassen konnte, wie viele Kantinen ich einigermaßenunbeschädigt überstanden habe, wie oft und wie gern ich mich als Kindschon totgelacht habe, wie viele Bundeskanzler, Präsidenten undIntendanten ich überlebt habe.»