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Die 17 Hippies geben sich noch internationaler

Von Zacharias Zacharakis 05.02.2009, 14:25

Berlin/dpa. - Sie sind Jäger und Sammler von Melodien, Rhythmen und roten Fähnchen auf der Weltkarte. Die Berliner Band 17 Hippies spürt Volksmusik aus vielen verschiedenen Ländern auf, setzt sie neu zusammen und spielt dann Konzerte rund um den Globus.

Jetzt ist mit «El Dorado» die achte Platte der Gruppe erschienen. Damit geht die Band ab Februar wieder auf Tour. In Deutschland sind die Hippies seit dem Soundtrack für den Kinofilm «Halbe Treppe» vielen Menschen bekannt. In den USA haben sie erst vor kurzem neue Fähnchen für ihre Weltkarte gesammelt.

Im Studio der 17 Hippies am Prenzlauer Berg steckt seit einigen Monaten eine neue Nadel mit rotem Wimpel auf der Weltkarte: Joplin, Missouri, USA. «Rechts von der Straße gab es eine Kirche, links ein paar Häuser», erzählt Kristin Sauer, Sängerin und Akkordeonspielerin der Band. Wer sollte sich in diesem abgelegenen Städtchen in der Nähe von Kansas City schon für eine Band aus Berlin interessieren? «Das war einer der absurdesten Auftritte», sagt Sauer. Denn letztlich hätten Hunderte Fans das Konzert bejubelt.

«Das Publikum nimmt den Platz der fehlenden Mitglieder ein», sagt Christopher Blenkinsop, Gründungsmitglied der Combo. Der Name der Band kann etwas irreführen, denn eigentlich sind es nur 13 Hippies. Die legen aber viel Wert auf eine starke Live-Präsenz. Deshalb will die Band die neue Platte gleich im Februar und März dem deutschen Publikum vorstellen. Für den Sommer sind Konzerte in Frankreich und Großbritannien geplant.

Eine Tournee über den halben Planeten erleben die Fans der Band mit dem neuen Album auch zu Hause vor der Stereoanlage. In den Songs der Berliner Musiker wächst zusammen, was kaum jemand für kompatibel hielte: türkische Rhythmen mit hessischer Mundart, rumänische Volksmusik und Krautrock, Rumba und Chanson. Mal rasen die Rhythmusinstrumente wie gehetzt durch einen Geräuschedschungel der Bläser. Mal schreiten Stimme und Gitarren ganz gemächlich über lateinamerikanische Takte.

Wie dieser interkulturelle Sound zustande kommt, erklärt Christoph Blenkinsop: «Wenn ich unser Studio hier verlasse, ist unten gleich ein russisches Theater. Dann gehe ich weiter durch die Stadt, höre andere Melodien, komme in einen türkischen Imbiss, da läuft dann wieder etwas anderes.» Fans und Journalisten im Ausland bezeichneten diesen Weltmusik-Stil inzwischen schon als typisch für Berlin.

Trotz der vielen Anhänger stoßen die Hippies gerade bei den Weltmusikern in Deutschland auch auf Kritik. «Für die Balkanszene etwa klingen wir falsch», sagt Blenkinsop. «Es gibt hier eine merkwürdige Form von Purismus.» Mit «El Dorado» löst sich die Gruppe noch weiter aus der Balkanszene heraus. Verschiedene Folkloremotive tauchen nur noch schemenhaft auf.

In China jedenfalls sind die Kritiker von einer derartigen Zuordnung der Band weit entfernt. Vergangenes Jahr spielten die Hippies in Guangzhou bei einem Popfestival. «Für die Menschen dort war unsere Musik etwas vollkommen Neues. Sie hatten gar keinen Vergleich dafür», berichtet Blenkinsop. Auch diese Erinnerung hat die Band mit einem roten Fähnchen auf der Karte festgehalten.

www.17hippies.de