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Deutschsprachiger Rap Deutschsprachiger Rap: Massive Töne sind alles andere als «aggro»

20.10.2005, 11:14

Hamburg/dpa. - Massive Töne mögen zwar weder zu den aufregendsten Beattüftlern noch zu den subtilsten Reimakrobaten zählen, einer der erfolgreichsten deutschsprachigen HipHop-Acts sind sie allemal. Vor drei Jahren konnten sich Massive Töne rühmen, die hierzulande kommerziell erfolgreichsten HipHopper zu sein. Geschlagen wurden ihre Verkaufszahlen auf dem Rap-Sektor lediglich von Bling-Bling- Schmusebacke Nelly und dem Superstar Eminem.

Nach diesem Erfolg haben sich Massive Töne Zeit mit der Arbeit an ihrem vierten Album genommen. Die Schwaben werkelten unter anderem in Portugal, Uruguay und Frankreich an "Zurück in die Zukunft». Weitab der neuen Garstigkeit im deutschen Rap-Geschäft haben sich Massive Töne eine große Portion Lässigkeit für ihr neues Album zusammengesammelt. Es geht mal wieder gut gelaunt und locker zu. Vom aggressiven Gossen-Rap, der momentan allgegenwärtig ist, ist bei Massive Töne nichts zu spüren. Auch das breitbeinige Machismo der Massive-Töne-Hitsingle «Cruisen» scheint in einigermaßen weite Ferne gerückt zu sein. Wer auf diesem Album nach lyrischen Offenbarungens sucht oder auch nur der Frische der guten alten Tage, wird eher enttäuscht werden.

Massive Töne geben sich nicht eben hintergründig oder gewitzt doppeldeutig. Schon die erste Single-Auskopplung Top-Model verpackt die eigentlich gut gemeinte Ansage gegen Schlankheitswahn und Schönheitskult in zweifelhafte Zeilen. Für ein wenig Abwechslung in der leicht fußlahmen Tracklist sorgen in erster Linie die Gastkünstler, die sich Massive Töne ins Studio geladen haben. Zu hören ist unter anderem der türkische Rapper Ceza, der in seiner Heimat ein echter Superstar ist. Mit dem Stuttgarten Sänger Fetsum machen Massive Töne auf einem relativ ruhigen Album einen weiteren Schritt in Richtung Soul.

Bei allem Respekt für den friedlichen und zurückgenommenen Ansatz des neuen Albums ist es nicht zu leugnen, dass das beste Stück der Platte auch das garstigste ist. Mit «Bumerang» strecken Massive Töne der Hauptstadt-Szene den Mittelfinger entgegen und verlassen für eine kleine Weile den sehr harmonischen Grundton von «Zurück in die Zukunft». Drei Jahre nach ihrem letzten großen Erfolg sieht es so aus, als entwickelten sich die Stuttgarter langsam aber sicher zu einem Nischenthema für alte Fans mit viel Sinn für loyale Nostalgie. "Zurück in die Zukunft" ist ein Album, das in diesen kalten HipHop- Tagen nicht mehr und nicht weniger als durchaus okay geht.

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