«Die Liebe in den Zeiten der Cholera» auf DVD
Hamburg/dpa. - Es ist kein guter Tag für den hochbetagten Dr. Juvenal Urbino (Bejamin Bratt), es ist sein Sterbetag: im Versuch den entflohenen Papagei wieder einzufangen, fällt er von der Leiter und stirbt.
Das ist die Chance für Florentino Ariza (Javier Bardem). Nach 51 Jahren, neun Monaten und vier Tagen sowie einer lebenslangen, unerfüllten Liebe schwört er der schönen Witwe Fermina Urbino (Givoanna Mezzogiorno) ewige Treue und immerwährende Liebe - zum zweiten Mal. Die trauernde Witwe wirft den Greis ohne Umschweife aus dem Haus.
Gabriel Garcia Marquez' Roman «Die Liebe in den Zeiten der Cholera» galt lange als unverfilmbar; zu lang und komplex die erzählte Handlung auf über 500 Seiten, so die Kritiker. Regisseur Mike Newell («Mona Lisas Lächeln», «Harry Potter und der Feuerkelch») brachte das Liebesdrama dennoch mit einem Budget von 45 Millionen Dollar auf die Leinwand. Jetzt ist das bildgewaltige Epos auf DVD erschienen.
1879 in der karibischen Hafenstadt Cartagena: Es sind unruhige Zeiten in Kolumbien, die Stadt schüttelt sich zwischen Bürgerkrieg und Cholera. Als der junge, mittellose Telegrammote eine Nachricht in das Haus des neureichen Maultierhändlers Daza bringt, ist es augenblicklich um ihn geschehen: Ein flüchtiges Vorübergehen genügt, um sich in die schöne Fermina, die Tochter des Hauses zu verlieben. Entsprechend der Sitten der Zeit halten sie unter den strengen Augen der Tante Kontakt mit unzähligen Briefen. Einen Heiratsantrag, den Schwur ewiger Treue, nimmt Fermina an.
Doch für Ferminas Vater Lorenzo (John Leguizamo) ist die Verbindung nicht standesgemäß: Er droht Florentino zu erschießen und verbannt Fermina zur Cousine aufs Land. Als sie nach Jahren zurückkehrt, wendet sie sich vom Liebenden ab - eine Illusion, nicht mehr, habe ihr den Blick getrübt. Sie beugt sich dem Druck des Vaters und heiratet standesgemäß den erfolgreichen Arzt Juvenal Urbino.
Abwechselnd folgt der Film den beiden Liebenden, die nicht zusammen kommen. Während Fermina in der zwar schwierigen, aber erfüllten Ehe ein gesellschaftlich anerkanntes Leben führt, quält sich Florentino in seinem Schmerz. Ablenkung findet er in zahlreichen, amourösen Abenteuern, über die er buchhalterisch Tagebuch führt. Doch keine der Frauen erobert sein Herz; als Büro-Leiter und später Leiter der Flussschiffahrtsgesellschaft leidet er unter der unerfüllten Sehnsucht. Als Ferminas Mann, Dr. Urbino, stirbt, kommt die zweite Chance der beiden Liebenden - doch nach 51 Jahren ist nichts mehr wie es war: Sie müssen noch einmal von vorn anfangen, noch einmal damit beginnen, zueinander zu finden.
Der Film nach dem Drehbuch von Ronald Harwood («Der Pianist») kommt als kammerspielartige Umsetzung der immensen Marquez-Vorlage daher. Nicht immer kann die mythische Stimmung der südamerikanischen Fluss- und Berglandschaft über Verkürzungen des Romans hinweghelfen.
Das lächelnde Augenzwinkern angesichts des Leidenden dort schlägt hier szenenweise in bemitleidenswerte Tölpelei um. Dem hat Javier Bardem als Florentino, in «No Country for Old Men» noch als unkontrollierbarer Massenmörder archaisch und unaufhaltsam, am ehestens im Schlusskapitel etwas entgegen zu setzen. Das DVD-Bonusmaterial mit allein 17 gekürzten Szenen hilft hier einen tieferen Blick in die Figuren zu werfen. Dennoch ist der Film für alle Fans von Gabriel Garcia Marquez ein Muss - für alle Liebenden sowieso.