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«Die Kinder des Monsieur Mathieu» «Die Kinder des Monsieur Mathieu»: Porträt eines guten Lehrers in schlechten Zeiten

Von Johannes von der Gathen 11.04.2006, 12:56
«Die Kinder des Monsieur Mathieu» (les choristes), Frankreich 2004, Regie Christophe Barratier, am Freitag (14.04.2006) um 20:15 Uhr im Ersten. Clement Mathieu (Gerard Jugnot, hinen re.) hat die Rasselbande dazu gebracht, zu singen. Nur der kleine Pepinot (Maxence Perrien, hinten li.) kann den Ton nicht halten und muss daher das Metronom beaufsichtigen. (Foto: dpa)
«Die Kinder des Monsieur Mathieu» (les choristes), Frankreich 2004, Regie Christophe Barratier, am Freitag (14.04.2006) um 20:15 Uhr im Ersten. Clement Mathieu (Gerard Jugnot, hinen re.) hat die Rasselbande dazu gebracht, zu singen. Nur der kleine Pepinot (Maxence Perrien, hinten li.) kann den Ton nicht halten und muss daher das Metronom beaufsichtigen. (Foto: dpa) ARD Degeto

Hamburg/dpa. - Allem Anschein nach ein pädagogischesHimmelfahrtskommando.

Wie ein Gefängnis oder eine verwunschene Festung wirkt dieabbruchreife Lehranstalt, die von dem sadistischen Direktor Rachin(Francois Berléand) mit eisernen Hand regiert wird. Behutsam undnicht ohne Angst nähert sich der stille Monsieur Mathieu denverschlossenen, aggressiven Schülern und findet schließlich einen Wegzu ihren Herzen. «Die Kinder des Monsieur Mathieu» läuft amKarfreitag um 20.15 Uhr in der ARD.

Mit seinem nostalgisch gefärbten Schuldrama gelang RegisseurChristophe Barratier in Frankreich ein sensationellerÜberraschungserfolg. Sein Spielfilmdebüt (Originaltitel: «LesChoristes») lockte mehr als sieben Millionen Zuschauer in die Kinos.Produziert wurde diese im besten Sinne altmodische und zutiefsthumanistische Internatsgeschichte von dem sechsfachenOscarpreisträger Arthur Cohn («Central Station», «Hinter der Sonne»).

Natürlich hat es der etwas pummelige Monsieur Mathieu am Anfanghöllisch schwer. Die verwahrlosten Pennäler verhöhnen ihn alsEierkopf, tanzen ihm auf der Nase herum, klauen seine Aktentaschevoller Notenblätter und sind maßlos erstaunt über diese komischenSchriftzeichen und Linien.

Mathieu dagegen gibt sich gelassen und zeigt Interesse an denKindern und ihren zumeist traurigen Schicksalen. Er ist neugierig,und hat eines Nachts eine glänzende Idee: Der Musiklehrer gründeteinen Schulchor und verscheucht damit allmählich die Grabeskälte undFrustration im Internat. Ganz nebenbei entdeckt er das großeGesangstalent von Pierre (Jean-Baptiste Maunier), einem ehedembesonders renitenten Zögling.

Wie jeder gute Lehrer lernt Mathieu auch von seinen Schülern -Pädagogik als Wechselspiel. Dies ist die fast schon utopischanmutende, zeitlos gültige Grundidee von Barratiers engagiertem Film.Ein hehres Ideal wird hier spielerisch entwickelt. Der Lehrer lehrtdie eigenen Choräle und Lieder, und die jungen Sänger geben ihm alleszurück. Das Licht der Musik erleuchtet schließlich die düsteren Gängeund Schlafsäle - auf den Flügeln des Gesangs überwinden die Jungendie Mauern des Internats. Es ist Frühling geworden. Ein schlichtesHappy End gibt es trotzdem nicht.