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Die Morde von Hinterkaifeck werden verfilmt

Von Sabine Heimgärtner 18.11.2007, 11:38

Weimar/dpa. - Der Weg zum abgelegenen Drehort in Thüringen ist düster, matschig und beklemmend. Genauso wie man sich den Weg zum bayrischen Einödhof Hinterkaifeck vorstellt, wo 1922 sechs Menschen ermordet wurden.

Seit dem großen Erfolg des Kriminalromans «Tannöd» von Andrea Maria Schenkel, die das mysteriöse Verbrechen zur literarischen Vorlage nahm, ist eines der rätselhaftesten Geschehen in der deutschen Kriminalgeschichte wieder zum Thema geworden. Die Morde wurden nie aufgeklärt und noch heute ranken sich zahlreiche Gerüchte um den einsamen Alltag auf dem Bauernhof der Familie Gruber, die mit Schlägen auf den Schädel komplett ausgelöscht wurde. Nun soll der Stoff auch ins Kino kommen.

Das Drehbuch zu «Kaifeck Murder» stammt von Christian Limmer und Sönke Lars Neuwöhner. Regie führt Esther Gronenborn, die 2001 für ihren Film «alaska.de» mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde. Produzenten des etwa 2,5 Millionen teuren Films ist 24 Frames Film in Koproduktion mit Neue Kinowelt und SevenPictures.

Auf den Bergen über dem thüringischen Dörfchen Barchfeld liegt der im Winter nur mit Geländewagen erreichbare Hof Kaffenburg. In Gummistiefeln und dicken Jacken, eingepackt in Mützen und Schals stapfen die beiden Hauptdarsteller Alexandra Maria Lara und Benno Fürmann durch den Schneematsch.

Produktionsleiter Gilbert Möhler erinnert sich an die Vorbereitungen zu dem Projekt: «Als ich den Drehort zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich, die sind wahnsinnig geworden, allein von der Logistik her.» Tonnenweise müssen täglich Filmmaterial, technische Ausstattung, Möbel und Lebensmittel auf den einsamen Bauernhof gekarrt werden. «Aber wir können für diesen Stoff keine liebliche Weihnachtsschnee-Landschaft gebrauchen, es muss eine düstere, frostige Umgebung sein», erklärt Möhler.

Die Filmemacher interessiert Hinterkaifeck vor allem als Symbol des Unheimlichen und Geheimnisvollen. Mit dem Krimibestseller «Tannöd», deren Autorin sich demnächst vor dem Landgericht München wegen Plagiatsvorwürfen verantworten muss, hat der Streifen von seiner Konzeption her nichts zu tun. In dem als Mystery-Thriller angelegten Film verschlägt es den Fotografen Marc (Fürmann) mit seinem Sohn Tyll (Henry Stange) an den abgelegenen Ort, wo das grausige Geschehen unaufhaltsam Gestalt annimmt.

«Ich weiß ungefähr, wo ich mit der Rolle hin will, aber ich weiß nicht, wie ich hinkomme», sagt Fürmann. «Man spürt beim Drehen den Wahnsinn dieser Geschichte, man fühlt ein extremes Verlorensein, es ist ein Graben und Kratzen nach der Wahrheit, ein Taumeln in der Grauzone zwischen Realität und Traum.»

In der Requisitenkiste neben ihm liegen Skelette von seltsamen kleinen Tieren, Geweihe und Tierfelle und man ahnt, dass «Kaifeck Murder» auch in die urgermanische Mystik führen wird. Die unheimlichen Rauhnächte sollen eine zentrale Rolle spielen, einige Nächte um den Jahreswechsel, die im Brauchtum Süddeutschlands eine besondere Bedeutung bei der Geisteraustreibung haben. Am 8. Januar 2009 soll der Film ins Kino kommen.