Literatur „Die Teufelin“ machte sie berühmt - Fay Weldon gestorben
Sie galt als Meiserin von Ironie und Provokation. Einst scherzte Fay Weldon, ihr Bestseller-Roman „Die Teufelin“ werde sie in die Hölle bringen.
London - Die britische Schriftstellerin Fay Weldon ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Sie starb „friedlich“ am Mittwochmorgen, wie mehrere britische Medien unter Berufung auf ihre Familie berichteten. Die Britin hinterlässt ein Werk von mehr als 30 Romanen.
Bekannt wurde die eigenwillige Feministin vor allem durch ihren 1983 in Großbritannien erschienenen Roman „Die Teufelin“ (Original: „The Life and Loves of a She-Devil“), der 1989 mit Roseanne Barr und Meryl Streep verfilmt wurde. Das Buch, scherzte Weldon einst, werde sie wegen des darin beschriebenen erbarmungslosen Rachefeldzugs der Protagonistin gegen ihren untreuen Mann wohl in die Hölle bringen.
Sie sagte aber auch, „dass Frauen derart daran gewöhnt gewesen seien, 'gut' zu sein, dass ein bisschen Bösartigkeit nicht schade“ - Häuser niederbrennen, die eigenen Kinder weggeben, den Ehemann ins Gefängnis bringen und sich seines Geldes bemächtigen inklusive.
Eine schreibende Familie
Die Leidenschaft zum Schreiben wurde Weldon schon in die Wiege gelegt. Ihre Mutter (Pseudonym: Pearl Bellairs) und deren Lebenspartner waren Schriftsteller, ebenso wie ihr Großvater und ein Onkel. Sie wurde am 22. September 1931 in der britischen Grafschaft Worcestershire als Arzt-Tochter unter dem Namen Franklin Birkinshaw geboren. Die Familie siedelte bald danach Neuseeland um.
Doch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte Weldon mit ihrer Mutter und Schwester wieder nach Großbritannien zurück.
In England arbeitete sie nach dem Studium der Psychologie und Wirtschaftswissenschaften in den späten 50er Jahren zunächst für das britische Außenministerium und die Tageszeitung „Daily Mirror“. Danach verdingte sie sich als Werbetexterin an der Seite von Salman Rushdie in einer Agentur. Später schaffte sie den Durchbruch und feierte Erfolge mit Bestseller-Romanen, Hörspielen und zahlreichen Auszeichnungen für ihre TV-Drehbücher.
Das Miteinander der Geschlechter
Inspiration und Anstoß zum Roman-Schreiben fand sie in den eigenen Erfahrungen und Beobachtungen im täglichen Miteinander der Geschlechter, insbesondere in der eigenen Ehe.
Nach einer ersten, gescheiterten Ehe hatte Weldon 1960 den Maler, Musiker und Antiquitätenhändler Ronald Weldon geheiratet. Nach 30 Jahren und drei gemeinsamen Söhnen (aus der ersten Ehe hatte Weldon einen weiteren Sohn) brannte dieser mit einer jungen Hypnosetherapeutin durch. Festgehalten hat die Autorin ihre Geschichte auf bitter-sarkastische und dennoch unsentimentale Art in dem Roman „Ehe-Bruch“.
„Mit Ironie und schwarzem Humor“, befand die „Süddeutsche Zeitung“, „beobachtet Weldon Männer und Frauen im Geschlechterkampf in alltäglichen Situationen. Sie entlässt ihre Figuren aus der individuellen Tragik und verleiht den Katastrophen, die unweigerlich hereinbrechen, heiterkomische Züge.“
Nominiert für den Booker-Preis
Ihr Roman „Praxis“ (zu Deutsch: „Die Decke des Glücks“) aus dem Jahr 1978 war für den renommierten Booker-Preis nominiert, dessen Jury sie später selbst zeitweise vorstand. Bis 2021 lehrte sie an der Uni in Bath (Bath Spa University) Kreatives Schreiben.
Im Jahr 2001 war ihr für ihre Verdienste um die Literatur ein Orden des britischen Königshauses verliehen worden.