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Die MZ im Gespräch mit Horst Tappert Die MZ im Gespräch mit Horst Tappert: «Den Affen rauslassen»

26.03.2004, 16:13

Berlin/MZ. - Was dachten Sie, als Sie hörten, dass Sie dem Zeichentrick-Derrick Ihre Stimme geben sollen?

Tappert: Nun, ich habe erstmal abgewartet. Entschlossen habe ich mich, nachdem ich das Drehbuch gelesen hatte. Ich fand es sehr ulkig und pointiert. Anschließend setzte ich mich mit Fritz Wepper in Verbindung und kam mit ihm überein, dass man es machen könnte.

Das sich auch über Derrick lustig macht, gehört zum Charakter eines solchen Projekts. Hatten Sie da keine Bedenken?

Tappert: Nein. Man muss schließlich über sich selbst lachen können. Ganz anders als in der Fernsehserie, wo es nicht so viele Gefahren gibt und er sie natürlich auch bemerkt, geht Derrick, als würde es überhaupt keine Gefahren auf der Welt geben. Oft genug nimmt er die Gefahren gar nicht erst wahr, was ich sehr lustig finde.

Würden Sie sagen, dass Derrick typisch Deutsch ist?

Tappert: Vielleicht kann man sagen, dass es die positiven Charakterzüge der Deutschen sind: Pflichtbewusstsein, Bescheidenheit und die Konzentration auf das, was man macht. Im Ausland ist das großartig angekommen.

Kommt im Kinofilm der legendäre Ausspruch: "Harry, hol schon mal den Wagen" vor, den es in der Serie ja nie gegeben hat?

Tappert: Ja, der wird sogar richtig strapaziert. Das geht bis zu "Harry, hol schon mal den Schlitten". In der Serie kam der Satz ja nicht ein einziges Mal vor. Keine Ahnung, wie die Legende entstand. Der springende Punkt ist, dass wir uns über uns selbst lustig machen. Wir haben 25 Jahre lang verantwortungsvoll gearbeitet, und nun können wir mal den Affen rauslassen.

Dazu gehört auch, dass Derrick einen Sender unser dem Toupet trägt. Stimmt es, dass Sie das Toupet in der Serie nur trugen, um sich im Privatleben von der Rolle besser trennen zu können?

Tappert: Damit hat das nichts zu tun. Wir haben Probeaufnahmen mit und ohne Toupet gemacht. Der Produzent fand es besser mit Toupet, und so habe ich es gemacht.

Und wie sind Sie "außer Dienst" damit umgegangen?

Tappert: Zum Teil habe ich es auch privat getragen, um dem Image gerecht zu bleiben. Es sollte keiner sagen: "Der hat ja gar keine Haare!"

Hatten Sie als Derrick nicht manchmal den Wunsch, einfach nur Horst Tappert zu sein?

Tappert: Das können Sie nicht, wenn Sie in einer großen Arbeit so eingebunden sind. Damit muss man sich bis zu einem gewissen Grad abfinden. Es erfordert viel Disziplin und Zuverlässigkeit.

Sind Sie eigentlich noch als Schauspieler aktiv?

Tappert: Ich habe es aufgegeben. Schluss! Jetzt nach meinem 80. Geburtstag mache ich Schluss.

Was ist Ihnen im Leben wichtig?

Tappert: Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit und keine Eitelkeit. Ich hasse Eitelkeit. Das ist manchmal das Verhängnis in unserem Beruf. Ich finde es falsch, wenn die Schauspieler eitler sind als die Figuren, die sie spielen.

Bleiben Sie auch am Bildschirm, wenn eine alte Folge von "Derrick" wiederholt wird?

Tappert: Ja, weil die Wiederholungen jetzt nicht nachts, sondern um 17.15 Uhr laufen. Ich bin dabei aber immer sehr kritisch. Es gibt kaum eine Folge, von der ich sagen würde, dass ich damit zu 100 Prozent einverstanden wäre.

Wie denken Sie über die heutigen Fernseh-Ermittler?

Tappert: Es sind zu viele. Ich sehe mir keine Serien mehr an. Ich will nicht mehr sehen, wie ein Auto in die Luft fliegt. Ich weiß doch, wie es gemacht wird. Es gibt aber einen, den ich großartig finde: Dieter Pfaff als Sperling. Das ist ein hervorragender Schauspieler, den ich mir gern anschaue.